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Fuchsplage Wulkauer trauern um ihre Hühner

Ein tierisches Problem schlägt einer ganzen Reihe von Wulkauern derzeit so richtig aufs Gemüt. Doch derzeit lässt sich nichts dagegen machen.

Von Dieter Haase 30.06.2021, 08:52
Karl-Heinz Liermann, hier auf einer Veranstaltung mit erfreulichem Charakter, nervt das Fuchsproblem.
Karl-Heinz Liermann, hier auf einer Veranstaltung mit erfreulichem Charakter, nervt das Fuchsproblem. Foto: Archiv Volksstimme

Wulkau - Ein Fuchs oder auch mehrere dieser Raubtiere fühlen sich seit mehr als einem halben Jahr in Wulkau pudelwohl. „Den Schaden davon haben die Kleintierhalter hier“, berichtet Karl-Heinz Liermann. Denn der Fuchs kommt immer und immer wieder und holt sich das, was ihm besonders gut schmeckt: nämlich Hühner. „Aber nicht nur von einem Hof.

Nur noch wenige Hühner sind übrig

Viele Wulkauer sind von dem Hühnerraub betroffen“, hat der Senior erfahren. Zum Beispiel gehört die Familie Aust dazu. „Wir haben schon an die 25 Hühner verloren, nur noch ganz wenige sind von unserem Bestand übrig geblieben“, erzählt Waltraud Aust. „Um die machen wir uns natürlich nun auch noch Sorgen. Denn vor dem Fuchs scheint hier in Wulkau wirklich kein Huhn sicher zu sein.“

Selbst am helllichten Tage wurde Reineke schon auf dem Grundstück gesehen. „Von meinem Sohn Robert. Aber leider hat er es nicht geschafft, den Räuber zu schnappen.“ Nicht einmal der freilaufende Hund auf dem Hof habe den Fuchs bemerkt.

Der Fuchs ist sehr schlau

„Denn der schleicht sich so leise an, dass er nicht zu hören ist. Ein sehr schlaues Tier eben“, so Waltraud Aust. Ihr Sohn glaubt aber auch fest daran, dass der Fuchs die vielen Hühner nicht für sich alleine holt, sondern vor allem auch als Nahrung für seine Welpen, um diese großzuziehen. „Aber das kann hier im Ort wirklich nicht mehr so weitergehen“, fordert Waltraud Aust. „Sonst hat im Dorf bald keiner mehr ein Huhn.“

Auch ein Marderhund ging im Dorf schon spazieren

„Ich bin durch den Fuchs alle meine Hühner losgeworden“, ist von Karl-Heinz Liermann zu erfahren. „Ich habe mal 40 davon gehabt. Das ist natürlich nicht nur ein großer persönlicher Schaden für mich, sondern auch ein finanzieller. Aber möglicherweise ist nicht nur der Fuchs dafür der Hauptgrund. Denn ich habe hier auch schon einen Marderhund spazieren laufen sehen. Der liebt Hühner und anderes Geflügel ebenso.“

Jäger unternehmen nichts

Harsch in die Kritik nimmt der Wulkauer die Mitglieder der Jagdgesellschaft des Dorfes. „Denn die unternehmen gar nichts gegen diese Fuchsplage. Inzwischen sind es im gesamten Ort schon über hundert Hühner, die sich der Fuchs geholt hat. Im Prinzip konnte der Räuber das völlig ungestört tun, weil sich die Jägerschaft trotz Kenntnis darüber offensichtlich in keinster Weise dafür interessiert.“

Zu DDR-Zeiten andere Regelungen

Früher sei alles viel besser gewesen, erinnert sich Karl-Heinz Liermann. Was allerdings bis in die DDR-Zeiten zurück geht. Er nennt die Namen der Jäger Fritz Schenk und Bernhard Handtke sowie vom ehemaligen Revierförster Hans Hirche. „Die haben nicht lange gefackelt, wenn derartige Probleme aufgetreten sind. Aber leider sind alle drei schon sehr lange nicht mehr am Leben. Und seitdem ist vieles schlechter geworden“, findet er. Und glaubt fest daran, dass sich so manche Kleintierhalter aus Wulkau jetzt keine neuen Hühner mehr anschaffen werden. „Ich jedenfalls werde das nicht tun, weil es nichts bringt und ich mich über den Verlust ansonsten nur ärgere.“

Fünf Monate Schonzeit sind noch im Gange

Jagdleiter der Wulkauer Jagdgesellschaft ist Manfred Kuhnert. „Wir können gegen den Fuchs jetzt gar nichts machen. Oder besser gesagt: Wir dürfen es nicht“, wendet er sich gegen die kritischen Worte von Karl-Heinz Liermann. Denn heutzutage gelten ganz andere Gesetze als früher, als der Fuchs noch mit Tellereisen gefangen werden durfte. „Das ist seit mittlerweile 30 Jahren aber verboten“, fügt er an. Heutzutage ist nur noch das Aufstellen von Lebendfallen möglich, aber die Füchse sind viel zu schlau, um sich in einer solchen Falle fangen zu lassen. Die gehen da absolut nicht rein.“

Der Hauptgrund für das derzeitige Nichttätigsein der Jagdgesellschaft gegen das Fuchsproblem ist jedoch ein ganz anderer. Der Gesetzgeber hat vom März bis zum Juli eine Schonzeit für die Füchse festgelegt. Das heißt, dass in diesem Zeitraum keine Füchse geschossen werden dürfen. Und in Ortschaften aus Sicherheitsgründen sowieso nicht.

„Elternschutz“ ist gesetzlich geregelt

„Wer dagegen verstößt, macht sich strafbar und ist seinen Jagdschein los“, begründet Manfred Kuhnert. In Paragraf 22, Absatz 4, des Bundesjagdgesetzes heißt es dazu: „In den Setz- und Brutzeiten dürfen bis zum Selbstständigwerden der Jungtiere die für die Aufzucht notwendigen Elterntiere ... nicht bejagt werden.“ Es geht also darum, dass die Füchse ihre Welpen in Ruhe und in Sicherheit groß ziehen können. An dieses Gesetz hat sich jeder Jäger zu halten.

Wulkauer Jäger sind spitze beim Raubwildabschuss

Außerhalb dieser Schonzeit „ist der Fuchs aber auch vor den Mitgliedern unserer Jagdgesellschaft nicht sicher“, berichtet der Jagdleiter. „In unserem Kreis sind wir sogar fast führend beim Raubwildabschuss. Um einige Beispiele zu nennen: In jedem Jahr erlegen wir um die 70 Füchse und zwischen 70 bis 80 Waschbären. Nur die Jederitzer können noch etwas bessere Ergebnisse vorweisen.“

Heißt konkret: Einige Wochen muss noch gewartet werden, bis der Fuchs wieder bejagt werden kann. Die über hundert gestohlenen Hühner kommen davon aber nicht zurück.

Ein Bild mit Symbolcharakter. Es zeigt den Appetit von Reineke Fuchs auf das Huhn. Ihm läuft förmlich das Wasser im Maul zusammen.
Ein Bild mit Symbolcharakter. Es zeigt den Appetit von Reineke Fuchs auf das Huhn. Ihm läuft förmlich das Wasser im Maul zusammen.
Foto: Archiv Polizei