Projekt Kunst im Gartensommer

Bei einer Tasse Kaffee mit der Volksstimme spricht Daniela Süßmann über das Projekt und weshalb sie auf Havelberg aufmerksam wurde.

Von Andrea Schröder 11.05.2019, 01:01

Havelberg l „Ich wollte diesen Wettbewerb unbedingt gewinnen“, erzählt Daniela Süßmann vom Beginn ihrer Bekanntschaft mit Havelberg vor rund sieben Jahren. Die Hansestadt hatte im Vorfeld der Bundesgartenschau 2015 einen landschaftsarchitektonischen Wettbewerb ausgeschrieben. Die freie Landschaftsarchitektin von „Ihr Freiraumplaner“ aus Magdeburg fuhr in die ihr bis dato unbekannte Stadt und erarbeitete einen Plan zur Stadtgestaltung. Sie gewann den Wettbewerb. Die geschichtlichen Info-Stelen und großen Blumentöpfe am Rathaus etwa sind ihre Idee. „Die kleine Insel umgeben von Wasser, oben der Dom – das ist bewundernswert. Havelberg ist so eine schöne Stadt. Wie eine kleine Perle, die irgendwer hier verloren hat“, schwärmt sie noch heute und wohnt inzwischen mit ihrem Mann in Havelberg.

Das Beguinenhaus haben sie auserkoren. Die Hospital- beziehungsweise Heiliggeistkapelle aus dem 14. Jahrhundert ist neben der Stadtkirche das einzige erhaltene Zeugnis des Mittelalters auf der Altstadtinsel. Auf dem Salzmarkt am damaligen Sandauer Tor gelegen, war sie ein wichtiger Ort auf dem Pilgerweg zur Wunderblutkirche in Bad Wilsnack und wurde mit der Reformation das Beguinenhaus, in dem sich die Bewohnerinnen der Krankenpflege widmeten. Anfang der 1990er Jahre war es das erste Haus, das mit der Städtebausanierung restauriert wurde. Die Touristinfo zog ein, später die Info-Stelle des Biosphärenreservates Mittelelbe. Mit der Eröffnung des Hauses der Flüsse wurde das Haus frei. Süßmanns pachteten es von der Stadt über Erbbaupacht. „Es hat eine starke Anziehungskraft auf uns.“ Dem Alter des Hauses entsprechend, bestimmen Antiquitäten die Einrichtung.

Dort, wo Besucher sich das Landschaftsrelief von Havelberg mit simulierter Polderflutung anschauten, heißt Daniela Süßmann zu einer Tasse Tee willkommen. „Kunst im Gartensommer“ ist ihr aktuelles Thema, das sie für den Elb-Havel-Winkel als Planerin mit entwickelt hat. Im Juni werden viele Besucher zu rund 30 Veranstaltungen im gesamten Elb-Havel-Winkel erwartet. Der Auftakt findet am 1. Juni unter dem Motto „Kunst für Demokratie – (Ge)schichten im Park“ in Schönhausen statt. „Franko.Foilie! bittet zu Tisch“ heißt es zum Abschluss am 29. Juni in Havelberg.

Das Projekt gehört zum Kooperationsprojekt „Natur im Garten. Vielfalt im Garten“ von fünf Leader-Aktionsgruppen und es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der Gartenakademie Sachsen-Anhalt. Zur Entwicklung des Programmes berichtet Daniela Süßmann, dass es ursprünglich acht Orte waren, die bespielt werden sollten. Dann kamen immer mehr dazu. „Manche meldeten sich von allein, manche haben wir vom Mitmachen überzeugt. Es ist schon wunderbar, wie viele Künstler wir hier in der Region haben. Unser Ziel ist es, dass mit Kunst im Gartensommer eine eigene Marke entsteht.“ Mit dabei sind Orte, an denen seit Jahren Veranstaltungen stattfinden, wie die Fischerstube in Warnau, die monatlich nach dem Vollmond zu „Fisches Nachtgesang“ einlädt, Roses Garten in Kümmernitz, der bei den „Offenen Gärten der Altmark“ eine feste Größe ist, die Alte Molkerei in Molkenberg oder der Sommerschulspeicher in Wust. Aber auch Gärten und Orte, die sonst nicht in der Öffentlichkeit stehen, öffnen sich. Zum Beispiel der Mönchgarten am Dom, der zur Buga-Kulisse gehörte, und die Weinloge aus dem französischen Saumur in der Kleingartensparte „Am Nußberg“. Viel Livemusik, Kunstausstellungen, Papierschöpfen, Fontane-Abend, Erlebnisführung, WalkingActs, Holzsymposium, altes Handwerk, Lesungen, Malkurs, Theater und anderes mehr gehören zum Programm.

Süßmanns selbst sind auch mit dabei. Nahe dem Beguinenhaus legen sie gerade den Beguinengarten an, der am 23. Juni bei Erdbeer-Rosen-Bowle sowie Fidel- und Harfenmusik eröffnet wird. Das Haus war eines der Mildtätigkeit. Deshalb öffnen Süßmanns es öfter im Jahr für Besucher, etwa zum Tag des offenen Denkmals und zum Adventskalender. Im Beguinengarten sollen Infotafeln über die Geschichte der Heilfrauen Auskunft geben und Besucher können ins Gespräch kommen. „Wichtig ist uns, Menschen für Natur im Garten zu interessieren. Für die geistige und körperliche Hygiene kann ein Garten ein Jungbrunnen sein, aus dem wir Kraft schöpfen können.“

Der Flyer mit dem Programm kann hier heruntergeladen werden:

https://elbhavelwinkel.com/wp-content/uploads/Brosch%C3%BCre-Kunst-im-Gartensommer.pdf