Wahlforum Kandidaten mit verschiedenen Ansichten zum Rathausumbau in Sandau
Ein neuer Bürgermeister wird am 6. Juni in Sandau gewählt. Die drei Bewerber um das Ehrenamt stellten sich am Mittwoch in der Turnhalle ihren Wählern vor – natürlich mit Abstand.
Sandau - 40 Interessenten hatten sich in der Turnhalle zum Wahlforum mit den Bewerbern eingefunden. Die Namen von Claudia Lange, Melanie Mente und Thomas Gerstmann werden auf den Wahlzetteln stehen, sie stellten sich zuerst den Fragen der Verwaltung und anschließend denen der Sandauer. Moderiert wurde das Forum von Verbandsgemeindebürgermeisterin Steffi Friedebold, die über die rege Resonanz erfreut war und Sachgebietsleiterin Jenny Wolff, welche in der Verwaltung für Wahlen zuständig ist.
Zunächst bekamen die Bewerber Gelegenheit, sich kurz vorzustellen. Claudia Lange ist im Landratsamt Stendal tätig, Melanie Mente in der Stadtverwaltung Havelberg und Thomas Gerstmann arbeitet bei der Firma Gilde im örtlichen Gewerbegebiet.
Zusammenhalt in Sandau war beeindruckend
Die ersten Fragen stellte Jenny Wolff. So wollte sie wissen, warum man für das Ehrenamt kandidiert, was einen von den anderen Bewerbern unterscheidet, welche Stärken und Schwächen Sandau hat oder welche Dinge sie als Bürgermeister zuerst anpacken würden.
Besonders beeindruckend schilderte Claudia Lange, wie sie 2013 als Mitglied der Einsatzleitung bei der Flutbekämpfung die tolle Gemeinschaft in Sandau erlebte und dabei auch gut mit dem Stadtrat zusammenarbeitete. Im Vorfeld der Wahl war sie von etlichen Bürgern angesprochen worden, ob sie nicht kandidieren wolle.
Gefragt nach den Stärken von Sandau, verwies Melanie Mente auf die vielen ehrenamtlichen Aktivitäten: So halten die „Blumenmädchen“ das Ortsbild in Ordnung und sorgen mit ihren Pflanzenarrangements für Blickfänge, die Sportler von TuS halten neben ihrem Hobby auch die Sportanlagen in Ordnung und die Feuerwehr sorgt für die Sicherheit der Bürger. Bei den städtischen Schwächen erwähnte sie die mäßige Jugendarbeit – noch immer gibt es nur einen provisorischen Treff in der Turnhalle – sowie die im kommenden Jahr bevorstehende Herabstufung der Grundschule zur Nebenstelle.
Besseres Miteinander in Sandau erhofft
Thomas Gerstmann wünschte sich bei dieser Frage ein besseres Miteinander im Ort. Er würde als erste Maßnahmen im Amt für den Erhalt von Grundschule und Fähre sorgen. Die Komplettsanierung des Rathauses sieht er hingegen skeptisch, dies sei für ihn „ein Fass ohne Boden“.
Bei diesem mehrere Millionen Euro teuren Projekt müsse man genau schauen, was geht, erklärte Claudia Lange. Dazu müsste sie sich – würde sie denn gewählt – erst einmal einen Überblick verschaffen. Geklärt werden müssen auch die spätere Nutzung sowie die jährlich anfallenden Folgekosten. Ferner müsste die Infrastruktur weiter ausgebaut werden, hier gebe es eine Stagnation.
Auch wollte Jenny Wolff wissen, ob ein Zusammengehen mit Havelberg vielleicht die bessere Option für Sandau gewesen wäre, auch mit Blick auf den Haushalt. Bei der Debatte um die Schule war dieses Argument von Ratsmitglied Holger Köhne wieder ins Gespräch gebracht worden. Es gibt eine geschlossene Vereinbarung zur Bildung einer Verbandsgemeinde, erklärte Claudia Lange, an diese müsse man sich halten. Havelberg sei für sie keine Option. Melanie Mente, die in der Havelberger Verwaltung arbeitet, enthielt sich.
