Mitglieder des Wuster Geschichtskreises besichtigten Ausstellung zum Kriegsgericht im Schloss Köpenick Katte-Tragödie: Soldatenkönig hielt sich 1730 an das geltende Recht
Wust l "Herr Jesu..." waren am 6. November 1730 die letzten Worte Hans Herrmann von Kattes, dann wurde er in der Festung Küstrin enthauptet. Sein Vergehen: Er war als Gardeoffizier in die Fluchtpläne des Kronprinzen eingeweiht gewesen und hatte den König darüber nicht informiert. - Fahnenflucht jedoch wurde laut "Krieges-Articul vor die Unterofficirer und gemeinen Soldaten" mit dem Tode bestraft - auch bei Mitwissern.
Die sterblichen Überreste des engsten Freundes des damaligen Kronprinzen, des späteren Königs Friedrich II., wurden in aller Stille in der Familiengruft an der Wuster Kirche beigesetzt. Grund für den Geschichtskreis GuM, alljährlich des Geschehens zu gedenken.
Bis heute sind noch manche Fragen offen, die den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. damals bewogen haben, das Urteil so zu fällen. Über neue Erkenntnisse dazu informierte Dr. Jürgen Kloosterhuis, Leiter des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, während eines Rundganges durch die Ausstellung im Köpenicker Schloss. Dorthin waren die Mitgliedes des GuM am Sonntag mit dem Bus gereist.
Zuerst jedoch hatten sie sich in der Wuster Kirche zu einer Andacht eingefunden. Pfarrer i.R. Karlheinz Stephan stellte eingangs die Frage, warum man sich des Geschehens alljährlich erinnere. Es gibt einen Unterschied zwischen gedenken und erinnern, meinte er. Es gehe nicht um Katte oder gar Preußen, es gehe um die Geschichte an sich - sie gibt heute Orientierung.
Auch Kattes Tragödie muss man immer wieder hinterfragen, denn Geschichte ist oft politisch oder kirchlich verfärbt. Warum forderten beim Kriegsgericht die unteren Dienstgrade die Todesstrafe, die adligen Offiziere jedoch nur Festungshaft? Sollte der König das Recht umgehen? Dieser jedoch machte keine Unterschiede und ließ mit Katte auch einen adligen Offizier hinrichten.
Die gut gegliederte Ausstellung im Schloss Köpenick, wo damals das Kriegsgericht tagte, gefiel den Gästen, ebenso die Führung durch Jürgen Kloosterhuis. Die Exponate im Kunstgewerbemuseum sind noch bis zum 5. Februar zu sehen.