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Renaturierung KKW-Relikt verschwindet bei Warnau

Das in der DDR geplante Atomkraftwerk Stendal ging nie ans Netz. Mit einer Hinterlassenschaft befasste sich der Warnauer Ortschaftsrat.

Von Ingo Freihorst 16.10.2020, 01:01

Warnau l Am Vorfluter in Warnau war für das bei Arneburg geplante KKW ein großes Pumpwerk errichtet worden, was bei Niedrigwasser der Elbe Kühlwasser aus der Havel zu den Reaktoren pumpen sollte. Von hier aus wurde eine Leitung – bestehend aus zwei großen Rohren – in Richtung Elbe verlegt, welche zwischen Wulkau und Schönfeld den Elbdeich tangierte. Nahe der Seekurve bei Kamern kann man noch einen Einstieg in die inzwischen herrenlose Kühlwasserleitung erkennen.

Für das 1993 abgerissene Warnauer Rohwasserpumpwerk wurde auch eine große Spundwand errichtet, welche nun im Zuge der Renaturierung der Havel ebenfalls abgerissen werden soll. Projektträger ist der Naturschutzbund (Nabu), das Projektbüro befindet sich in Rathenow.

Über diese Planungen zur Spundwand informierte Ortsbürgermeister Jörg Busack auf der Sitzung des Ortschaftsrates. Nach dem Abriss werde das Gelände dahinter abgeböscht. Am Ende des Vorfluters könnten dann Paddler künftig aussteigen – wozu das Gewässer dort ausgebaggert wird –, ihr Kanu über den Betonplattenweg tragen und in den anderen Teil des Vorfluters am Schöpfwerk einsetzen. Denn auch dort soll eine Einsetzstelle entstehen. Dazu habe man auch schon mit dem Betreiber des Schöpfwerks, dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz LHW gesprochen, informierte Jörg Busack. Zudem hofft die Kommune, dass hier eventuell noch eine Badestelle für die Warnauer entstehen könnte.

Auf Nachfrage war im Nabu-Projektbüro zu erfahren, dass dieses Vorhaben im Maßnahmenkomplex 5 der Havelrenaturierung über den Winter ausgeschrieben und im Frühjahr vergeben werden soll, die Umsetzung soll dann ab Sommer kommenden Jahres erfolgen.

Zu diesem Komplex gehören noch weitere Vorhaben wie ein größerer Durchlass am Garzer Sportplatz sowie Projekte im Brandenburgischen – zum Beispiel auf der Havelinsel zwischen Garz und Strodehne. Insgesamt sind für diesen Komplex etwa zwei Jahre Bauzeit eingeplant.

Am kommenden Montag erfolgt zu Spundwand und Badestelle noch eine Abstimmung mit allen Beteiligten, wie der kreislichen Naturschutzbehörde, dem LHW und Vertretern der Kommune.

Im Zuge der Havel-Renaturierung wurden bereits einige ehemals abgetrennte Altarme wie bei Havelberg und Vehlgast an den Hauptarm angeschlossen, auf etlichen Kilometern Steinpackungen am Ufer sowie Verwallungen beseitigt, wodurch zum Beispiel bei Kuhl-hausen und Schollene Sandstrände entstanden, welche zum Baden einladen.

Jüngstes Renaturierungs-Projekt war im Havelberger Bereich die Schlitzung der Havel-Teilschutzdeiche Remonte und Burgwall nahe dem Ortsteil Wöplitz. Teile der abgetragenen Erdmassen werden jetzt genutzt, um neue Polderdeichabschnitte um Damerow zu errichten. Derzeit werden um Wöplitz die Bauzuwegungen wieder hergerichtet.