Schule ist wichtig für attraktiven Ort
Auf die Frage, wie sie die Zukunft der Grundschule sehen, antwortete Melanie Mente, dass man für den Erhalt junge Familien ansiedeln müsste. Eine Schule sei wichtig für die Anziehungskraft eines Ortes. Der geplante Verbund mit Schönhausen lasse sich wohl nicht mehr abwenden, meinte Claudia Lange. Man müsse aber auch klären, warum manche Sandauer ihre Kinder lieber an andere Schulen schicken.
Mit der Schließung der Tankstelle brach für die Sandauer die letzte Versorgungsmöglichkeit weg. Wie sollte der künftige Bürgermeister hierbei verfahren, fragte Jenny Wolff. Vielleicht finde sich unter den Zuzüglern ein Betreiber, hofft Melanie Mente, ansonsten müsse man auswärts werben. Eine Option wäre ein kleiner Kaufladen, erklärte Thomas Gerstmann. Hier mit öffentlichen Mitteln zu helfen, sei schwierig, sagte Claudia Lange – die bessere Adresse wäre die Wirtschaftsförderung vom Landkreis.
Wie stehen die Kandidaten zur Fähre, wollte der amtierende Bürgermeister Wolfgang Hellwig wissen. Sie muss erhalten bleiben, da viele Pendler auf sie angewiesen sind, erklärte Thomas Gerstmann. Als öffentliche Einrichtung muss die Fähre kostendeckend arbeiten, dann hätte sie auch weiterhin Bestand, sagte Claudia Lange. Eine Übergabe ans Land wäre schlecht, meinte Melanie Mente.
Arbeitszeit schon vorab reduziert
Wie viel Zeit die Bewerber für das Ehrenamt eingeplant hätten, wollte Stadträtin Sandra Bahlke-Frank wissen. Sie habe ihre Arbeitsstunden bereits auf 35 je Woche reduziert und könne auch im Homeoffice arbeiten, antwortete Claudia Lange. Den genauen Zeitaufwand könne man jetzt noch nicht abschätzen – „aber es ist halt ein Ehrenamt und kein Vollzeitjob“. Melanie Mente, die derzeit im Babyjahr ist, arbeitet ansonsten 30 Wochenstunden – sie denkt, dass zehn Wochenstunden fürs Bürgermeisteramt ausreichen. Er hat als im Ort Arbeitender kurze Wege, argumentierte Thomas Gerstmann.
Ob die Bewerber zu einer Partei tendieren und ehrenamtlich tätig sind, wollte Berta Meyer wissen. Alle Kandidaten sind parteilos. So sei man unabhängig, erklärte Claudia Lange. Sie habe schon länger überlegt, bei der Wehr oder beim Karneval mitzumachen, berichtete Melanie Mente. Thomas Gerstmann ist aktiver Feuerwehrmann.
Wie die Kandidaten mit den Vereinen zusammenarbeiten würden, wollte Bernd Kandner wissen. Thomas Gerstmann wolle sogleich alle Vorstände zum Gespräch an einen Tisch bitten, ebenso die beiden Mitbewerberinnen. Man müsse dabei auch klären, was gut gelaufen sei – und was weniger gut, ergänzte Claudia Lange.
Falls das Geld nicht reicht, würde man lieber auf die Rathaussanierung oder die Fähre verzichten, wollte Angelika Kersten wissen. Die Mittel sind begrenzt, doch sei es schade um jedes alte Haus, was in Sandau abgerissen werde, meinte Claudia Lange. Sie würde um das Rathaus kämpfen, sagte Melanie Mente, auch mit Blick auf eine Arztpraxis, die sie noch immer nicht aufgegeben hat. „Ehrlich gesagt wissen alle, was mit dem Rathaus los ist“, warnte Thomas Gerstmann als gelernter Maurer vor dessen Sanierung.
Insgesamt 715 Sandauer können am 6. Juni zeitgleich mit dem neuen Landtag ihren neuen Bürgermeister wählen – wahlberechtigt sind hierbei alle Bürger ab 16 Jahren.