1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Wildwarner reduzieren Unfälle

Jagdgenossen Wildwarner reduzieren Unfälle

Wildunfälle und der Wolf waren Themen, welche auf der Versammlung der Klietzer Jagdgenossenschaft angesprochen wurden.

Von Ingo Freihorst 31.03.2017, 18:00

Klietz l Kraftfahrern werden sie sicher schon seit einiger Zeit aufgefallen sein: Die blauen Reflektoren an den weißen Begrenzungspfählen längs der Bundesstraße nördlich und südlich von Klietz. Hierbei handelt es sich um Wild-Warn-Reflektoren der zweiten Generation, welche zwischen sich eine blaue Linie projizieren. Diese Farbe bedeutet für das Wild „Gefahr!“

Im Gebiet der Jagdgenossenschaft Klietz-Scharlibbe wurden die Reflektoren flächendeckend anmontiert, informierte Vorsitzender Bernd Butzek vor kurzem auf der Jahreshauptversammlung im Landguthotel „Seeblick“. Auf Antrag der Jägerschaft hatte sich die Genossenschaft am Kauf mit 450 Euro beteiligt.

„Diese Investition hat sich gelohnt“, zeigte sich Bernd Butzek überzeugt. Auch wenn man die Zeit der Straßensperrung außen vor lässt, hat sich die Anzahl der Wildunfälle in der Nacht drastisch reduziert. Das bestätigte auch Uli Bomüller von den Jagdpächtern, vor allem was die Strecke zwischen Scharlibbe und Schönfeld betrifft. Allerdings funktioniert der Reflektor nur im Scheinwerferlicht, nicht aber am Tage oder in der Dämmerung.

Vor Klietz hatten auch Hohengöhren und Fischbeck gute Erfahrungen mit den Wildwarnern gesammelt, informierte Waidmann Manfred Joachim. Unfallschwerpunkt mit Wild in Klietz ist der Ortsausgang nach Scharlibbe neben den Gärten – vermutlich, weil hier viele ihre Hunde Gassi führen und dabei das Wild aufschrecken. Auch hier gingen die Unfallzahlen zurück.

Ein weiteres Problem, mit dem die Jagdgenossenschaften konfrontiert wurden, war die mögliche Entrichtung einer Umsatzsteuer. Doch wird dies erst ab einem Umsatz von über 17 500 Euro nötig, wovon man in Klietz weit entfernt ist. Dennoch wurde ein entsprechendes Zertifikat ans Finanzamt gesandt, womit man bis 2021 befreit ist.

Viel Arbeit entstand dem Vorstand mit der Überweisung der Jagdpacht, welche zu 100 Prozent ausgezahlt wird. Die über 100 Überweiser werden per Hand ausgefüllt, da in Klietz seit dem Vorjahr kein Geldinstitut mehr ist, müssen sie dann auch noch andernorts abgegeben werden. Für Ackerland wird übrigens eine Pacht in Höhe von 2,56 Euro je Hektar fällig, für Waldflächen sind es 5,62 Euro.

Auch das gab es: Ein vermeintlicher Flächenbesitzer hatte die Auszahlung der Pacht für seine Grundstücke beantragt, kam aber der Aufforderung, dafür Grundbuchunterlagen einzureichen, nicht nach. Das war nicht verwunderlich, da er nicht der wahre Eigentümer war, musste der Vorstand überrascht feststellen.

Die sieben Jäger der Pächtergemeinschaft hatten im gestern abgelaufenen Jagdjahr insgesamt zehn Stücken Rotwild erlegt, berichtete Manfred Joachim. Darunter befanden sich ein Kalb und ein junger Hirsch. Dam- und Muffelwild kommt im Klietzer Revier nur noch sporadisch vor – der Wolf räumte schon ordentlich auf. Isegrim ist es auch zu verdanken, dass sich das Rotwild zu riesigen Rudeln zusammenschließt, welche nur schwer zu bejagen sind.

Unter den 30 erlegten Rehen befanden sich sechs Kitze und elf Böcke, zudem wurden 28 Schwarzkittel zur Strecke gebracht, darunter 18 Frischlinge und eine Bache. Beim Raubwild wurden 25 Füchse, 28 Waschbären und 7 Marderhunde aufgelistet. Bester Raubwildschütze wurde wieder Andreas Schikor.

Der Rehbestand hat sich nach der Flut gut erholt, so dass fürs nächste Jagdjahr 46 Tiere im Abschussplan stehen. Wegen des milden Winters werde es wohl auch mehr Schweine geben, meinte Manfred Joachim – erste Frischlinge wurden schon gesichtet.

Wildschäden auf den weiter anwachsenden Maisfeldern werden da nicht ausbleiben, doch hat sich die Agrargenossenschaft bislang immer als kulant erwiesen. Denn die Jäger bemühen sich ihrerseits, die Schäden zu begrenzen.

In den Wäldern um Klietz gibt es mindestens zwei Rudel Wölfe, erklärten die Waidmänner. Karsten Gilbrich wies auf ein anderes Problem hin: Der Wolf, der riesige Strecken zurücklegt, kann auch an Tollwut erkranken, wodurch sich sein Verhalten rapide ändern würde.