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Strandfest Rauchwolken über dem Gemeindesaal

Vor 85 Jahren wurde in Kamern die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Wie jetzt zu erfahren war, existierte bereits 1909 ein Vorläufer.

Von Ingo Freihorst 08.07.2019, 01:01

Kamern l Die Organisatoren des Strandfestes wollten 2019 kein Risiko eingehen: Weil nach langer Dürreperiode für Sonnabend Regen angekündigt worden war, wurde das Fest vom Badestrand zum Gemeindesaal verlegt. Hier fand zu Beginn auch der Festempfang der Kamernschen Feuerwehr statt, welche vor 85 Jahren gegründet worden war.

Die heulende Sirene verkündete dieses Ereignis vorab im ganzen Dorf – Einwohner waren zum Empfang ausdrücklich erwünscht. Zum Gratulieren waren neben der Partnerwehr aus dem niedersächsischen Clenze und der Feuerwehr-Bereitschaft Rendsburg-Eckernförde – sie hatte hier bei der Flutkatastrophe geholfen – auch Landrat Carsten Wulfänger und Dienstherrin Steffi Friedebold erschienen.

Ortswehrleiter Jürgen Brandt konnte berichten, dass man im Ort mit 33 Aktiven sowie einer Kinder- und Jugendgruppe personell gut aufgestellt sei. Er wünschte sich von den Politikern, dass das Ehrenamt mehr anerkannt wird: „Bierdeckel-Aktionen reichen da nicht.“ Ein großes Dankeschön ging an die Aktiven für ihre stete Einsatzbereitschaft sowie an deren Partner, welche oft verzichten müssten.

Christoph von Katte berichtete in seinem historischen Exkurs, dass bereits am 19. März 1909 ein Feuerlöschverband zwischen der Landgemeinde Kamern und dem Rittergut Hohenkamern gegründet worden war. Angeregt hatte dies der Landkreis Jerichow II. Dazu existiert sogar eine Urkunde. Im Juli 1909 wurde Näheres im Amtsblatt veröffentlicht. Bis auf die Spritze des Rittergutes sollten alle Utensilien in den Verband übergehen. Die Mannschaften an der Spritze mussten zwischen 24 und 40 Jahre alt sein, sie durften auch private Grundstücke betreten, um an Löschwasser zu gelangen.

Der Redner erinnerte an die schlimme Zeit vor sechs Jahren, als in Fischbeck der Deich gebrochen war und auch Teile von Kamern geflutet hatte. Viele Feuerwehrleute hatten damals gemeinsam mit dem THW, der Bundeswehr und der Polizei gegen die Katastrophe gekämpft. Eine Anregung gab er zum Schluss: Könnten nicht auch Feuerwehr-Ruheständler noch Brandwache bei der Ernte halten?

Verbandsbürgermeisterin Steffi Friedebold lobte die gute Nachwuchsarbeit der Wehr, derzeit hat die Jugendwehr 14 und die von Ute Rehhahn wieder reaktivierte Kinderwehr neun Mitglieder. Vier Mitstreiter gibt es in der Altersgruppe. In den 85 Jahren seit der Gründung waren immer Menschen nötig, auf welche man sich im Notfall verlassen konnte, betonte Landrat Carsten Wulfänger. Um die immer umfangreicher werdenden Einsätze meistern zu können, sei allerhand Ausbildung vonnöten.

Zum Ende des Empfangs rief Jürgen Brandt den Alterskameraden Erhard Michael nach vorn, um ihm die goldene Treuenadel für dessen 50-jährige Mitgliedschaft ans Revers zu heften.

Am Nachmittag gab es noch eine Vorführung der Wehr: In einem Container wurde ein Wohnungsbrand nachgestellt, welcher rasch um sich griff. Viel retten konnten die mit Sondersignal anrückenden Aktiven deshalb nicht mehr.

Gut angenommen wurde der Wettkampf mit der alten Handdruckspritze. Auch die Kinder konnten mit Hilfe der Kübelspritze ein „brennendes“ Haus löschen. Austoben konnten sie sich auf der Hüpfburg des Havelberger Jugendzentrums, am Jugendklub-Stand von Nancy Jagott schminken lassen oder mit Betreuerin Petra Güldenpfennig Shirts bedrucken.

Gestreichelt werden durfte der Riesenschecken-Nachwuchs von Karl-Heinz Flatterich vom örtlichen Zuchtverein ein, Vorsitzender Andreas Engel hatte der Wehr vorher auch eine Prämie übergeben.

Mit beim Fest dabei war die Badminton-Abteilung vom Sportverein Empor: Am Stand von Ingo Mangelsdorf musste eine herabrollende Erbse getroffen werden, Matthias Ruß lud zum Zielwerfen. Die „Hedemietzen“ organisierten den Kuchenbasar, Katja und Aimee Chroust verkauften fleißig Lose für ihre Tombola.