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Verkauf Wohnbau will mit Mietern reden

Die Havelberger Wohnbau GmbH versteigert im Franz-Mehring-Viertel in Havelberg drei bewohnte Wohnblöcke.

Von Dieter Haase 20.02.2019, 00:01

Havelberg l Diese Nachricht hat in den vergangenen Wochen bei den davon betroffenen Mietern, die von dem Vorhaben lediglich per Anschreiben erfahren hatten, für viel Aufregung und auch für Zukunftsängste gesorgt. Weil er sich Anfang Februar im Urlaub befand, konnte sich Sebastian Horn, Geschäftsführer der Havelberger Wohnbau, in dem Volksstimme-Beitrag vom 8. Februar nicht zu der Verkaufsabsicht der drei Wohnblöcke äußern.

Aus dem Urlaub zurück, möchte er nun Stellung dazu beziehen. Dabei räumt er zunächst ein, „dass das Mittel der Kommunikation mit den betroffenen Mietern rückblickend falsch gewählt war“. Denn die Vorgehensweise lediglich mit den Anschreiben habe zu erheblichen Verunsicherungen bei der Mieterschaft geführt. „Das war jedoch nicht unsere Absicht und ein Fehler. Dafür möchte ich mich aufrichtig bei den Betroffenen entschuldigen.“

Als Konsequenz daraus und weil sich die Wohnbau auch weiterhin als verlässlicher Partner in der Region präsentieren möchte, kündigt der Geschäftsführer an, dass gegenwärtig mehrere Mieterversammlungen für die Bewohner in den drei Wohnblöcken vorbereitet werden. Die Termine für die Versammlungen würden derzeit noch abgestimmt: „Wir werden die Mieter zeitnah informieren.“

Er habe volles Verständnis dafür, dass niemand erfreut darüber sei, wenn das Haus, in dem man wohne, verkauft werde, erklärt Sebastian Horn. „Ich möchte jedoch betonen, dass wir unternehmensintern die Entscheidung zur Bestandsveräußerung nicht leichtfertig getroffen haben, auch wenn mir bewusst ist, dass das für alle betroffenen Mieter keinen Trost darstellt.“

Im Jahr 2017 sei – unter Einbeziehung mehrerer regionaler Entscheidungsträger und eines fachkundigen Beratungsbüros – mit der Erarbeitung eines Entwicklungskonzeptes begonnen und dieses dann nach mehr als einem Jahr intensivster Arbeit zum Abschluss gebracht worden. „Unter anderem haben wir uns mit der Wohnungsmarktentwicklung, dem Leerstand, mit dem Stadtentwicklungskonzept und der aktuellen Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes für die Einheitsgemeinde Havelberg beschäftigt. Insbesondere wurden die enthaltenen Prognosen zur Entwicklung der Einwohner, der privaten Haushalte und des Wohnungsbestandes in der Stadt betrachtet. Dabei stellten wir auch eine völlig andere Situation am Wohnungsmarkt fest, als sie in vielen deutschen Großstädten vorherrscht. Denn in Havelberg stehen insgesamt mehr als 600 Wohnungen leer.“

Aus all diesen Ergebnissen heraus wurden Schlussfolgerungen zur quantitativen Entwicklung der Wohnungsnachfrage und zum Leerstandsszenario für die Wohnbau gezogen. „Wir haben jedes einzelne Objekt analysiert und soweit möglich auch in jedem Objekt Wohnungen besichtigt“, berichtet Sebastian Horn. Der demografische Wandel und der stete Bevölkerungsrückgang seien dabei nicht nur eine enorme Herausforderung für die Gesellschaft, sondern auch für das Wohnungsunternehmen.

Im Bestand der Wohnbau steht altersgerechter und funktionaler Wohnraum derzeit jedoch nur in einem geringen Umfang zur freien Verfügung. Zudem zeichnet sich kurzfristig ein erhöhter Sanierungsbedarf an vielen Objekten ab und es besteht Bedarf an wohnverbessernden Maßnahmen, wie zum Beispiel dem Anbau von Balkonen und die Gestaltung des Wohnumfeldes. Der Geschäftsführer sieht daher mittel- und langfristig erheblichen Investitionsbedarf.

„Die Leistungsfähigkeit der Wohnbau ist jedoch wie bei jedem anderen Unternehmen durch den personellen und finanziellen Rahmen begrenzt, eine strategische Neuausrichtung des Unternehmens ist daher unumgänglich. Dazu gehören leider auch die Verkäufe einiger Objekte, um die Liquidität des Unternehmens zu stärken“, erklärt der Geschäftsführer der Wohnbau.

Bereits in absehbarer Zeit soll Mietern im Rahmen eines Bestandmieterprogrammes angeboten werden, Badumbauten gegen eine moderate Mieterhöhung vorzunehmen. Letztendlich wird die Wohnbau in den nächsten Jahren eine Reihe von Strang- und Dachsanierungen ausführen, um die Bewohnbarkeit aller Objekte zu gewährleisten.

„Unser Ziel für die Zukunft ist es, angemessenen Wohnraum für Jedermann und vor allem für jeden Geldbeutel bereitzustellen“, macht Sebastian Horn deutlich. „Dies alles gelingt jedoch nur, wenn die Wohnbau GmbH dafür die notwendigen finanziellen Voraussetzungen schafft, zwangsweise leider unter anderem auch durch Teilverkäufe des Wohnungsbestandes. Wir sind uns durchaus über die Wirkung und Tragweite solcher Entscheidungen, insbesondere für die betroffenen Mieter bewusst. Ebenso trägt das Unternehmen aber auch Verantwortung für alle anderen ihrer Mietwohnungen. Gerade deshalb möchte ich nochmals versichern, dass solche Entscheidungen weder wahllos noch unbegründet getroffen werden.“