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Mantrailing Motivation der Suchhunde ist sehr wichtig

Einmal im Jahr kommen Hundeführer aus ganz Deutschland nach Havelberg, um sich hier zum Mantrailing - der Personensuche - fortzubilden.

Von Ingo Freihorst 17.09.2017, 15:00

Havelberg l In der Domstadt, in Sandau, Klietz und Tangermünde waren in den vergangenen Tagen die Hundeführer mit ihren Vierbeinern an der langen Leine unterwegs. 22 Teilnehmer aus ganz Deutschland hatten sich zum einwöchigen Seminar im Gasthaus im Mühlenholz eingefunden, gearbeitet wurde in der Praxis in drei Gruppen. Nicht fehlen durften Jerry Nicols und Shannon Kimball, die Ausbilder aus den USA.

Gastgeber der Seminare ist die GBMA, die „German Bloodhound Mantrailing Association“, welche 2004 in Stendal gegründet worden war. Das Mantrailing ist die zielgerichtete Suche einer bestimmten – zumeist vermissten – Person.

Insgesamt 19 Suchhunde waren diesmal unterwegs. Zwar sind Bluthunde mit ihren Supernasen die besten „Schnüffler“, doch nahmen am Seminar neben sieben Hunden dieser Rasse auch andere Rassen teil. Zum Beispiel ein Münsterländer, ein Schäferhund, ein Beagle, ein französischer Laufhund, ein Coonhound (Waschbärhund) sowie ein Bordercollie-Kuvasz-Mischling.

Der erste Tag in Havelberg war der Einweisung und der Theorie vorbehalten, informierte Michael Reissig aus dem thüringischen Bad Berka, der Vizepräsident des GBMA. Die Amerikaner informierten diesmal erstmals über ein besonderes Thema: die Leichensuche. Denn ein Mantrail-Hund ist eigentlich für die Suche nach Lebenden ausgebildet. Doch kann es passieren, dass das Opfer womöglich nach einem Suizid nicht mehr lebt. Normalerweise würde der Hund dann ohne Ergebnis abbrechen – damit dies nicht passiert, wurde informiert, wie man das ändern kann.

Seit nunmehr 14 Jahren findet das Seminar in Havelberg statt. Früher war das DRK Gastgeber, doch seitdem hier minderjährige Flüchtlinge untergebracht waren, ist der GBMA auf der Suche nach einem neuen zentralen Objekt.

Neu im Angebot war beim Seminar die Vergabe von Einsatzzertifikaten. Diese Prüfung wäre ansonsten nur eine Momentaufnahme – bei lediglich 15 Prozent erfolgreich abgeschlossener Mantrails. Beim Seminar kann man dazu mehrere Szenarien durchgehen, die Erfolgsquote ist also höher.

Eine Besonderheit ist beim Training die Sternsuche, wobei der Hund innerhalb kurzer Zeit vier Personen aufspüren muss. So lernt er, verschiedene Gerüche zu unterscheiden.

Für die Suche ist das Wetter jetzt passend, bei über 30 Grad Celsius gibt es Probleme, ebenso bei strömendem Regen. Ansonsten kann solch Hund eine Person sogar in einem fahrenden Auto über etliche Kilometer „erschnüffeln“. Vom Bluthund sagen die Fachleute, er sei ein „Autist“ bei der Suche: Entweder er findet das Suchobjekt oder er stirbt vorher.

Ein Achtel seiner Hirnmasse ist nur für Gerüche zuständig, das Vierzehnfache wie beim Menschen. Dieser hat fünf Millionen Riechzellen in seiner Nase, der Hund zwischen 220 und 300 Millionen. Oder anschaulicher: Der Mensch hat eine stecknadelkopfgroße Riechschleimheit, beim Hund ist sie umgerechnet so groß wie ein Tennisball.

Beim Seminar waren auch fünf deutsche Ausbilder dabei, zudem gab es vier Anwärter – die Ausbildung kann bis zu vier Jahren dauern. Ein weiteres Seminar findet für den süddeutschen Raum in Gerabronn in Baden-Württemberg statt.

Mitmachen können übrigens bereits Welpen, je eher der Hund mit dem Training anfängt, umso besser. Ganz wichtig ist seine Motivation: Hat er die vermisste Person gefunden, muss er von dieser allerhand Lob bekommen – zum Beispiel ein Leckerli und Streicheleinheiten.

Mit dabei waren in Havelberg unter anderem Polizei, Feuerwehr, Johanniter, DLRG und DRK. Michael Reissig ist bei der Feuerwehr in Bad Berka, dort gibt es 35 Hundeführer, auch mit Flächen- und Trümmersuchhunden.

Ausbilder Armin Biedermann aus Baden-Württemberg hatte im Vorjahr 35 Einsätze, die Mantrailer in Schleswig-Holstein kamen auf 53. Zumeist sind es verwirrte oder demente Personen, aber auch Suizidgefährdete oder Kinder. Eine Personensuche in Thüringen erstreckte sich über 23 Kilometer.