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Offene Gärten Noch bleibt das Tor verschlossen

Die Gartenakademie Sachsen-Anhalt hat die Offenen Gärten in ihre Regie übernommen. Auch der Havelberger Beginengarten soll sich öffnen.

Von Daniela Süßmann 16.04.2020, 23:01

Havelberg l Der Beginengarten freut sich über den Sonnenschein und die Bienen und Schmetterlinge fliegen schon fleißig und suchen nach Pollen und Nahrung. Jetzt, wo draußen alles in Corona Bewegungsstarre ist, wir mit der verordneten Kontaktsperre umzugehen lernen, ist so ein Gartenzaun auch ein Schutz, dennoch freuen wir uns, wenn wir die Gartenpforte in Havelberg wieder weit öffnen können und ein herzlich Willkommen den Garten- und Kunstfreunden zurufen die sich bei uns einfinden können.

Der Rasen ist schon das erste Mal gemäht, das Schnittgut als Mulch in den Staudenbeeten eingebracht, die Rosen sind gedüngt und die vertrockneten Rosenblätter entfernt, Totholz aus den Sträuchern entfernt, die Ligusterkugeln und die Hainbuchenhecke haben mit der Handschere einen kleinen korrigierenden Formschnitt bekommen, zur Osterzeit waren kleine bunte Eier in den Zweigen und kündeten uns die österlichen Feiertage.

In der Wiese unter dem alten Apfelbaum spitzen schon seit Tagen die Tulpen, die wir vor zwei Jahren im Herbst gesteckt haben, viele neue kleine Tulpen sind zusätzlich entstanden und wir können täglich das „Recken“ und „Wachsen“ beobachten und uns auf die bunte Vielfalt freuen, die im Schutz der Wiese stehen bleibt, auch wenn drumherum der Rasen in den Rasenspiegeln schon mehrfach gemäht ist.

Wir sind am Umpflanzen und Neupflanzen, Bodendecker, Allium in Sorten, Pfingstrosen, Rosen, Phlox, Fackellilien, Malven – alles Stauden, die in den nächsten Wochen mit ihren Blüten und Blattwerk den Garten bereichern. In einem Teilbereich des Gartens war im letzten Jahr eine prächtige Wildblumenwiese. Die Samen haben sich jetzt schon ausgesät. Wir sind gespannt, was dort alles „wild“ wachsen will. Eine kleine Brennnesselecke bleibt immer stehen, diese lieben die Schmetterlinge besonders. Der Schmetterlingsflieder hat leider an seinen Triebspitzen etwas Frost bekommen, doch das lässt sich ausschneiden.

In diesem Jahr ist auch unter dem Corona-Thema ein Gedanke ganz wichtig geworden: „Natur im Garten“. Ein geschützter Raum, der uns gehört, direkt vor der Haustür. Wir wollen uns selbst versorgen können. Das Leben in Gesundheit ist so kostbar geworden, oder besser es wird deutlicher, wie wichtig es ist, mit Bewusstsein das Leben zu genießen.

Drei Hochbeete werden in den nächsten Tagen aufgebaut, der Kompost des letzten Jahres wird in diesen Beeten verschwinden und wir können dann ganz nach Geschmack und Essensgewohnheiten unser Gemüse anpflanzen. Die ersten Kartoffelreihen sind schon seit Tagen belegt, die Erde angehäufelt. Wir sind gespannt, wann das erste Grün des Kartoffelkrautes aus der Erde lugt. Ein bisschen Regen wäre schön, bis jetzt ist noch keiner in Sicht... Wir sind sehr dankbar, dieses eigene Fleckchen Erde hier in Havelberg gefunden zu haben, Garten mit Aussicht auf die Havel.

Das Amselmännchen jubelt nachmittags hoch in der Spitze des alten Apfelbaumes und lockt sich sein Weibchen, die vielen Spatzen und Meisen helfen dabei, die ersten Läuse von den Triebspitzen der Rosen und der Obstbäumchen zu vertilgen, indem diese in ihren Federbäuchen verschwinden. Wir füttern den ganzen Winter über, das lieben diese fröhlichen, musischen Zeitgenossen und danken es mit viel Familienzuwachs in den Vogelhäuschen im Garten und am Beginenhaus.

In diesem Jahr ist geplant, immer am dritten Sonntag des Monats im Netzwerk der offenen Gärten die Gartenpforte zu öffnen und Besucher willkommen zu heißen. Geplant waren Veranstaltungen mit künstlerischer Untermalung. So sollte im Mai die schon bekannte Harfenistin mit ihrem Geigenkollegen unter dem Apfelbaum zum kleinen Konzert einladen. Natürlich mit Ausschank der beliebten Erdbeerbowle beziehungsweise Kräuterbowle. Ein Bouleturnier mit musikalischer Begleitung und einer Chansonsängerin für Frankreichbegeisterte wollen wir durchführen und gemeinsam mit einem Antikhändler aus Tangermünde Gartenantikes für die Besucher ausstellen. Für Herbst ist der Verkauf von Blumenzwiebeln und Stauden geplant.

Wann wir mit den Veranstaltungen beginnen können ist noch nicht festgelegt, so lange die Kontaktsperren beziehungsweise die Beschränkungen nicht gelockert werden, bleibt die Pforte noch zu und nur von außen kann schon mal ein Blick über den Gartenzaun geworfen werden und das Wachsen und Blühen miterlebt werden. Jedoch kann jeder selbst mit seiner Fensterbank beginnen, sich seinen kleinen Blumen- oder Gemüsegarten zu ziehen und so zum Selbstversorger werden.

Als Gärtner wissen mein Mann und ich einiges über Pflanzen und Standorte, doch wir wollen auf jeden Fall mehr wissen über Gemüseanbau im Hochbeet, Terra Preta, Kompostwirtschaft, effektive Mikroorganismen sowie Nützlinge und Schädlinge in unserem Garten, damit wir diese besser durch unser Zutun oder Nichttun unterstützen können, denn wir sind Alle Eins im Garten des göttlichen Gärtners.