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Sommerschule Kanadier zu Gast in Havelberg

25 Studenten aus Kanada waren während ihres Deutschlandaufenthaltes für drei Tage in Havelberg zu Gast.

Von Andrea Schröder 12.07.2019, 01:01

Havelberg l Die Folgen der politischen Wende 1989 in der DDR für die neuen Bundesländer standen im Mittelpunkt der Sommerschule, die 25 Studenten der Université du Québec à Montréal (UQAM) für sechs Wochen nach Berlin führte. In verschiedenen Projekten beschäftigten sich die jungen Frauen und Männer der französischsprachigen Universität mit dem Thema. Auch in Havelberg. Dabei ging es um die Frage, inwieweit die Erinnerung an die DDR im Alltag der Menschen heute noch eine Rolle spielt.

Für den Besuch der Hansestadt hatte Barbara Hallmann gesorgt. Denn Kursleiterin Katharina Niemeyer war einst ihre Studienkollegin. Sie ist Professorin an der Uni in Montreal und leitete zum ersten Mal die aller zwei Jahre stattfindenden Sommerschulen für Studenten, die aus verschiedenen Fachrichtungen wie Journalistik, Sprachen und Musik kommen.

„Sie empfanden den dreitägigen Aufenthalt in Havelberg als außerordentlich bereichernd. Sie konnten Gespräche und Interviews mit mehreren Havelbergern führen und sich so der Sicht der Menschen auf die mittlerweile dreißigjährige Nachwendezeit nähern. Daneben unternahmen sie eine Kanutour auf der Havel und eine Fahrradtour über die Elbe zum Biedermeiermarkt in Werben“, berichtet Barbara Hallmann. Und auch vom Resümee der Studentin Léa Brousseau-Bellavance, wonach dieser Aufenthalt in Havelberg unter den besten drei Erlebnissen in ihrer Zeit in Deutschland rangiert.

Zum Programm gehörte auch ein Besuch der Volksstimme in der Schulstraße. Von Redaktionsleiterin Andrea Schröder wollten die Gäste zum Beispiel wissen, wie der Alltag in einer Lokalredaktion aussieht und welche Themen eine Rolle spielen. Sie erfuhren, dass die Bandbreite sehr groß ist – vom Kindergartenfest über Kommunalpolitik, Firmen- und Vereinsgeschichten oder runden Geburtstagen von Senioren ab 90 Jahren bis hin zur Begleitung des Kanzlerinnen-Besuches im Flutjahr 2013 ist alles dabei. Auf die Frage, was denn in den 21 Jahren als Redakteurin in Havelberg zu den bedeutendsten Ereignissen zählt, berichtete Andrea Schröder unter anderem von der Flutkatastrophe in der Elb-Havel-Region. Da hat die Volksstimme so gut wie rund um die Uhr berichtet und im Internet mit dem Live-Ticker für wichtige Informationen gesorgt hat.

Im Erlebnispädagogischen Centrum ELCH wurde am Abend gegrillt und am Lagerfeuer viel geplaudert. Barbara Hallmann hatte dazu Havelberger eingeladen, die als Gesprächspartner zur Verfügung standen. Für Musik sorgten Jörg Hanff und Viktoria Kühne. Es gab in den drei Tagen aber auch manche Zufallsbegegnung, die den Studenten zeigte, welche Rolle die „Ostalgie“ heute noch spielt.

Erinnerungen an die DDR sind aktuell nicht nur präsent, weil sich der Fall der Mauer zum 30. Mal jährt. Es sind verschiedene Kleinigkeiten, die auffallen. Etwa der DDR-Leberkäse an der Wursttheke oder das Einkaufsnetz aus DDR-Zeiten in einem Havelberger Schaufenster.

Auch Katharina Niemeyer, die zusammen mit Barbara Hallmann vier Jahre in Weimar und Lyon Europäische Medienkultur studiert hat, hat der Havelberg-Besuch sehr gefallen. Sie könnte sich vorstellen, wieder einmal mit Studenten hierher zu kommen.

Viele Jahre hatten sich die beiden nicht gesehen, doch die Verbindung riss nie ab. Jetzt bot sich die Gelegenheit für ein Wiedersehen. Für Barbara Hallmann, die drei Jahre in Frankreich gelebt hat und heute als Journalistin arbeitet, war es eine gute Gelegenheit, mal wieder intensiv französisch zu sprechen. Ihre Fremdsprachenkenntnisse sind ab und an auch gefragt, wenn sich ausländische Gruppen zu Stadtführungen in Havelberg anmelden. Und wer weiß: Mitte August werden die ersten Urlauber im Sonnenhaus – das rund 300 Jahre alte frühere Pfarrhaus restaurieren Hallmanns liebevoll und richten dort auch Gästezimmer ein – erwartet, die offizielle Einweihung ist zum Tag des offenen Denkmals am 8. September geplant. Der eine oder andere Gast könnte von außerhalb sein und sich freuen, wenn ihm jemand auf englisch oder französisch berichtet, was es in Havelberg alles zu entdecken gibt.