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Trockenheit Wasser läuft problemlos aus Hähnen

Der lang anhaltende trockene Sommer macht sich auch beim Trinkwasserverbrauch in Havelberg bemerkbar.

Von Andrea Schröder 01.08.2018, 18:23

Havelberg l Die Auslastung bei der Trinkwasserförderung liegt in Spitzenzeiten zurzeit 50 Prozent höher als an normalen Tagen. Besonders nach Feierabend, zwischen 17 und 21 Uhr, ist im Wasserwerk zu spüren, dass viele Leute Trinkwasser abnehmen, um etwa ihre Gärten zu bewässern, sagt Bert Sturm, Meister des Bereiches Wasser- und Energieversorgung bei den Havelberger Stadtwerken, die für den Trinkwasser- und Abwasserzweckverband die Geschäfte erledigen. „Wir bewegen uns in Spitzenzeiten durchaus im Grenzbereich, aber eine Gefahr, dass das Trinkwasser knapp wird, sehen wir nicht.“

Das Wasserwerk in Havelberg wird über Müggenbusch und Fleckengarten mit Grundwasser gespeist. Das kommt aus unterirdischen Grundwasserleitern hauptsächlich aus dem Bereich Brandenburg und ist ausreichend vorhanden, berichtet Stadtwerkechef Sebastian Horn. Das hat der Verband erst wieder bestätigt bekommen, als bei der Frage zur Außerbetriebnahme des Wasserwerkes Klietz untersucht wurde, ob Havelberg den Süden des Altkreises mit Trinkwasser versorgen könnte. Das könnte er. Schon zu DDR-Zeiten gab es eine Untersuchung und nach dem damals geplanten Generalbewässerungskonzept hätte Havelberg den Süden mit versorgen können. Bislang liefert das Wasserwerk Havelberg Trinkwasser für die Hansestadt und alle Orte bis Kamern und Schönfeld. Der Süden bis Wust und Schmetzdorf wird von Klietz aus versorgt. „Wir haben nur wenige Orte im Schollener Bereich, die über Nachbarverbände versorgt werden“, so Sebastian Horn.

Das Wasserwerk Klietz wird durch das Grundwasser des Truppenübungsplatzes, der zum Teil auch im Brandenburgischen liegt, gespeist. „Wir haben hier sehr wasserreiche Standorte und das Trinkwasser hat eine sehr gute Qualität“, versichert Bert Sturm. Der Nitratgehalt zum Beispiel liegt mit 0,1 Milligramm pro Liter weit unter dem erlaubten Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter.

Wasser ist ein sehr wertvolles Lebensmittel und es gibt wohl keines, das strenger überwacht wird. Es wird jährlich auf 50 bis 60 Parameter untersucht. Hinzu kommen Kon­trollen durch den Landkreis und ein unabhängiges Trinkwasserlabor. Letztere haben Schlüssel für die Wasserwerke und entnehmen unangekündigt Proben – im Schnitt aller zwei Wochen. Auch zum Beispiel in Heimen und Kindergärten prüfen sie die Qualität des Wassers. Über die Ergebnisse werden Wasserverband und Landkreis sofort informiert. Es können mal Keime festgestellt werden, durch Spülungen werden diese beseitigt. „Aber: Selbst wenn Keime festgestellt werden, die Grenzwerte wurden noch nie überschritten“, sagt Bert Sturm und räumt sogleich mit einem Vorurteil auf, das sich hartnäckig hält: „Ich bin seit 1996 bei den Stadtwerken, Chlor haben wir noch nie eingesetzt, weder in Havelberg noch in Klietz.“

Beide Wasserwerke haben jeweils fünf Brunnen. Werden Verunreinigungen festgestellt, muss meist ein Brunnen vom Netz genommen werden. „Bisher wussten wir immer, woher die Verunreinigungen kommen. Der größte Feind eines Wasserwerkes sind Nacktschnecken“, berichtet der Fachmann.

In diesen Monaten anhaltender Trockenheit laufen im Havelberger Wasserwerk oftmals drei statt zwei Brunnen, um die Speicher zu füllen, in Klietz reicht meist einer aus. Das Grundwasser kommt als Rohwasser an, wird in einem Kies gefiltert und geht als Reinwasser in die Brunnen. Im Havelberger Wasserwerk gibt es aufgrund unterschiedlicher Druckverhältnisse zwei Pumpen, die das Trinkwasser ins Netz bringen. Eine läuft kontinuierlich für die Versorgung der Oberstadt mit 3,7 Bar, die andere mit 2,5 Bar, weil durch die 20 Meter Höhenunterschied zur Unterstadt bereits zwei Bar anliegen. Damit werden auch die Orte versorgt.

Die regelmäßig erforderlichen Rohrnetzspülungen der Überlandleitungen werden derzeit in die Nachtstunden verlegt, um die Wasserversorgung tagsüber zu sichern. Die Ortsleitungen werden tagsüber gespült. Aktuell hat der Verband mit Wasserrohrbrüchen an den Hauptleitungen zu kämpfen – besonders dort, wo Bauarbeiten an den Breitbandnetzen erfolgen. So zum Beispiel vergangene Woche in Sandau. „Fachleute sprechen dabei auch gern vom Sommerfrost“, sagt Bert Sturm. Der Boden ist bis anderthalb Meter Tiefe ausgetrocknet, es ist keinerlei Feuchtigkeit mehr vorhanden. Da kann es passieren, dass ein Stein, der 20 Jahre neben der Leitung lag, plötzlich durch Druckbelastung von oben die Leitung zum Bersten bringt. Auch die Schwerlasttransporter, die derzeit von der Deichrückverlegung Nord Material zur südlichen Baustelle fahren, könnten in Sandau eine Rolle spielen.

Im Großen und Ganzen ist das Trinkwasserleitungsnetz im Verbandsbereich so gebaut, dass die Leitungen vielfach in 1,40 Meter Tiefe liegen. Teilweise sind es 60 Zentimeter. Befürchtungen, dass die Leitungen im Winter einfrieren, hat der Verband jedoch nicht. Havelberg hat ein relativ altes Netz, zum Teil sind noch Leitungen aus dem Jahr 1936 in Betrieb, die problemlos laufen. Sandau und Schönhausen haben vor der Wende neue Leitungen bekommen, andere Orte nach der Wende. Die Erneuerung ist ein ständiger Prozess. Dass aber ganze Straßenzüge komplett erneuert werden, wird nicht mehr vorkommen. Aus Kostengründen und auch wegen der Belastung der Baufirmen. „Man muss heute schon froh sein, wenn man überhaupt ein Ausschreibungsergebnis bekommt“, sagt Sebastian Horn. Vielmehr werden Leitungen erneuert, wenn in den Straßen ohnehin Bauarbeiten erfolgen.

Gibt es Rohrbrüche, setzt der Verband übrigens einen Wasserwagen ein, der 1000 Liter fasst. Letzte Woche kam er in Sandau zum Einsatz, als durch den Rohrbruch die Kita von der Wasserversorgung abgeschnitten war. Gedacht ist der Tank, der als Anhänger gezogen wird, vor allem dafür, Krankenhaus, Heime und Kitas im Havariefall versorgen zu können. Er ist isoliert, das Wasser bleibt auch bei starker Sonneneinstrahlung einen Tag lang kühl.