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Nach dem Ramadan Flüchtlinge weihen ihr neues Heim ein

Am Freitag wollen die jugendlichen Flüchtlinge ihren „Fuchsbau“ einweihen. Seit zwei Monaten leben sie in ihrem neuen Heim im Lindenweg.

Von Andrea Schröder 06.07.2016, 16:00

Havelberg l Oft war es in diesen Tagen recht ruhig am „Fuchsbau“. Es war Ramadan und für Muslime bedeutet dies unter anderem, dass sie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang kein Essen und Trinken zu sich nehmen. Dafür wird in der Nacht gegessen und zumindest am Vormittag länger geschlafen. Fast alle der derzeit 14 Bewohner folgen dem Ritus des Ramadan. Deshalb wird abends erst gegen 21.45 Uhr gegessen und dann noch mal in der Nacht gegen 1.30 Uhr.

„Das ist für uns eine Umstellung, aber das klappt schon“, sagt Charlene Leppich, eine der Erzieherinnen im DRK-Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Es wird halt spätabends gekocht. Die beiden Dolmetscher Adil und Esra bereiten das Essen mit den Jungs zu. Die Jugendlichen kümmern sich selbst um ihre Versorgung, wie sie auch sonst fest in den Hausalltag eingebunden sind. Die Hausmuttis stehen ihnen dabei zur Seite, unterstützen beim Waschen, Kochen und Saubermachen.

Anfang Mai erfolgte der Umzug von der ersten Unterkunft in der Baracke in der Genthiner Straße hoch in den Lindenweg. Der DRK Kreisverband „Östliche Altmark“ hat das Gebäude, das einst Internat des Gymnasiums war und seit Jahren unter dem Namen „Fuchsbau“ bekannt ist, gemietet. Die Bedingungen für die aus Syrien, Afghanistan, Palästina und dem Irak stammenden Jugendlichen sind dort wesentlich besser. „Jetzt sind wir angekommen. Obwohl uns immer wieder noch etwas auffällt, das wir gebrauchen können. Und seien es nur so banale Dinge wie Regenschirme“, erzählt Charlene Leppich. Vergangene Woche kamen auch die Flurgarderoben an. Die wichtigsten Einrichtungsgegenstände sind nun vorhanden.

Bis Freitag liegt das Hauptaugenmerk auf dem großzügigen Außengelände. Erzieher Holger Hätzel hat mit den Jugendlichen eine komplett zugewachsene Fläche in ein Gemüsebeet umgewandelt. Unterstützung kam von einer Havelberger Firma, die mit einem Bagger das Erdreich ausgehoben und das Areal mit Mutterboden aufgefüllt hat. Tomatenpflanzen ranken dort nun schon in die Höhe, Salatpflanzen entwickeln sich, eine Zucchini wächst, Steckzwiebeln sind in die Erde gebracht worden. Mit Charlene und Adil sind die Jungs vorige Woche dabei, Unkraut zu zupfen und das Beet zu harken. Gurken sollen noch ausgesät werden. Für eine gute Ernte im nächsten Jahr würden sich die Jungs über Erdbeerpflanzen freuen. „Vielleicht haben Havelberger welche für uns über“, antwortet Holger Hätzel auf die Frage, was denn noch benötigt wird.

Am hinteren Hausgiebel gibt es ein weiteres Beet. Hier sollen Blumen blühen. Vom Hof aus geht es zu einer großen, von Koniferen umwachsenen Wiese. Dort soll am Freitag ein kleines Fußballturnier stattfinden. Denn dann, zum Ende des Ramadans, wollen die Jugendlichen mit ihren Betreuern und vielen Gästen ihren „Fuchsbau“ einweihen. Eingeladen sind dazu auch Flüchtlinge aus den anderen Einrichtungen im Landkreis. Etliche von ihnen waren zunächst in Havelberg untergebracht. Bis dahin wird auch noch der große Raum mit Tischtennisplatte, Billardtisch, Kicker und Fitnessgeräten auf Vordermann gebracht. In einer Ecke stehen etliche Fahrräder. Bevor es damit auf Tour gehen kann, sind noch Reparaturen nötig.

Für die Müllecke sind die Sichtschutzwände besorgt. Auch die Sitzecke im Eingangsbereich wird gestaltet. Jede Menge Unkraut ist noch aus den mit Verbundsteinen gepflasterten Flächen zu ziehen. Es gibt viel zu tun bis zum „After Ramadan“ am Freitag.

Die Volksstimme hat sich mit Jugendlichen unterhalten über den Grund ihrer Flucht und ihre Wünsche in Deutschland und für die Zukunft. Lesen Sie dazu einen weiteren Bericht.