1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Kamernsche Orgel erklingt in alter Stärke

Wiedereinweihung Kamernsche Orgel erklingt in alter Stärke

Gleich drei "himmlische Gründe", so Landesbischöfin Ilse Junkermann, konnten beim Pfingstgottesdienst in Kamern gefeiert werden.

Von Dieter Haase 10.06.2019, 18:52

Kamern l Einer davon war die Wiedereinweihung und der 101. Geburtstag der restaurierten Orgel, ein zweiter die Taufe von Jeremy-Jules Vogt (12 Jahre) und Elli Vogt (3 Jahre) aus Kamern und nicht zuletzt natürlich der Geburtstag der Kirche, für den in jedem Jahr das Pfingstfest steht.

Genau 100 Jahre. So alt ist die Orgel in der Kirche in Kamern 2018 geworden. Das Instrument in der Dorfkirche wurde einst vom kaiserlichen Orgelbauer Wilhelm Sauer in Frankfurt (Oder) angefertigt. Mittlerweile konnte allerdings auf der sehr seltenen pneumatischen Orgel niemand mehr spielen. Denn das Instrument ist im wahrsten Sinne des Wortes in die Jahre gekommen. Zahlreiche Töne waren ausgefallen, akzeptable Klänge ließen sich nicht mehr entlocken.

Pneumatisch zu spielen, hat unter anderem den Vorteil, dass der Organist mittels nur eines Tastendrucks gleich mehrere Register miteinander kombinieren kann. Weil in dem Instrument diverse kleine Blasebälge verbaut sind, ist die Pflege und Wartung einer pneumatischen Orgel allerdings auch sehr zeitaufwändig – und somit recht teuer.

Vor über 30 Jahren hatte sie ihre letzte Sanierung erfahren. Ein zu langer Zeitraum. Etliche Register waren verstimmt, die Orgel konnte nur noch zum Teil bespielt werden. Zum Erhalt des alten Instrumentes musste etwas unternommen werden. Gemeindepädagoge Andreas Gierke kam auf die Idee, mit Hilfe einer „Orgelsommer“-Konzertreihe Spenden für die Orgelsanierung zu sammeln. Der Auftakt für den Kamernschen „Orgelsommer“ erfolgte im Jahr 2016. Mit dieser Veranstaltungsreihe, mit weiteren Spenden und dem Orgelfonds der Kirche konnte der Gemeindekirchenrat seinen Eigenanteil für die Orgelsanierung finanzieren, erzählt Gemeindekirchenratsmitglied Christian Leue.

Der Hauptteil der benötigten Mittel wurde jedoch durch ein Leader-Projekt bereitgestellt. Fördergelder der Europäischen Union ermöglichten es, die Orgel von Grund auf instand setzen zu lassen. Orgelbauer Matthias Beckmann übernahm zu Beginn 2019 diese Arbeit, die etwas mehr als drei Monate in Anspruch nahm. Unter anderem musste das Pfeifenwerk der Orgel demontiert, gereinigt und repariert werden. Arbeiten an der pneumatischen Anlage und am sogenannten Spieltisch machten sich erforderlich. Dazu zählten etwa die Überarbeitung der Tasten, Beschläge und des Pedals. Außerdem mussten Bleirohre aufgearbeitet und defekte Registerschaltungen wieder instand gesetzt werden. Das große Ziel des Gemeindekirchenrates ist damit erreicht. Die Orgel ist restauriert und erklingt in alter Stärke. Für ihre Wiedereinweihung hätte es keinen besseren Anlass geben können als den Geburtstag der Kirche – Pfingsten.

Ein Folgeprojekt ist schon gestartet. „Die bereits restaurierte Wetterfahne muss jetzt endlich auf den Turm zurück“, so Christian Leue. Weil das nicht ohne Kran zu bewerkstelligen ist, ist auch das mit hohen Kosten verbunden – Spenden werden wieder gesammelt. Die Einnahmen vom Kuchenbüfett nach dem Pfingstgottesdienst waren zum Beispiel komplett für diesen Zweck bestimmt.

Zu einem kleinen Festprogramm in Kamern gehörten am Pfingstsonntag nach dem Kirchgang auch noch ein Vortrag von Orgelbauer Matthias Beckmann zu den Arbeiten an der Kamernschen Orgel, Musik der Band „Kopf und Kragen“, eine Baumpflanzung und eine Reihe von Kreativangeboten für Kinder.