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Wahlforum Womit die Kandidaten im Elbe-Havel-Land punkten wollen

Amtsinhaberin Steffi Friedebold und der Schönhauser Maik Mund bewerben sich am 8. Oktober ums Bürgermeisteramt der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land. Dazu fand ein Wahlforum im Schönhauser Bürgerzentrum statt.

Von Ingo Freihorst 27.09.2023, 17:29
Wahlleiter Ulf Wabbel (rechts) begrüßte die etwa 60 Gäste des Wahlforums in Schönhausen, wo sich die Kandidaten Steffi Friedebold (2. von rechts) und Maik Mund (links)  den Fragen stellten. Volksstimme-Redaktionsleiterin Andrea Schröder moderierte.
Wahlleiter Ulf Wabbel (rechts) begrüßte die etwa 60 Gäste des Wahlforums in Schönhausen, wo sich die Kandidaten Steffi Friedebold (2. von rechts) und Maik Mund (links) den Fragen stellten. Volksstimme-Redaktionsleiterin Andrea Schröder moderierte. Foto: Ingo Freihorst

Schönhausen - Wie die beiden Kandidaten die Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land (VG) weiter voranbringen wollen – so sie denn gewählt werden –, das erfuhren etwa 60 Gäste beim Wahlforum im großen Sitzungssaal des Bürgerzentrums in Schönhausen. Begrüßt wurden sie von Wahlleiter Ulf Wabbel, Volksstimme-Redaktionsleiterin Andrea Schröder moderierte.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde mussten die beiden Kandidaten Steffi Friedebold und Maik Mund (beide parteilos) zuerst Fragen der Moderatorin beantworten. Woran sie festhalten und was sie ändern möchten, lautete die erste Frage. Die Leute, mit denen er geredet habe, seien stark motiviert, diese Energie müsse man nutzen, sagte Maik Mund. Er will sich für den weiteren Ausbau des Breitbandnetzes einsetzen, Vereine unterstützen, die Region nach vorn bringen. Auch Steffi Friedebold möchte das Vereins- und Dorfleben weiter begleiten, wozu auch Jugend und Senioren zählen.

Verwaltung als Dienstleister

Was kann man bei der Verwaltung als Dienstleister der Kommunen verbessern? Die interne Organisationsanalyse und das digitale Rathaus für einen besseren Bürgerservice nannte Steffi Friedebold hierzu. Wichtig sei die Erreichbarkeit des Amtes, meinte Maik Mund, dort müsse man ein Ohr für die Bürger haben – was nicht immer der Fall sei. Digitalisierung sei nicht schlecht, aber dennoch seien Ansprechpartner nötig.

Ob es mehr Bürgersprechstunden geben sollte? Er wolle als Bürgermeister bürgernah sein, Fachleute befragen, Probleme lösen oder Kompromisse finden, so Maik Mund. Auch bei ihr stehe die Tür für Bürger immer offen, sagte Steffi Friedebold. Erste Ansprechpartner vor Ort seien aber die Bürgermeister. Es wurde auch noch niemand aus dem Amt weggeschickt.

Vor Ort Themen rascher aufgreifen

Bemängelt wurde in den Orten, dass Mitarbeiter der Verwaltung bei Sitzungen fehlen – wie soll es hier weitergehen? Sie sei mit den Bürgermeistern so verblieben, dass nur bei entsprechenden Themen Amtsleiter vor Ort sind, so Steffi Friedebold. Wenn die Zeit es erlaube, sollte der Verbandsbürgermeister schon an den Sitzungen teilnehmen, sagte Maik Mund. So könne man Themen schneller aufgreifen.

Wo man sparen kann, um die Umlage an die Verbandsgemeinde zu senken? Höhere Gebühren darf es nicht geben, die Bürger würden schon genug belastet, so Maik Mund. Zuerst müssten die Gemeinde entlastet werden. Die Kommunen besitzen eine geringe Steuerkraft, eigentlich müsste das Land mehr Geld auszahlen, sagte Steffi Friedebold. Pflichtaufgaben wie Kitas, Feuerwehr und Grundschulen kosten viel Geld, allein die Personalkosten stiegen in sieben Jahren um 18 Prozent.

Wie kann man das Wir-Gefühl in der VG stärken? Sie habe versucht, alle Orte neutral zu behandeln, antwortete Steffi Friedebold. Alle Kitas seien in einem guten Zustand, aktuell werden die Grundschulen für die Digitalisierung saniert. Das Geld sei oft falsch eingesetzt worden, so seien die Wehren noch nicht da, wo sie sein müssten, sagte hingegen Maik Mund. Man muss deshalb miteinander reden.

Zugang zur Elbe nicht verwehren

Womit kann man bei jungen Leuten punkten, damit sie hier bleiben? Man müsse Ausbildung und Arbeit vor Ort anbieten, Vereine und Kultur stärken, so Maik Mund. Steffi Friedebold nannte ein reges Vereinsleben, starke Feuerwehren sowie die Treffen der Jugend mit den Bürgermeistern.

Zum Tourismus befragt, erwähnte Steffi Friedebold die dafür im Amt zuständige Managerin, die neuen Ladestationen für E-Bikes sowie die Plattform für Bettenanbieter und Gastwirte im Internet. Hier gebe es viele Orte voller Geschichte, das müsse man nutzen, erklärte Maik Mund. Auch darf die Elbe durch das Schutzgebiet Natura 2000 nicht versperrt werden.

