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Ruhestand Letztes Jederitzer Geschäft schließt

In der Havelberger Ortschaft Jederitz gibt es ab 2017 keinen Friseursalon mehr.

Von Wolfgang Masur 11.12.2016, 09:14

Jederitz l Zum Jahresende legt die Jederitzerin Marlies Krüll, die in der Alten Dorfstraße 26 ihren Friseursalon betrieb, die Schere für immer aus der Hand. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge geht sie in den verdienten Ruhestand.

Mit der Schließung ihres Friseursalons wird dann im Haveldorf Jederitz im letzten öffentlichen Geschäft das Licht für immer ausgemacht. Dorfkonsum und Dorfgaststätte haben schon seit vielen Jahren geschlossen.

Von 1970 bis 1972 erlernte Marlies Krüll in der damaligen PGH Haarpflege den Beruf der Friseurin. „Meine Ausbilderin war Dorothea Atzpadin und ich habe im Herren- und im Damensalon gearbeitet und viel gelernt. Eben die alte Schule, wie es heute nur noch in Erinnerung ist. Vier Jahre darauf absolvierte ich meine Meisterausbildung im Friseurhandwerk“, blickte Marlies Krüll zurück. Zu DDR-Zeiten wurde angestrebt, dass in jeder Gemeinde die Dienstleistung eines Friseurs angeboten wird. Die PGH Haarpflege hatte sich in diesem Haus angesiedelt und Marlies Krüll arbeitete im Jederitzer Salon.

„Im Mai 1990 habe ich mich dann selbstständig gemacht, und nun sind es schon 26 Jahre, die ich hier tätig bin“, so die 63-jährige Meisterin. Viele Kunden haben sich in ihrem kleinen Salon getroffen, den „Stamm“ bezeichnet sie als eine kleine, große Familie. Stammkunden wie etwa die Familien Schwaneberg, Wyrobek und Krause aus Havelberg, die Garzer Familie Schönemann oder Familie Haake aus Kuhlhausen, um nur einige zu nennen, hielten Marlies Krüll die Treue.

Jetzt bedauern es alle sehr, dass der Friseursalon schließt. Es war immer so schön gemütlich im Jederitzer Friseursalon. Koch- und Backrezepte wurden hier ausgetauscht und man verabredete sich zum Haareschneiden. Jetzt ist leider alles vorbei. Marlies Krüll zeigt sich aber stolz: „Ich habe meinen Job unheimlich gerne gemacht. Es war für mich eine Herzensangelegenheit. Jetzt ist jedoch die Zeit gekommen, aufzuhören“.

Marlies Krüll bedauert es auch sehr und kann ihre Kunden verstehen. Kurz bevor die Tore schließen, ist es ihr daher auch ein wichtiges Anliegen, allen ihren Dank für die jahre- und jahrzehntelange Treue mit auf den Weg zu geben. Ein Dankeschön möchte sie auch der Gemeinde für die gute Zusammenarbeit sagen. Ebenfalls der Havelberger Wohnbau, von der sie das Haus damals gemietet hatte und die stets behilflich war. „Ich möchte es auch nicht versäumen, mich auch bei meinem Mann und den Kindern zu bedanken, die alle Reparatur- und Malerarbeiten und Ähnliches in dem Vierteljahrhundert erledigt haben“.

Für Marlies Krüll bricht nun ein neuer Lebensabschnitt an – sie hat ihre Freizeit zu entdecken, von der sie sich bisher immer nur wenig gegönnt hat.

Aber erst, wenn Ende Dezember der letzte Kunde zufrieden gegangen ist ...