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Im Elbe-Havel-Land Vor Entscheidung über Zukunft der drei Schulen sollen Finanzen auf den Tisch

Da zu viel Ungeklärtes im Raum steht, wurde die Sitzung auf den 28. April verschoben.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt Aktualisiert: 15.4.2021, 13:07

Elbe-Havel-Land. Zur Beschlussempfehlung der Verwaltung wollten die sechs von neun am Mittwochabend im Schönhauser Bürgerzentrum anwesenden Hauptausschussmitglieder so nicht mit ihrer Stimme Stellung nehmen – zu viel Ungeklärtes stehe im Raum, so dass eine Entscheidung auf die Sitzung des Rates am 28. April vertagt worden ist. An der Sitzung durften aufgrund der Abstandsregeln nur fünf Gäste teilnehmen, weitere fünf Sandauerinnen mussten wieder fahren.

Keine Diskussion über Dreierverbund

So lautete die Beschlussempfehlung: Der Hauptausschuss beschließt zur Sicherung aller drei Grundschulstandorte einen Schulverbund nach Variante 2 – Sandau wird Teilstandort von Havelberg – , sofern die Havelberger Stadträte dem ebenfalls zustimmen. Lehnen die Havelberger den Verbund ab, wird Variante 1 – Sandau wird Teilstandort von Schönhausen – umgesetzt. Dritte Variante wäre ein Grundschulverbund aus allen drei Standorten mit einem Hauptstandort, die beiden anderen Schulen geben die Eigenständigkeit auf. Deshalb sei „der Dreierverbund aus heutiger Sicht abzulehnen“. Bürgermeisterin Steffi Friedebold (parteilos) fügte an, dass Schönhausen mit jederzeit ausreichend Schülern und mit dem Status Grundzentrum die Eigenständigkeit nicht aufgeben dürfe.

Und auch das stand in der Sitzungsvorlage: „Aus Aspekten der Haushaltskonsolidierung muss auch über die Schließung des Standortes Sandau und die Beschulung der Kinder in der Klietzer Schule diskutiert werden.“

Anschluss an Havelberg hat Priorität

Steffi Friedebold erklärte auch nach Gesprächen mit den Sandauer Eltern, dass die Variante mit Havelberg bevorzugt wird. Dazu gibt es am kommenden Dienstag ein Gespräch mit Bürgermeister Bernd Poloski (parteilos). Wenn Zustimmung signalisiert wird, seien Details zur Vereinbarung zu klären. Beispiel an anderen Kommunen kann man sich nicht nehmen, weil es dieses Modell mit der Gemeindegrenzen überschreitenden Trägerschaft bisher in Sachsen-Anhalt nicht gibt. Zur Variante 2 gab die Bürgermeisterin zu bedenken, dass die Wege zwischen Schönhausen und Sandau für die Lehrer sehr weit wären. Und die Kosten würden sogar noch steigen, weil die Verbandsgemeinde dann auch den Transport der Schüler zu gemeinsamen Veranstaltungen finanzieren müsste.

An die Kosten denkt auch Torsten Peters (Wählergemeinschaft Klietz): „Drei Standorte können wir künftig gar nicht mehr finanzieren. Jahrelang habe ich mich für alle drei Standorte eingesetzt. Aber jetzt müssen wir endlich mal den Arsch in der Hose haben und zukunftsweisende Entscheidungen treffen! Die Situation der Gemeinden im Elbe-Havel-Land wird sich in den kommenden Jahren noch mehr verschlechtern. Wer gibt uns das Geld für drei Schulen?“

Arno Brandt: Erhalt von Klietz und Schönhausen

Das fragt auch der Kamernsche Bürgermeister Arno Brandt (parteilos) und ärgert sich über die Aussagen des Landtagsabgeordneten Chris Schulenburg (CDU), der den Erhalt aller drei Einrichtungen fordert. „Kluge Reden halten kann gerade im Wahlkampf jeder. Aber wir hier vor Ort müssen das ausbaden, was das Land beschließt. Man kann gern kommen und uns einen Sack voll Geld mitbringen.“ Arno Brandt fehlt in der Beschlussvorlage die vierte Variante: Der Erhalt von Klietz und Schönhausen und die Beschulung der Sandauer in Klietz. „Nur die Kinder direkt aus Sandau kommen als Fahrschüler dazu, die meisten sitzen jetzt schon im Bus. Klietz hat beste Voraussetzungen, die Sandauer aufzunehmen. Wir haben schon solchen Irrsinn beschlossen wie die Kinder aus Molkenberg und Scharlibbe, die nach Klietz gehören, nach Sandau zu fahren.“ Und er denkt: „Havelberg wird, wenn die Stadt die Schüler aufnimmt, keinen Euro in den Standort Sandau investieren. Das Geld bleibt also weiter an uns hängen.“ Er wiederholte seine schon mehrfach angebrachte Bitte an die Verwaltung, die Kosten, die alle Gebäude in den kommenden Jahren verursachen, aufgelistet zu bekommen.

Uwe Brendel (Wählergemeinschaft Klietz) hat diese Meinung: „Der Schritt zur Schließung der Sandauer Schule wäre knallhart, aber es geht nicht anders.“

Drohung, dass Sandau den Verbund verlässt

Holger Köhne (Die Linke) aus Sandau zeigte sich entsetzt von den Meinungen der beiden Vorredner. „Dass Schollene geschlossen worden ist, war schon schlimm genug. Sandau muss erhalten bleiben – ob als Teilstandort von Havelberg oder Schönhausen, ist egal. Wir werden immer mehr als 40, 50 Kinder haben, für die der Grundsatz gilt: Kleine Füße, kleine Wege.“ Und er prophezeite: „Wenn die Sandauer Schule schließt, verlässt die Stadt die Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land und schließt sich der Einheitsgemeinde Havelberg an.“

Der Schönhauser Bernd Bleis (CDU) sprach sich für alle drei Schulen aus. Er möchte einen Vergleich der Kosten für Sandau als Teilstandort von Havelberg und Schönhausen. Dass der Unterschied nicht groß sein wird, vermutet Steffi Friedebold.

Der Beschluss wurde also um zwei Wochen vertagt. Bis zur Verbandsratssitzung am 28. April kennt man dann auch den Standpunkt von Havelberg zur möglichen Ehe mit der Sandauer Schule.