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Jubiläum Ruderer haben Grund zum Anstoßen

Das Jahr 2019 ist zwar fast um, aber auf der Spülinsel gab es noch einen Grund zum Feiern. Er hieß "110 Jahre Rudern in Havelberg".

Von Dieter Haase 12.12.2019, 00:01

Havelberg l Im Domizil der Ruderriege Havelberg hatten sich zur Festveranstaltung zahlreiche Gäste eingefunden. Unter anderem von den befreundeten Vereinen aus Verden und Tangermünde sowie von den Ruderclubs aus Berlin und Bernburg.

Zu Beginn nutzten Gastredner die Gelegenheit, um Grußworte zum Ruderjubiläum an alle Anwesenden zu richten. Carola Schulz vom Kreissportbund sprach unter anderem davon, dass die Anwesenheit von Vertretern aus mehreren Havelberger Vereinen zeige, „dass es hier ein gutes Miteinander gibt. Das belebt die Stadt.“

Bürgermeister Bernd Poloski wollte angesichts der 110 Jahre Ruderriege „vorausstellen: Bei uns in Havelberg kann man mindestens 114 Jahre alt werden“, womit er eine Verbindung zu dem bis vor kurzem in der Domstadt lebenden ältesten Mann der Welt herstellte. Die Ruderriege Havelberg sei trotz ihres Jubiläums aber sehr jung geblieben, betonte er. „In den letzten Jahren ist in eurem Domizil hier auf der Spülinsel ungeheuer viel passiert“, sagte er und meinte damit nicht nur das Sportliche. „Vor allem bewundere ich, welches Engagement die Mitglieder an den Tag legen, um positive Veränderungen beziehungsweise Verbesserungen herbeizuführen.“ Dieses besondere Engagement zeichne den Verein aus und bilde eine ausgezeichnete Grundlage „für die nächsten Jahrzehnte.“ Für diese wünschte der Bürgermeister den Sportfreunden von der Ruderriege Havelberg „alles erdenklich Gute“. Sprach es und übergab dem Vorsitzenden der Ruderriege, Matthias Schulz einen Umschlag mit einer „finanziellen Spritze“.

Vom Ruderverband Sachsen-Anhalt hatte es sich dessen Präsident Steffen Planer nicht nehmen lassen, persönlich nach Havelberg zu kommen, um zu 110 Jahren zu gratulieren. „Es ist schön zu sehen, wie der Rudersport in Havelberg gelebt wird. Vor allem denke ich da an das Wanderrudern. Das Wanderrudern ist das Herz dieser Ruderriege“, findet er. Steffen Planer dachte in seinen Grußworten auch an seine allererste Begegnung mit der Ruderriege zurück. „Das ist jetzt 19 Jahre her. Als ehemaliger Leistungsruderer der DDR habe ich dabei in Havelberg Bootsmaterial gesehen, das mir vorher noch nie zu Augen gekommen ist.“ Hochachtung zollte er, wie bereits sein Vorredner Bernd Poloski, dem „unheimlichen ehrenamtlichen Engagement, das hier an den Tag gelegt wird“.

Die Chronik des Ruderns in Havelberg ist lang. In mühevoller Arbeit wurde sie zum 100-jährigen Jubiläum erarbeitet und seitdem immer wieder aufgefrischt beziehungsweise aktualisiert. „Ein Anspruch auf Vollständigkeit besteht aber nicht“, wies Matthias Schulz darauf hin, dass die Aufarbeitung von 110 Jahren – und vielleicht sogar noch mehr? – für den dafür beauftragten Arbeitskreis aus der Ruderriege gar nicht so einfach zu bewältigen sei. Unter anderem wurde dazu das gesamte Stadtarchiv durchforstet. Bei den Recherchen aufgetaucht ist auch eine Mitgliedskarte vom „Seminar-Ruderverein Havelberg, Gegründet am 16. Oktober 1908“. Mehr ist zu diesem Seminar-Ruderverein bisher allerdings nicht „ausgegraben“ worden. Also 111 oder 110 Jahre? „Das ist nicht entscheidend“, sagte der Vorsitzende der Ruderriege dazu. „Der Rudersport in Havelberg hat eine sehr lange Geschichte – und dass sie so lang geworden ist, das wollen wir heute feiern.“

Einige Eckdaten wurden von Matthias Schulz noch einmal erwähnt. Vor allem lebte der Rudersport in Havelberg durch das Schülerrudern auf, das das Lehrerseminar in den 1950er und 1960er Jahren aktiv betrieb. Auch gehörte der Rudersport als eigenständige Sektion zum früheren Havelberger Turnverein. In den 1970er und 1980er Jahren erfolgten in Havelberg hauptsächlich Sichtungen für geeigneten Rudernachwuchs für den Magdeburger Sportclub. Aber es gab auch Unterbrechungen.

Nach der Wende war es dann ein Verdienst von Jürgen Frischmann, Leiter des Gymnasiums in Havelberg, die „Ini­tiative Schülerrudern“ wieder ins Leben zu rufen. Und er fand mit Jürgen Welle, Siegmar Urban sowie Torsten Rauls auch engagierte Übungsleiter dazu.

Wie alt kann die Ruderriege noch werden? „Die Sicht auf das Ende rücken wir in weite Ferne. Es gilt weiter, Leute für den Verein zu gewinnen und die Jugend für das Rudern zu begeistern. Das ist unsere Zukunft“, so Matthias Schulz.