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Hochwasserschutz Deichschlitzung startet am 4. Juni

Das Thema Hochwasserschutz sorgt auch fünf Jahre nach Fischbeck weiter für reges Interesse: Die Veranstaltung in Klietz war gut besucht.

Von Ingo Freihorst 13.04.2018, 01:01

Klietz l Von den in der Verbandsgemeinde befindlichen 38 Kilometer Elbdeichen sind bislang 17,7 Kilometer saniert und weitere 6,3 Kilometer befinden sich im Bau, informierte Burkhard Henning, der Direktor des Landesbetriebes für Hochwasserschutz (LHW). Weitere 13,9 Kilometer werden beplant oder sind in der Bauvorbereitung. Ende des Jahres werden demnach 63 Prozent dieser Wälle normgerecht saniert oder im Bau sein.

Auf der Großbaustelle zwischen Fischbeck und Jerichow haben die Arbeiten am vierten und letzten Abschnitt nach der Winterpause wieder begonnen, die Fertigstellung ist noch in diesem Jahr vorgesehen. Zusätzlich zu dem einen Meter Freibord kommt hier noch ein Wellenaufschlag, so dass der neue Deich noch etwas höher errichtet wird. Die Trasse musste wegen des teils schlechten Baugrundes und aus Naturschutzgründen etwas verschwenkt werden, insgesamt 13 Hektar Überschwemmungsflächen bekommt die Elbe hier hinzu.

Baustellen befinden sich derzeit auch nördlich der B 188-Brücke sowie nördlich der Eisenbahnbrücke bei Schönhausen. Eine Betonwand sorgt an der ICE-Brücke für das nötige Freibord. In Planung sind derzeit 1,3 Kilometer Elbdeich bei Hohengöhren, hier will man im nächsten Jahr mit der Sanierung starten und 2020 fertig werden. Der fast zwei Kilometer lange Nachbar-Abschnitt (ab Kilometer 53) ist seit dem Vorjahr in Bau, 2019 soll auch dieser fertig werden.

Auf Höhe Klietz ist eine Rückverlegung mitsamt Polderbau in der Untersuchung, weil dies etliche Jahre in Anspruch nehmen kann, wird hier erst einmal der vorhandene Deich ertüchtigt. Burkhard Henning verwies als Beispiel auf die im Vorjahr fertig gewordene Rückverlegung bei Aken, welche 25 Jahre in Anspruch genommen hatte.

Anfang September soll zu diesen Plänen eine gesonderte Veranstaltung mit dem Ministerium in der Region stattfinden. Die Umsetzung der insgesamt 27 Maßnahmen ist noch nicht entschieden, im Herbst wird ein Zeitplan erstellt. Die Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz prüft derzeit die summarischen Auswirkungen aller Vorhaben.

Am Deich zwischen Klietz und Scharlibbe wurde auf 2,7 Kilometern Länge eine Spundwand eingebracht, zwei nördliche Abschnitte sind hier in Planung, der Bau soll nächstes Jahr starten.

Ausführlich behandelt wurden die Rückverlegungen im Sandauer Bereich. Finanziert werden beide aus dem Nationalen Hochwasserschutzprogramm. Die Rückverlegung im Nordbereich wurde im Vorjahr übergeben, ab dem 4. Juni soll der Altdeich geschlitzt werden. Das so gewonnene Material wird in den rückverlegten Deich im Süden der Elbestadt eingebaut.

Planer Jörg Priebe informierte über Einzelheiten. Im November hatte die Nord-Rückverlegung mit Holzungen begonnen, 2016 war der neue Deich der Form nach fertig – somit kann der Altdeich zwei Jahre später geschlitzt werden. Derzeit sind hier noch die Kampfmittelräumer im Gange, sie fanden allerdings mehr Schrott als alles andere. Funde, welche tiefer liegen, werden erst mit der Schlitzung geborgen, denn noch muss der Altdeich funktionieren. Geöffnet wird er an jenen Stellen, welche quer zur Elbe liegen. Ende Oktober soll die Schlitzung abgeschlossen sein. Für die Transporte werden die alten Baustraßen am Autohaus, bei Sancoussi und im Havelberger Mühlenholz genutzt. Als Ausgleich für den Naturschutz werden Kleingewässer angelegt – ein Lebensraum zum Beispiel für Rotbauchunken.

Vor drei Jahren wurde der Antrag für die Rückverlegung im Südbereich eingereicht, am 4. Juni erfolgt auch hier der Baustart. Ende Juni 2020 ist die Fertigstellung geplant, die Altdeich-Schlitzung soll ab 2021 erfolgen (demnächst mehr).

Zu den Klietzer Planungen ergänzte Burkhard Henning, dass auch hier alle Beteiligten rechtzeitig informiert und eingebunden werden. Denn ohne Anwohnerbeteiligung kann es keine Lösungen geben. Sehr wichtig sei auch eine Entschädigungsregelung für die von einer möglichen Flutung betroffenen Landwirte.