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Landrevision Fährdeck erhält jetzt neue Farbe

Die Sandauer Fähre, welche eigentlich längst wieder über den Strom setzen sollte, liegt noch immer auf der Slipanlage in Havelberg.

Von Ingo Freihorst 08.11.2020, 13:09

Havelberg/Sandau l Die Landrevision der Elbfähre Sandau ist alle fünf Jahre fällig. Erstmals gab es in diesem Jahr dafür einen Zuschuss vom Land in Höhe von 90 Prozent. Ursprünglich sollte das Wasserfahrzeug ab Ende August wieder übersetzen, zweimal wurde der Termin nun schon verschoben. Jetzt ist es der 2. Dezember.

Wie der stellvertretende Sandauer Bürgermeister Wolfgang Hellwig auf der jüngsten Ratssitzung mitteilte, erhöhen sich wegen ungeplanter Mehrausgaben auch die Kosten: Von etwas über 580 000 Euro „auf weit über 600 000 Euro“. Um die 50 000 Euro musste die Stadt nach der Ausschreibung bereits zusätzlich aufbringen, wozu Geld in anderen Bereichen gestrichen werden musste.

Der Sandauer Fährjunge, welcher wegen der Revision auf der Räbeler Fähre ausgebildet wurde, hat inzwischen seine 180 Pflichttage absolviert, informierte Wolfgang Hellwig weiter. Somit kann der Fährjunge zur Prüfung zugelassen werden. Geprüft wird in Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde auch, ob man später beim Übersetzen bargeldlos kassieren kann. Das soll vorerst testweise erfolgen.

Das Wasserfahrzeug liegt derzeit auf dem Trockendock der Kiebitzberg-Werft in Havelberg – also genau dort, wo es 1991 als Gierseilfähre erbaut worden war. Einige Jahre später wurde die Fähre in Tangermünde zu einer kombinierten Motor- und Gierseilfähre umgebaut – und konnte somit auch bei Hochwasser übersetzten.

Derzeit wird das komplette Deck mit einem Epoxidharz-Sand-Gemisch beschichtet, ebenso die beiden Landeklappen. Danach folgen noch die Fahrbahnmarkierungen. Das Wasserfahrzeug ist nicht mehr eingehaust, so kann man auch den Deckaufbau mit seiner neuen Farbgebung sehen: er ist nun grau. Das geschah auf Kundenwunsch, diese etwas dunklere Farbe ist pflegeleichter als die einst weißen Wände.

Diese Landrevision ging auf andere Art und Weise vonstatten als die vorherigen. Vieles wurde komplett ausgebaut und zerlegt. Erstmals seit der Herstellung war die komplette Farbe abgestrahlt worden – so traten denn auch etliche Schäden zu Tage, die vorher unter der Farbschicht nicht zu sehen waren. Entdeckte Löcher wurden natürlich umgehend zugeschweißt.

Auch die beiden Schottelantriebe, also die Ruderanlage der Fähre, welche eigentlich nach 1500 Betriebsstunden gewartet werden sollten, erfuhren jetzt erstmals eine solche Wartung – nach 13 000 beziehungsweise 19 000 Betriebsstunden. Im Herstellerwerk wurden beide generalüberholt.

Die ebenfalls fast 30 Jahre alte Elektroanlage der Fähre wurde komplett ausgewechselt, ebenso die Hydraulikanlage und die Winden. Neu sind auch die Fenster sowie die Schranken, welche nunmehr von den Fährleuten per Fernbedienung gesteuert werden können. Neu ist zudem der Generator mit den vier Lithium-Ionen-Akkus, welche nur noch einmal am Tag nachgeladen werden müssen.

Mehrere Wochen in Verzug geriet die Revision durch die anhaltende Hitze im Sommer: Die Farbe wurde dadurch weich und ließ sich nur sehr schwer abstrahlen. Die Firma aus der Festungsstadt Dömitz entfernte nicht nur die alte Farbe, sondern erledigt nun auch die neue Farbgebung. Hierbei sorgte Regen für Verzögerungen.

Manche Teile am Gefährt entsprachen nicht mehr den aktuellen gesetzlichen Bestimmungen. So mancher Nachtrag musste auch darum eingeholt werden, die Bearbeitung durch die Behörden dauerte wahrscheinlich wegen der Belastung durch die Pandemie diesmal etwas länger. Zum Beispiel muss nun auch eine Löschanlage im Maschinenraum installiert werden – eine neue Vorschrift.

„Diese Anlage muss nun auch noch eingebaut werden, zudem müssen noch Restarbeiten an der Elektronik erfolgen“, informierte Projektleiter Torsten Mintus von der Werft. Ausgewechselt werden auch noch die Luftfilter.

Ganz aktuell kam noch ein weiteres Problem hinzu: Die Einspritzpumpen- und -düsen der Hauptmaschine müssen auch noch ausgewechselt werden. Das hatte sich erst bei der Wartung herausgestellt. Jetzt muss man abwarten, wie die Lieferzeiten sind. Im schlimmsten Fall kann sich die Fertigstellung erneut verzögern. Es ist halt so ähnlich wie bei der Sanierung eines alten Gebäudes – je weiter man sich darin vorarbeitet, um so mehr Schadstellen entdeckt man.

Dabei kann die Elb-Havel-Region sich noch glücklich schätzen, über eine Werft zu verfügen. Die nächsten befinden sich in Tangermünde, Genthin oder Parey. Und dann muss diese Werft auch noch über freie Kapazitäten zur gewünschten Zeit verfügen.

„Eigentlich gehört solch eine landesbedeutsame Fähre auch in Landeshand“, meinte Andreas Lewerken, der Geschäftsführer der Werft. Selbst der zehnprozentige Eigenanteil sei für eine solch kleine Kommune wie Sandau enorm hoch.

Überdies müsste die Elbestadt eigentlich schon seit einigen Jahren Rücklagen für den Kauf einer neuen Fähre in ihrem Haushalt bilden – ein neues Gefährt kostet aktuell über drei Millionen Euro. Statt dessen wurde die Fähre laut Konsolidierungskonzept in den letzten zehn Jahren im Schnitt mit 5700 Euro von der Stadt bezuschusst.