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Stadtinsel Autofahrer können nun Strom tanken

Havelberg hat die erste öffentliche E-Tankstelle. Die Stadtwerke haben sie direkt am Rathaus installiert.

11.10.2019, 18:43

Havelberg l Die Landkarte der Bundesnetzagentur mit Stromtankstellen weist für Sachsen-Anhalt bundesweit eine vergleichsweise geringe Dichte an öffentlichen Ladestationen für Elektroautos aus. Aufgelistet sind dort die Ladesäulen der Betreiber, die das Anzeigeverfahren der Bundesnetzagentur erfolgreich durchlaufen und einer Veröffentlichung im Internet zugestimmt haben. Sachsen-Anhalt hat demnach bislang 181 Stationen, Brandenburg zwei mehr, Mecklenburg-Vorpommern 123, Thüringen 308, Sachsen 318, Niedersachsen 879. Recht mau sieht es bislang in der Altmark und in der Prignitz mit E-Tankstellen aus. Der Landkreis Stendal hat acht Stationen, der Altmarkkreis Salzwedel zwei. Nun gibt es eine weitere: in Havelberg.

Die Stadtwerke der Hansestadt haben diese Investition vorgenommen und dafür Fördergelder in Höhe von 40 Prozent vom Bundesverkehrsministerium erhalten, berichtet Geschäftsführer Sebastian Horn. 4000 Euro kostet die Station. Insgesamt inklusive der Installation sind es rund 10.000 Euro. Zum Beispiel musste auch ein leistungsfähiger Anschluss zu dem Standort gelegt werden.

Dieser befindet sich am Havelberger Markt direkt am Rathaus, gegenüber vom Bilderbuchcafé. Mittig zwischen zwei Parktaschen wurde die Säule, die zwei Anschlüsse besitzt, aufgebaut. Ein Schild weist absolutes Halteverbot aus – die Ausnahme gilt für Elektroautos, die geladen werden müssen.

„Wir haben uns ganz bewusst für die Stadtinsel entschieden. Gäste der Stadt verbinden das Aufladen ihres Autos dann hoffentlich gleich mit einem Besuch der Altstadt und nehmen die Angebote hier wahr“, sagt Sebastian Horn. Die beiden Anschlüsse der Station haben jeweils eine elektrische Leistung von 22 Kilowatt – zum Vergleich: Ein normaler Hausanschluss hat 30 kw. Je nach Fahrzeugtechnik und dem Ladezustand des Autos ist die Ladezeit unterschiedlich. Für einen E-Golf wird zum Beispiel mit zirka zwei Stunden gerechnet. Es ist eine normale, keine Schnellladestation. Der Autofahrer meldet sich mit seiner Karte an und bezahlt auch elektronisch.

Wie viel eine Kilowattstunde kostet? Dieser Preis scheint ein großes Geheimnis zu sein, wie der Stadtwerke-Chef festgestellt hat. Oft werde pro Ladevorgang abgerechnet. Hierfür liegt der Preis bei sechs Euro. In Zukunft ist aber auch eine Abrechnung pro Kilowattstunde denkbar. Wenn die Batterie des Elektro- oder auch des Hybridautos voll geladen ist, wird der Ladevorgang abgebrochen. Wie viel Kilowattstunden „getankt“ wurden, kann der Autofahrer auf einem Display ablesen, erklärt Meister Bert Sturm. Er hat in dieser Woche noch den letzten Aufkleber an der Station angebracht – so weiß jeder, dass die Stadtwerke die Station betreiben. Sie haben sich damit dem System von EON Drive angeschlossen. Das Unternehmen übernimmt auch die Betriebsführung, rechnet die Ladevorgänge ab, und die Unterhaltung.

Bis die Station in Betrieb gehen konnte, ist Zeit ins Land gegangen. Unter anderem musste das Gehäuse aus Denkmalschutzgründen farblich verändert werden. Denkmalrechtlich noch abgestimmt werden muss die Kennzeichnung der beiden Parktaschen. Normal wäre ein weißes Auto mit Stecker, wie es auch auf dem Verkehrsschild zu sehen ist.

Vorerst haben die Stadtwerke keine weitere Ladestation geplant. Zunächst muss sich zeigen, wie der Bedarf ist. Gibt es viele Reisende, die zum Beispiel auf dem Weg zur Ostsee in Havelberg Halt machen und ihr Elektroauto aufladen? In der Regel wird es wohl so sein, dass diejenigen, die das Auto für den Arbeitsweg nutzen, zu Hause oder nahe der Arbeitsstätte laden.

Noch ist die Zahl der angemeldeten Elektroautos im Landkreis Stendal übersichtlich. Wie von Pressesprecherin Angela Vogel zu erfahren ist, sind aktuell 66 E-Autos in der Zulassungsstelle angemeldet, davon 35 mit privatem Eintrag. Zum Vergleich: Im vorigen Jahr waren es erst 30 E-Autos.

Setzen die Stadtwerke auch schon auf E-Mobilität? „Noch ist das Angebot nicht so groß, denn wir brauchen vor allem Transporter“, sagt Sebastian Horn und berichtet, dass die Stadtwerke vor zwei Jahren einen E-Golf getestet hatte. Die Kosten sind gegenüber den normalen Autos allerdings so hoch, dass sich das nicht rechne. „Perspektivisch werden wir das aber auch machen. Die Anbieter arbeiten ja an einer breiteren Produktpalette.“