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Im Bismarck-Park Barockfiguren sind wieder zu Hause

Sechs restaurierte Sandsteinfiguren sind zurück im Schönhauser Park. Am Sonntagnachmittag wurden sie enthüllt.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 19.03.2017, 17:46

Schönhausen l Der 19. März 2017 wird als der Tag in der Schönhauser Ortschronik eingehen, an dem die zum zweiten Mal restaurierten Sandsteinfiguren zurück in den Bismarck-Park kehren und an dem das Land den Kauf diverser Ausstellungsstücke für das Museum besiegelt hat.

Sonnenschein statt strömenden Regen hätte das Ereignis gestern Nachmittag im Park verdient. „Ein großer Tag für Schönhausen!“ sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff, als er an der Plane zog, die Herkules einhüllte. Zum Vorschein kam unter dem Beifall der Anwesenden eine der sechs Sandsteinfiguren, die nach der Flut restauriert werden mussten. Während Herkules im noch nicht wieder hergerichteten Teil des Parkes steht, haben die anderen fünf Figuren ihren angestammten Platz um den Teich im oberen Bereich der über 300 Jahre alten Gartenanlage des Bismarckschen Gutes I eingenommen. Hier sind die Schäden, die die Flut im Sommer 2013 angerichtet hatte, bereits behoben. Knietief hatten die Figuren im Wasser gestanden, erinnerte Luise Schier, die zuständige Gebietsreferentin im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Sie gehörte zu den Vortragenden, die sich auf der Pressekonferenz im Gärtnerhaus an die Öffentlichkeit richteten.

Im Magdeburger Betrieb Paul Schuster sind die Figuren restauriert worden – wie schon Anfang der 70-er Jahre. Denn 1964 waren die durch Vandalismus stark beschädigten Figuren aus Schönhausen weggeholt worden. Fehlende Köpfe und Arme mussten damals ersetzt werden. Lange standen die Skulpturen am Magdeburger Elbufer, ehe sie 1995 zurück nach Schönhausen kehrten. Hier, an Otto von Bismarcks Geburtsort, hatten dessen Vorfahren 1711 den Park angelegt.

Doch nicht nur die Einweihung der Skulpturen war am Sonntag Anlass für den Besuch des Ministerpräsidenten, sondern auch die Unterzeichnung der Verträge über den abschließenden Ankauf der Bestände des Bismarck-Museums durch das Land. Insgesamt hat das Land 94 Objekte von der Erbengemeinschaft gekauft, die der Otto-von-Bismarck-Stiftung Schönhausen als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt werden. Die Bundesstiftung ist mit der musealen und wissenschaftlichen Betreuung des Museums betraut.

Der Ankauf war notwendig geworden, nachdem die beweglichen Güter 2014 entsprechend Ausgleichsleistungsgesetz des Bundes von 1994 der Erbengemeinschaft übertragen werden mussten.

Nach Volksstimme-Informationen liegt die Kaufsumme für die 94 Objekte inklusive der Figuren, der Kanonen und der Ausstellungsstücke im Museum bei 850 000 Euro. Der Großteil der Stücke – zumeist Schenkungen zu Geburtstagen des Reichskanzlers – hatte sich im ersten Schönhauser Museums befunden, das von 1891 bis 1948 auf dem Gut II (später Schule, jetzt Bürgerzentrum) eingerichtet war. Das heutige Museum gibt es seit 1998.

Als Vertreter der Erbengemeinschaft war Clemens von Oswald (ein direkter Nachfahre Otto von Bismarcks) anwesend und erklärte, dass die Erben „stolz und zufrieden sind, dass es zu dieser gütlichen Einigung gekommen ist“. Es sei von großer Wichtigkeit, dass die Stücke an Bismarcks Geburtsort als Stätte des Erinnern bleiben. Reiner Haseloff dankte der Erbengemeinschaft, dass man „gemeinsam die geschichtliche Verantwortung wahrnimmt. Es ist gut, dass wir nun sicher sein können, dass die Stücke hier in Schönhausen bleiben.“ Er dankte auch den Restauratoren, der Gemeinde und den Bürgern. „Otto von Bismarck würde sich sicher freuen, dass hier die Geschichte bewahrt wird.“

Dass das eine große Verantwortung sei, erklärte Bürgermeister Holger Borowski. Er dankte dem Land für diese Würdigung des Geburtsortes, „wir werden das Erbe aufrecht erhalten und uns gut um die Figuren kümmern“.

Ulrich Lappenküper als Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Stiftung Schönhausen in Vertretung für die erkrankte Leiterin Andrea Hopp berichtete, dass die Stiftung seit 2007 ihren Teil dazu beiträgt, dass das Andenken eines der bedeutendsten deutschen Staatsmänner bewahrt und das Bildungsangebot bereichert wird. Auch er freute sich über die Einigung von Land und Erben, ist doch damit die Zukunft des Museums gesichert.

Der freudige Tag kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Museum recht licht geworden ist. Denn längst nicht mehr alle Ausstellungsstücke, die einst gezeigt worden sind, sind noch vorhanden.

Zumindest gibt es aber auch zwei historische Dinge, die neu sind: Es handelt sich um zwei Stücke aus dem Urkundenfundus der Familie von Bismarck. Wolf von Trotha als Bevollmächtigter der Erbengemeinschaft überreichte diese Geschenke dem Ministerpräsidenten und dem Schönhauser Bürgermeister, die die beiden Stücke dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen. Es handelt sich zum einen um ein Glückwunschschreiben von 1885 zu Bismarcks 70. Geburtstag vom Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung Magdeburgs und zum anderen Glückwünsche zum 80. Geburtstag 1895 vom Schönhauser Gemeindevorstand und der Gemeindevertretung.