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Kirche restauriert Einweihung zum 150. Geburtstag

Das Innere der Vehlgaster Kirche strahlt in neuen Farben. Am Sonnabend werden Einweihung und der 150. Geburtstag des Gotteshauses gefeiert.

Von Andrea Schröder 11.10.2017, 15:31

Vehlgast l An der Eingangstür zur Winterkirche setzt Maler Andreas Albrecht am Dienstag die letzten Pinselstriche. Seit Wochen ist die Kirche in Vehlgast der Arbeitsplatz des Zernitzers. Er hat um die 700 Quader an die vorher von ihm gemalerten Wände gebracht, die Decke gestrichen und auch die Orgelempore und die Abtrennung zur Winterkirche sowie die Kirchenbänke mit einem neuen Farbanstrich versehen. Die Restaurierung des Innenbereiches ist der zweite Bauabschnitt im Gotteshaus.

Pfarrer Henning Utpatel ist beeindruckt, wie sich das Kircheninnere verschönert hat. Alles ist wieder so, wie es im Jahre 1867 gewesen ist. Da wurde die neu aufgebaute Kirche vermutlich zum Jahresende nach einer Bauzeit von einem halben bis zu einem dreiviertel Jahr eingeweiht. Die Vorgängerkirche, die wahrscheinlich aus Fachwerk errichtet war, brannte 1863 ab, als in dem kleinen Haveldorf ein zerstörerisches Feuer wütete. 1960 gab es Renovierungsarbeiten und die alte Farbgebung verschwand.

„Unser Ziel war es, den zweiten Bauabschnitt der Restaurierung zum 150. Geburtstag zu realisieren. Das ist gelungen. Am Sonnabend können wir die Einweihung und den Geburtstag feiern“, freut sich der Pfarrer. Die Malerarbeiten bestimmten zuletzt das Geschehen in der Kirche. Allein das Aufbringen der Quader, die dem Raum Form geben, erforderte akribisches Arbeiten. Mit Lineal und Strichzeichner brachte Andreas Albrecht die Linien auf. 690 Quader sind es genau.

Um den Eigenanteil der Kirchengemeinde finanzieren zu können, hatte sie zu Spenden für die Quader aufgerufen. Viele Einwohner aus dem Bereich der Kirchengemeinde Breddin-Vehlgast und weitere Menschen spendeten zehn Euro pro Quader. Manche gleich für mehrere. 638 sind bereits bezahlt. Dass auch noch für die verbliebenen Quader Spender gefunden werden, da ist Henning Utpatel optimistisch. Die Namen der Spender sind auf Tafeln in der Winterkirche zu lesen.

Die Farbgebung für alle Holzteile war eine schwierige Findungsphase mit vielen Farbproben. An der Abstimmung war auch die Denkmalpflege beteiligt. Die holzfarbene Lasur entspricht der ursprünglichen Gestaltung, wie Farbfunde zeigten.

Die Kirchenbänke, die zuletzt in einem grünlichen Ton gestrichen waren und viele weiße Flecken aufwiesen, wurden vom Tischler aufgearbeitet und anschließend vom Maler gestrichen, mit einem großen Pinsel geschlagen und lackiert, um eine Holzmaserung zu imitieren. Die Orgelempore und die Eingangstür erhielten mit der sogenannten Bierlasur ebenfalls ein hölzernes Aussehen. Dafür wird mit einem Gummikamm die Maserung aufgebracht. „Das ist alles recht aufwendig, jeweils sind mit dem Streichen, der Maserierung und dem Lackieren drei Arbeitsschritte erforderlich“, sagt Henning Utpatel.

Er ist sehr zufrieden mit der Arbeit der Handwerker und dankbar für die finanzielle Unterstützung durch Leader, den Kirchenkreis Prignitz, die Landeskirche und die Kirchengemeinde sowie die Spender. Im zweiten Bauabschnitt, der 72.000 Euro kostet und zu 80 Prozent mit Leader-Geldern gefördert wird, wurden auch die Bleiglasfenster restauriert, Putzarbeiten vorgenommen und die Elektroleitungen erneuert.

Im Altarbereich wurden die um 1960 eingebrachten zwei Stufen zurückgebaut. Nun gibt es wieder nur den ursprünglichen Absatz. Auf ihm stehen zunächst ein provisorischer Altartisch und das steinerne Taufbecken.

Die Kirchengemeinde will Künstler um Vorschläge für die Gestaltung des Altarbereiches bitten. „Erstmal leben wir mit dem Provisorium und dann schauen wir, was wir für Vorschläge für Altar, Kanzel und Taufbecken erhalten, die auch umsetzbar sind“, sagt der Pfarrer. Das mit Blattgold behaftete Kreuz stammt aus der Zeit um 1960, als die Kirche renoviert worden war.

Als Andreas Albrecht am Dienstag die letzten Pinselstriche gesetzt hatte, folgte noch das Ölen des Fußbodens. „Am Freitag räumen wir die Kirche dann ein und bereiten sie für das Fest am Sonnabend vor“, berichtet Henning Utpatel weiter. Der Fest- und Dankgottesdienst beginnt um 13.30 Uhr.

Für den dritten Bauabschnitt, der die Sanierung des Kirchturmes betrifft, ist das Projekt in Stendal angemeldet. Wichtig ist die Erneuerung der Dacheindeckung. „Das Schieferdach ist sehr marode“, sagt der Pfarrer. Rund 100.000 Euro werden dafür noch einmal benötigt. Er hofft, dass schon im nächsten Jahr wieder Fördergelder aus dem Leader-Programm fließen können. Im ersten Bauabschnitt waren 2012 das Kirchendach und die Holzdecke saniert worden.

„Ich hoffe, dass am Sonnabend viele Einwohner, Spender, Handwerker und weitere Interessierte zur Einweihung kommen. Die Kirchengemeinde Breddin-Vehlgast will sich damit bei allen bedanken, die die Restaurierung unterstützt haben.“