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  7. Klietz: "Das Schlimmste haben wir hinter uns, aber vor uns liegt noch viel Arbeit!"

General lobt menschliches und unbürokratisches Handeln der Kommandantur / Geschäfte wieder offen Klietz: "Das Schlimmste haben wir hinter uns, aber vor uns liegt noch viel Arbeit!"

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 20.06.2013, 03:13

Von Normalität kann man in Klietz längst noch nicht sprechen. Aber in vielen kleinen Schritten wird das tägliche Leben für die Dorfbewohner leichter. Bundeswehr und Feuerwehr leisten dazu einen großen Beitrag.

Klietz l "Achtung, hier ist die Feuerwehr! Ab heute ist die Volksbank wieder geöffnet, der Bäcker ist vormittags offen." Die Stimme von David Rateitschak, der morgens und abends mit dem Bulli durch Klietz fährt und die wichtigsten Informationen per Mikrofon kundtut, kennt wohl jeder Dorfbewohner. Denn man hört genau hin auf das, was da gesagt wird. Anfangs waren es Bitten, beim Sandsackfüllen zu helfen. Inzwischen sind es Informationen, wann Arbeitseinsätze zum Aufräumen stattfinden, welche Geschäfte wieder öffnen, wann Info-veranstaltungen stattfinden. Die gibt es regelmäßig. Wie am Dienstagabend.

Eberhard Wienmeister dankt allen Helfern

Die Plätze im Kinosaal reichten nicht aus - so viele waren gekommen, um sich die Informationen von Platzkommandant Oberstleutnant Wiederhold und von Eberhard Wienmeister, der den im Krankenhaus liegenden Bürgermeister Jürgen Masch vertritt, anzuhören.

Gast dieser Veranstaltung war Brigadegeneral Braunstein. Er ist bei der Bundeswehr für alle Truppenübungsplätze Deutschlands verantwortlich. Schon in der Vorwoche hatte er sich einen Überblick über die Lage im Elbe-Havel-Land verschafft. Seine Einschätzung: "Die Lage hier in Klietz ist sehr gut im Griff. Die Kommandantur hat menschlich und unbürokratisch geholfen. Alle stehen zusammen und helfen sich gegenseitig. Sehr gut funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Bundeswehr."

Das bekräftigte auch der Kommandant. Wichtig sei, dass alle zusammenarbeiten, "wir versuchen, gemeinsam die richtigen Entscheidungen zu treffen". Er zollte den Anwesenden seinen Respekt - die Vielzahl der Menschen, die beim Sandsackfüllen auch für andere Gemeinden geholfen haben, sei beeindruckend.

Anhand von Fotos auch aus der Luft konnten die Klietzer sehen, wie die Hochwasserlage aussieht. Jörg Wiederhold sprach von einer Meisterleistung der Piloten und Helfer, die für das Schließen der Deichbruchstelle Panzersperren und Betonpoller vom Übungsplatz nach Fischbeck geflogen haben. Und er erinnerte an den Einsatz der Bundeswehr an der zweiten kritischen Deichstelle in Hohengöhren. Mit den Worten: "Sie haben viel geschafft! Den Rest schaffen Sie auch noch", übergab er das Wort an den amtierenden Bürgermeister. Wie sehr der Einsatz in den letzten Tagen an seinen Nerven zerrte, merkte man gleich zu Beginn seiner Rede, als er allen dankte für die Hilfe, die Situation zu meistern.

Geschäfte und Arztpraxis wieder offen

Er sei erleichtert, dass die wichtigsten Funktionen langsam wieder in Gange kommen. Vario-Kauf öffnete gestern wieder stundenweise - hierhin kamen auch gleich die Neuermarker mit dem Traktor zum Einkaufen. Der Bäcker hat diese Woche noch vormittags, ab nächste Woche wieder wie gewohnt geöffnet. Der Landguthof "Seeblick", dessen Bowlingbahn zwar voll Wasser gelaufen ist, aber ein Eindringen in den Saal verhindern konnte, ist ebenfalls wieder mit Restaurant und Hotel geöffnet. Sogar zum Frisör kann man gehen. Nach und nach bekommen auch die Haushalte Strom, die eine Woche darauf verzichten mussten. Noch etwas warten müssen die Bewohner der Seesiedlung, die auch am stärksten vom Hochwasser und Drängwasser betroffen sind. Die Arztpraxis Gilbrich versorgt nach einer Woche Pause auch wieder die Patienten, zusätzlich die, die sonst in Schönhausen von den beiden Ärztinnen behandelt werden. 120 Tetanus-Impfungen hat Dr. Karsten Gilbrich bisher gegeben. Mit dem Boot ist er auch nach Hohengöhren übergesetzt und dann weiter nach Neuermark-Lübars gefahren. Außerdem brachte er fehlende Medikamente auf die "Inseln". Unterstützung hatte er dabei von einem Sanitäter der Bundeswehr. Gestern wurden weitere 50 Menschen gegen Wundstarrkrampf geimpft.

Gestern hat das Einsammeln der trockenen Sandsäcke begonnen, die nassen sind Sondermüll. Wer ein Anliegen hat, kann sich jederzeit im Gemeindebüro einfinden.