Wie sehen die Kandidaten die erneuerbaren Energien? Maik Mund nannte Havelberg als Vorbild, wo man Energie vor Ort produzieren will und dabei die Bürger mitnimmt, indem man Genossenschaften bildet und günstige Tarife anbietet. Die Verwaltung kann diese Entwicklung begleiten, besser finde sie einen niedrigen Energiepreis für alle, denn nicht jeder könne sich in eine Genossenschaft einkaufen, erklärte Steffi Friedebold.

Tischlermeister Hagen Siedler aus Schönhausen.
Tischlermeister Hagen Siedler aus Schönhausen.
Foto: Ingo Freihorst

In der anschließenden Diskussion hakte der Schönhauser Hagen Siedler dazu nach: Wie stehen die Kandidaten zu Windparks? In den kommenden Jahren müssen 3,7 Prozent der Flächen für Windräder ausgewiesen werden, sagte Steffi Friedebold – ob dann auch überall gebaut wird, sei aber unklar. Das Aufstellen solcher Windräder sollte gut geprüft werden und im Einvernehmen mit den Anrainern erfolgen, so Maik Mund.

Personal ist ein hohes Gut

Das Personal in der Verwaltung und den Einrichtungen der VG sei ein hohes Gut, erklärte Ralf Tschentschel aus Schönhausen. Dort hätten in den letzten Jahren 30 Prozent der Mitarbeiter gekündigt – wie wolle man künftig mit den Angestellten umgehen? Steffi Friedebold sagte dazu, dass im Land die Fluktuation im Schnitt bei 26 Prozent liege, in den Kitas der VG seien es aber nur 9 Prozent. Allein 20 Kollegen seien in Rente gegangen. Er habe ebenfalls von 30 Prozent Fluktuation gehört, erklärte Maik Mund mit Blick auf die Vorrednerin. Die Angestellten bilden die Grundlage für das Agieren der VG, das Personal müsse deshalb entsprechend anerkannt werden.

Wie der öffentliche Dienst bei Stellenausschreibungen attraktiver werde, fragte Anja Bock aus Schönhausen. Die Stellen werden vor der Ausschreibung von einer externen Firma bewertet, erklärte Steffi Friedebold dazu – daran müsse sie sich dann halten. Sie könne wegen der finanziellen Lage nur regulär ausschreiben. Es gebe viele Möglichkeiten, hier muss etwas passieren, sonst werde der Fachkräftemangel noch größer, sagte Maik Mund.

Bürgermeister Arno Brandt aus Kamern.
Bürgermeister Arno Brandt aus Kamern.
Foto: Ingo Freihorst

Wie wolle er mit den eigenständigen Mitgliedskommunen umgehen, wollte Kamerns Bürgermeister Arno Brandt von Maik Mund wissen. Er werde mit allen Bürgermeistern auf Augenhöhe agieren und Entscheidungen treffen, kam dessen Antwort.

Wie Maik Mund das Breitbandnetz und die Digitalisierung weiter ausbauen wolle, wollte Wolfgang Gehrke aus Hohengöhren wissen. Dieser nannte als negatives Beispiel die Schule in Schönhausen, wo über Jahre bei der Digitalisierung nichts geschehen sei – erst jetzt kurz vor der Wahl.

Hierzu entgegnete Steffi Friedebold, dass erst jetzt Fördergeld für die Schulen geflossen sei. Das erfolge teils sehr sporadisch, man muss rasch reagieren, wenn man welche abbekommen möchte. Um ein modernes Whiteboard in den Klassenzimmern aufstellen zu können, muss aber erst die digitale Infrastruktur vorhanden sein – was jetzt erfolgt.

Wolfgang Gehrke aus Hohengöhren ist Vorsitzender des Verbandsgemeinderates.
Wolfgang Gehrke aus Hohengöhren ist Vorsitzender des Verbandsgemeinderates.
Foto: Ingo Freihorst

Die Stimmung in der Belegschaft der VG sei nicht optimal, fünf Kollegen seien sogar ausgeschieden, ohne dass sie eine neue Stelle in Aussicht hätten. Wie wolle Steffi Friedebold künftig mit ihren Mitarbeitern umgehen, wollte ihr Amtsvorgänger Bernd Witt wissen. Es gebe eine interne Analyse zur Aufgabendefinition der Mitarbeiter, bei der Umsetzung sei man auf einem guten Weg, antwortete Steffi Friedebold. Auch, was die Verwaltung als Dienstleister betreffe. Hier seien übrigens allein 14 Mitarbeiter in Rente gegangen. Alle offenen „Baustellen“ würden bearbeitet, doch könne man es nie allen recht machen.

Wie wollen die Kandidaten die Kultur fördern, wollte Sebastian Engel aus Schollene als letzter Fragesteller wissen – er leitet die neue Feuerwehrkapelle der VG. Die Kapelle sei eine tolle Sache, in Abstimmung mit den Gemeinden werde er diese unterstützen, sagte Maik Mund. Auch Steffi Friedebold liegt die Kapelle am Herzen, sie mache das Elbe-Havel-Land auch überregional bekannt.