1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Vertriebsmanager berät Einwohner

Stadtwerke Vertriebsmanager berät Einwohner

Die Stadtwerke Havelberg gehen für die Neugewinnung von Kunden in die Offensive und haben einen Vertriebsmanager eingestellt.

Von Andrea Schröder 30.01.2019, 00:01

Havelberg l Elbe-Havel-Strom und Elbe-Havel-Gas sind Produkte, die die Havelberger Stadtwerke seit 2017 im Elb-Havel-Winkel anbieten. Auch für Nachtspeicheröfen und Wärmepumpen gibt es Tarife, die für das Gebiet des Trinkwasser- und Abwasserzweckverbandes, für den die Stadtwerke die Geschäfte mit führen, gelten. Um den Absatz anzukurbeln, gibt es seit Jahresbeginn mit Mario von Szepess einen Vertriebsmanager, der nun zwischen Sydow im Süden und Vehlgast im Norden unterwegs ist, um den möglichen Kunden Angebote zu unterbreiten.

„Wir haben in der Vergangenheit bereits Flyer verteilt, doch das wurde nicht so wahrgenommen, wie es mit persönlichen Gesprächen möglich ist. Deshalb haben wir uns entschieden, einen Vertriebsmanager einzustellen“, erklärt Geschäftsführer Sebastian Horn. Theoretisch könnten die Stadtwerke ihre Strom- und Gastarife deutschlandweit anbieten. Doch das ist nicht das Ziel. „Wir sind der Versorger vor der Haustür und als solcher wollen wir unsere Stärken präsentieren. Wir sind stets ansprechbar, die Kunden finden immer jemanden, der ihnen hilft. Als Betriebsführer des Wasserverbandes kennen uns die Leute sowieso. Alles kommt mit einer Rechnung, und wenn man mal ein Problem hat, muss man sich nicht von Callcenter zu Callcenter durchtelefonieren.“

Angesichts der gerade wieder aktuellen Strompreisdebatten sieht er die Stadtwerke im eigenen Netzgebiet unter den seriösen Anbietern gut aufgestellt. Die Tarife liegen im Mittelfeld und sind günstiger als bei einem der großen Energieversorger, sagt Sebastian Horn. Und auch im Vergleich zu Brandenburg sind die Strompreise in Sachsen-Anhalt geringer. „Wir bieten einen fairen Preis. Was uns allen zu schaffen macht, ist der Umstand, dass es immer weniger Einwohner werden, Technik, Software und Personal aber vorgehalten werden müssen und immer teurer werden. Wir müssen den Strom einkaufen, hinzu kommen die Ausgaben für Umlagen, Steuern und Abgaben in Höhe von etwa 20 Cent pro Kilowattstunde.“

Nicht von der Hand zu weisen ist aus seiner Sicht, dass neben dem Vorhalten eines Kundencenters in Havelberg auch regionale Verantwortung übernommen wird. Stichwort Erlebnisbad. Das wird von den Stadtwerken betrieben. „Wir geben auch was zurück“, macht Sebastian Horn deutlich.

Einen Wechselbonus bieten die Stadtwerke nicht an. Wer die Strom- und Gaspreise vergleicht, sollte neben dem Arbeitspreis auch den Grundpreis beachten, sagt Mario von Szepess. Zunächst ist vorgesehen, die Haushalte im Verbandsgebiet anzusprechen. Das sind 7000 bis 8000 an der Zahl. Aktuell haben die Stadtwerke 1200 Gas- und 3800 Stromkunden. Ein Ausdehnen ins nahegelegene Brandenburgische ist nicht ausgeschlossen. Voraussetzung dafür wäre ein Rahmenvertrag mit dem jeweiligen Netzbetreiber. Bisher gibt es einen solchen mit der Avacon.

Bei der Festlegung des Preises sind die Stadtwerke unter anderem vom Einkauf des Stromes abhängig. „Während die Netzentgelte leicht gesunken sind, sind die Beschaffungskosten exorbitant gestiegen. Strom wird an der Börse gehandelt. Wir beo­bachten den Markt anderthalb Jahre im Voraus und kaufen dann tranchenweise für ein Jahr ein“, erklärt er. Bei einem vermeintlich günstigen Preis für einen längeren Zeitraum einzukaufen, wäre spekulativ. „Seriöse Anbieter machen das nicht. Wir zocken nicht.“ Beim Gas sieht es ähnlich aus.

Mit Blick darauf, dass sich der Strompreis angesichts des Kohleausstieges und der Erweiterung der erneuerbaren Energien langfristig nach oben entwickeln könnte, steht die Frage, ob die Stadtwerke an eine Eigenproduktion von Strom denken. Windkraftanlagen sind im Landschaftsschutzgebiet nicht machbar, Solaranlagen, wie sie auf Äckern entstehen, ein schwieriges Thema, so Sebastian Horn. „Wir werden uns mit dem Thema befassen“, sagt er und berichtet, dass derzeit Biogasanlage und Blockheizkraftwerk auf eine flexible Arbeitsweise umgestellt werden sollen und Effizienzmaßnahmen angedacht sind, um mehr eigene Wärme zu erzeugen.

Zur Planungsphase gehört auch, dass über einen Gasspeicher nachgedacht wird. Mit diesen Maßnahmen könnte spezifisch Strom in Spitzenzeiten selbst produziert werden und in ferner Zukunft zur Preisstabilisierung beitragen.

In den ersten zwei Wochen seiner Tätigkeit hat Mario von Szepess sehr gute Erfahrungen gemacht. „Die Leute wollen beraten werden und ich werde oft gefragt, warum eine Umstellung nicht schon eher angefragt wurde. In den Gesprächen kommt mir zugute, dass die Leute die Stadtwerke als seriösen Partner kennen.“