1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. In Schollene leuchten die Augen von Frau Harke in der Dunkelheit

Wegemarke am Sagenpfad soll Anfang September eingeweiht werden In Schollene leuchten die Augen von Frau Harke in der Dunkelheit

Von Ingo Freihorst 07.08.2013, 03:10

Frau Harke, die riesige Sagengestalt aus den Kamernschen Bergen, hat blaue Augen. So jedenfalls präsentiert sie sich mit der neuen Wegemarke des Harke-Sagenpfades in Schollene.

Schollene l "Es war nicht leicht, solche blauen Flaschen aufzutreiben", informierte Günter Klam vom KulTour-Verein aus Kamern vorab. Erst in Rathenow wurde er fündig. Denn die Flaschenböden wurden sauber abgeschliffen und in der Wegemarke als Augen der Frau Harke verwandt.

Das Material Glas hat den Vorteil, dass die Augen in der Dunkelheit auch beleuchtet werden können. In Schollene erfolgt dies sogar mit umweltfreundlichem Solarstrom, der praktischerweise gleich auf dem Dach der kunstvollen Wegemarke produziert wird.

Die blauen Augen stellen auch gleich die Verbindung zum Schollener See her. Denn in diesem ist einer alten Sage nach einst das Königreich Schollene versunken: Der König hatte eine gar garstige Tochter, die er schließlich verwünschte. Seitdem ward sie nie wieder gesehen, nur eine weiße Seerose im damals noch riesigen Schollener See - er erstreckte sich wohl bis Kamern - kündete von ihr. In der Folge versank auch das Schloss mitsamt dem gesamten Königreich in dem Gewässer.

Gesamtes Königreich versank in dem See

Etwas jedoch hat der sagenhafte König den Hinterbliebenen vererbt: das "Schollener Gold", die Pelose. Auch dieser aus dem Gewässerboden gewonnene Heilschlamm wurde stilistisch mit in der Gestaltung der Wegemarke verarbeitet. Ebenso die Lachmöwen, die dafür sorgten, dass der See schon seit sehr langer Zeit unter Naturschutz steht. - Leider hielt sich der räuberische Mink nicht an die Gesetze der Menschen und löschte vor Jahren die Kolonien der Möwen aus.

Bei den Wegemarken ist es auch schöne Tradition, an die regionale Geschichte zu erinnern. In Schollene wurde ein Biberschwanz der einstigen Neumolkenberger Ziegelei Borgmann eingefügt. Ein Schollener Heimatfreund spendete zudem einen alten Backstein, auf dem noch "Schollehne" als Produktionsort vermerkt ist. Ein Stein vermerkt "Molkenberg bei Rathenow" als Herstellungsort, so musste der potenzielle Käufer nicht lange auf der Landkarte suchen.

Über Ziegeleien verfügten damals fast alle Orte, denn an Elbe und Havel war Ton reichlich vorhanden. Der an der Havel gewonnene war mehr gelblich, jener an der Elbe eher rötlich. Das Rote Rathaus in Berlin verdankt seinem Namen auch den Ziegeln aus dem Elbe-Havel-Winkel. In Havelberg allein gab es einst etwa um die zehn Ziegeleien. Eigentlich sollte die Einweihung der Wegemarke - sie ist inzwischen vollendet - im Juli erfolgen, doch wirbelte die Flut der Elbe, die Schollene zum Glück verschonte, die Planungen durcheinander. Nunmehr soll sie im September stattfinden, gleich nach Schulbeginn. "Das wird in enger Zusammenarbeit mit dem Schollener Heimatverein erfolgen", kündigte Günter Klam an.

Blaue Augen auch an Garzer Mühle

Blaue Harke-Augen leuchten auch auf der Wegemarke an der einstigen Garzer Mühle, also dort, wo die Landstraße nach Strodehne ins Brandenburgische abzweigt. Diese Wegemarke wird am 30. August eingeweiht, es ist die siebente kunstvoll gestaltete Sitzgruppe am Frau-Harke-Sagenpfad.

Wegemarke Nummer neun entsteht derzeit in Kuhlhausen am Karpfenteich, hier hatte der Orts- und Kulturverein darum gebeten. Hergestellt werden die Sitzgruppen von litauischen Kunsthandwerkern in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der Holzbau-Kunstschule Kamern. Für die deutsch-litauischen Projekte fließen auch Fördermittel aus dem europäischen Leader-Programm.

Erst seit kurzem steht auch eine Wegemarke in Klietz am Landguthotel. - Sie wurde im Juni sogar mit Elbewasser aus der Fischbecker Deichbruchflut "getauft", stand mit den Füßen im Nass. Etwas nach hinten verschoben haben sich hingegen die Projekte in Wulkau und Schönfeld, hier müssen noch letzte Standortfragen geklärt werden.