Christian Löffler ließ sich 2003 in der Elbgemeinde nieder / Ehefrau zeigt "Wartezimmerkunst" Zum zehnten Geburtstag zieren Aktfotos die Schönhauser Tierarztpraxis
Mit neuer "Wartezimmerkunst" seiner Frau Jennifer hat der Schönhauser Tierarzt Christian Löffler am Montagabend den zehnten Praxis-Geburtstag gekrönt.
Schönhausen l 21 Schwarz-Weiß-Fotos, die allesamt nackte Menschen in der Natur zum Motiv haben, hängen an den Wänden des Wartezimmers und der Praxis in der Schönhauser Schulstraße. Das Wohn- und Geschäftshaus, in dem Christian Löffler seit zehn Jahren praktiziert und das früher die Schule und später den Frisör und die Sparkasse beherbergte, ist im vergangenen Jahr umfassend saniert worden. Schon mehrfach hat Jennifer Löffler die Möglichkeit genutzt, um andere an ihrem Hobby, der Fotografie, teilhaben zu lassen. Schon einmal waren es Akt-Bilder, damals noch farbig.
Werbung gaukelt nur Idealbilder vor, die Wirklichkeit geht dabei verloren
"Bei diesen in den letzten drei Jahren entstandenen Bildern habe ich ganz bewusst nur schwarz-weiß fotografiert. Ich wollte mich mehr auf die Form und das Lichtspiel mitten in der Natur oder in alten Gebäuden konzentrieren, Farbe kann auch vom Wesentlichem ablenken, beispielsweise ein Mensch mit blühendem Rapsfeld." Jennifer Löffler geht es nicht darum, den perfekten Körper zu zeigen - ganz im Gegenteil. "Ich will die Menschen zeigen, wie Gott sie schuf. In der Werbung wird immer nur das Idealbild eines Körpers dargestellt. Dadurch geht dem Betrachter so viel verloren." Ganz einfach sei es nicht, Menschen zu finden, die sich nackt fotografieren lassen. "Ich will auch niemanden überreden. Wer sich ablichten lässt und dann auch zustimmt, die Fotos auszustellen, der muss ein gesundes Körpergefühl haben. Zwar habe ich auch ein paar Models aus der Region, aber viele sind nicht so mutig, das dann auch öffentlich zu machen. Ortsfremden, die hier nicht bekannt sind, fällt das leichter." Die Elbwiesen, knorrige Bäume oder auch der alte Schönhauser Bahnhof bilden die passenden Hintergründe, in die sich die nackten Körper einfügen. Der Vater von Jennifer Löffler war auch Hobbyfotograf. "Ich hab\' immer seine ausgedienten Kameras bekommen und damit schon als Kind fotografiert."
Von den vielen Besuchern, die am Montagabend in die Tierarztpraxis gekommen waren, gab es viel Lob für die Bilder und Ankennung für den Mut der Models.
Ein zweiter Anlass für die Feier
ist das zehnjährige Praxis-Jubiläum. Seit dem 1. April 2003 praktiziert Christian Löffler in Schönhausen, er hatte die Nachfolge von Dr. Graupner angetreten. "Gerade am Anfang musste ich mir als junger Tierarzt meine Lorbeeren schon verdienen. Aber die Landwirte haben mir den Neustart hier leicht gemacht." Familie Löffler, zu der die 18-jährige Daphne, der 16-jährige Malte und die achtjährige Sophie gehören, war aus dem Landkreis Minden-Lübbecke nach Schönhausen gekommen. Jennifer Löffler hat sich zur Tierarzthelferin ausbilden lassen und steht nun ihrem Mann zur Seite. Nach zehn Jahren fühlen sich Löfflers, die in Sydow leben, hier zu Hause.
"Nach der Modernisierung
des großen Gebäudes ist unsere Praxis, die ja früher die Sparkasse war, sehr schön geworden. Und die Wände sind nun so gestaltet, dass hier problemlos Bilder und Fotos ausgestellt werden können", möchte Jennifer Löffler alle drei Monate Neues zeigen. Nicht nur von sich, sondern auch von anderen Hobbykünstlern, die sich gern bei ihr melden können.
Zu den Gästen gehörten am Montagabend neben Familienangehörigen und Freunden
auch Amtskollegen, Landwirte und Tierhalter. Mit ihnen konnte Christian Löffler fachsimpeln, beispielsweise über den derzeit nicht lieferbaren Impfstoff, mit dem Kückchen gleich am ersten Lebenstag gegen die Mareksche Lähmung geimpft werden - sehr zum Bedauern der Schönhauser Kleintierzüchter. Oder den Schmallenberg-Virus, der bei tragenden Kühen dazu führt, dass sie ihre Kälber vorzeitig verlieren. "Sorgen müssen wir uns darüber nicht machen. Aber ein paar Fälle der Erkrankung, die verstärkt in Süddeutschland auftritt und von Mücken übertragen wird, gibt es neuerdings auch hier in der Region."
Spenden für ein Kinderheim in Rumänien, das Löfflers schon etliche Jahre unterstützen
Den "Fest-Akt" nutzten Löfflers auch dazu, um für die Kinderhilfe der Schwestern der Hl. Maria Magdalena Postel im rumänischen Schineni Geld zu sammeln. "Dort gibt es ein Kinderheim, in dem dringend Hilfe gebraucht wird." Löfflers kennen die Zustände, sahen sie das Heim doch während eines Urlaubes an, bei dem sie auch ihrem rumänischen Patenkind einen Besuch abgestattet hatten. Neben Geldgeschenken gab es aber auch die eine oder andere Überraschung. Wie von Landwirt Gottfried Bauch. Der hatte auf einem Flohmarkt in Belzig eine Broschüre "Der Bienenvater" von 1928 aufgestöbert und es für Christian Löffler gekauft. Denn der ist seit wenigen Jahren nebenbei auch noch Imker, weiß er doch um den mangelnden Nachwuchs. Gottfried Bauch, der auch Vorsitzender des örtlichen Kleintierzuchtvereins ist, hatte auch die Namen der vorherigen Schönhauser Tierärzte parat: Vor Christian Löffler praktizierten Dr. Graupner (41 Jahre lang), Dr. Eckstedt sowie davor die Tierärzte Lemke und Stolze, "1850 gab es einen Tierarzt Bellin. Früher übernahmen die Schmiedemeister wie Brösicke und Behrend hier in Schönhausen einen Teil der Tierarztaufgaben".
Zu einem gelungenen Jubiläumsabend trug auch die musikalische Umrahmung durch Johannes Kölbel (Klavier) und Juliane Bookhagen (Gesang) aus Rathenow bei.
Wer sich die Bilder ansehen möchte, hat in den kommenden drei Monaten zu den Sprechzeiten Gelegenheit dazu - mit und gern auch ohne Tier.