1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Hoffnung auf Unterstützung von Bürgern

Krankenhaus Hoffnung auf Unterstützung von Bürgern

Für die Großdemo am Donnerstag, 25. Juni, hoffen die Mitarbeiter des Havelberger Krankenhauses auf große Unterstützung von Bürgern.

Von Andrea Schröder 24.06.2020, 01:01

Havelberg l Wem das Krankenhaus in Havelberg und somit eine medizinische Versorgung 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche wichtig ist, der sollte am Donnerstag, 25. Juni, auf den Domplatz kommen und an der Großdemo für den Erhalt des Krankenhauses teilnehmen. Davon sind nicht nur die Mitarbeiter des von der Schließung bedrohten KMG Klinikums überzeugt, sondern auch Bürger, die den Kampf unterstützen. „Letzte Chance“ steht auf den Plakaten, mit denen sie seit Tagen auf den Protest aufmerksam machen. Treff ist um 12 Uhr. Wegen der coronabedingten Abstandsregelungen wurde der Domplatz, an den das Areal des Krankenhauses grenzt, dafür auserkoren.

Die Belegschaft und der Betriebsrat haben im Vorfeld der Großdemo noch einmal ihre Gedanken und Forderungen zusammengefasst. „Wir wenden uns an alle Mitstreiter, alle Bürger in und um Havelberg, alle Hausärzte, Apotheker – an alle Menschen, denen das Krankenhaus wichtig ist. Seit dem 10. Januar kämpfen wir gemeinsam um den Erhalt des Krankenhauses und damit um eine medizinische Grundversorgung in dieser dünnbesiedelten ländlichen Region. Unterstützung erhalten und erhielten wir von vielen Menschen, Politikern und der Gewerkschaft Verdi.

Nach einem halben Jahr Bangen und Hoffen, einer Achterbahnfahrt der Gefühle und Gedanken hüllt sich der Landkreis immer noch in Schweigen und kann keine Ergebnisse vorweisen. Der jetzige Zustand ist für die Mitarbeiter kaum noch zu ertragen. Wir fordern Ergebnisse, damit wir endlich zur Ruhe kommen“, heißt es darin unter anderem und auch, dass die Machtlosigkeit der Politiker gegenüber dem KMG-Konzern nicht hinnehmbar sei.

Eine wichtige Frage dabei ist, wo die Ergebnisse bleiben, nachdem der Kreistag doch am 19. März mit Stimmenmehrheit (27 Ja-Stimmen bei fünf Enthaltungen) für den Erhalt des Krankenhauses votiert hatte, findet zum Beispiel Schwester Karola Schulze.

Die Mitarbeiter erinnern daran, dass das Krankenhaus in Havelberg ihrer Ansicht nach durch das Missmanagement der KMG einen hohen Imageverlust erfahren musste. Oft wechselnde Ärzte, Perspektivlosigkeit, fehlende Wertschätzung des Personals, geringere Entlohnung werden als Beispiele genannt. „Wir bedauern es sehr, wenn dadurch das Vertrauen in unsere Arbeit verloren gegangen ist. Wir schämen uns auch oftmals dafür. Wir kämpfen für ein neues Krankenhaus mit besseren Strukturen und Spezialisierungen. Das ist nur möglich mit fleißigen, engagierten und emphatischen Ärzten und Schwestern. Wir möchten das verlorene Vertrauen zurück bekommen. Geben Sie uns diese Chance und kommen Sie alle zur Großdemo.“

Mit dem Krankenhaus würden Sicherheit und Attraktivität der Stadt und somit ein Stück Heimat verlorengehen. „Lassen Sie uns noch einmal die Politiker wachrütteln und auf unsere Sicherheit und ihre Versorgungspflicht hinweisen. Das ist unsere letzte Chance.“

Betriebsrat und Belegschaft weisen ausdrücklich darauf hin, dass Wortmeldungen von Bürgern während der Demo erwünscht sind. Die Organisatoren hoffen auf viele hundert Teilnehmer. Sie sollten sich aufgrund der vorhergesagten hohen Temperaturen möglichst etwas zu trinken mitbringen und vielleicht auch einen Regenschirm als Sonnenschutz.

Beispiele, wie wichtig eine medizinische Versorgung rund um die Uhr ist, gab es in jüngster Zeit öfter. Dazu gehören vier junge Männer aus Argentinien, die mit dem Rad von Hamburg nach Berlin unterwegs waren. Einer von ihnen brauchte wegen einer kleineren Sache medizinische Hilfe. Während der Behandlung ruhten sich die anderen drei draußen auf dem Gehweg sitzend beziehungsweise liegend aus. Anke Görtz, Röntgenassistentin und stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrates, unterhielt sich mit den Jungs, die gut Deutsch sprechen, und berichtete vom Kampf ums Krankenhaus. „Ich zeigte ihnen unsere Protestschilder und sie nahmen welche und machten ein Foto auf der Krankenhaustreppe. Sie fragten nach den Gründen für die Schließung und zeigten Unverständnis, dass das Krankenhaus schließen soll, wenn es doch in der Nähe kein anderes gibt“, berichtet sie.

„Ich fand diese Begegnung sehr schön. Da wissen wir, wofür wir kämpfen. An dem Tag kam auch noch ein Urlauber in die Rettungsstelle, der mit dem Fahrrad gestürzt war. Es gibt immer wieder Urlauber, die froh sind, hier ein Krankenhaus vorzufinden, in dem ihnen schnell geholfen werden kann.“