Müll und Lärm Jugendliche sorgen für Unruhe
Welsleben/Eggersdorf (von Tom Szyja)
„Immer, wenn es wärmer wird, haben wir mit diesem Problem zu tun“, sagt Bürgermeister Bernd Nimmich (SPD), angesprochen auf die jugendlichen Unruhestifter. Dies sei kein Phänomen, was während der Pandemie verstärkt auftrete. Es würde immer wellenartig in den Sommermonaten aufkommen und anschließend wieder abflachen.
Unruheherd Stubbenteich
Vor einigen Wochen war die Gemeinde von Anwohnern in Welsleben darauf aufmerksam gemacht worden, dass sich Jugendliche rund um den Stubbenteich treffen würden. Dies an sich wäre kein Problem, doch hinterlassen die Heranwachsenden den Platz nicht sauber, hören laut Musik oder zerstören Gemeindeeigentum.
In der aktuellen Situation kommt noch eine weitere Sache dazu: Die Corona-Schutzverordnung verbietet explizit größere Ansammlungen. Außerdem herrscht auf öffentlichen Plätzen ein Alkoholverbot, an das sich die Jugendlichen nicht halten würden. Erlaubt sind treffen von maximal zwei Haushalten, von insgesamt nicht mehr als fünf Personen. Die Jugendgruppe würde aber aus circa 15 Personen bestehen. „Die sind auch gut vernetzt und verabreden sich an verschiedensten Orten im Bördeland“, berichtet Nimmich. Zuletzt hätten sie sich vermehrt am Tränkeplatz in Eggersdorf aufgehalten.
Alkohol am Steuer?
Neben der Vermüllung der öffentlichen Plätze und der musikalischen Beschallung der umliegenden Anwohner, sieht Nimmich noch ein weiteres Problem: „Bei den Treffen ist natürlich auch immer jede Menge Alkohol im Spiel. Und da die Personen meist nicht aus demselben Ort kommen, müssen sie das Auto nehmen. Ich befürchte, dass sich einige trotz eines erhöhten Alkoholpegels noch hinter das Steuer setzen.“ Damit würden sie nicht nur sich selber gefährden, sondern auch maßgeblich andere Verkehrsteilnehmer.
Ordnungsamtsleiter Andreas Pluntke schildert ein zusätzliches Dilemma: „Wenn ich oder meine Kollegen ausrücken und die Jugendlichen ermahnen, wird sich darüber oft einfach hinweg gesetzt.“ Die Gemeinde wünscht sich in dem Punkt mehr Präsenz von der Polizei, damit sei aber aufgrund fehlender Kapazitäten in naher Zukunft nicht zu rechnen. Eine andere Alternative: Die Eltern ansprechen.
Positive Beispiele
„Viele der Jugendlichen sind noch minderjährig. Da hoffen wir durch Hinweise unserer Ortsbürgermeister an Namen zu kommen, um dann auf die Eltern zuzugehen“, erläutert Bürgermeister Nimmich. Am stärksten sieht er aber die Eltern der Kinder in der Pflicht: „Bei den Minderjährigen müssen die Eltern ihrer Erziehungspflicht nachkommen. Die Jugendlichen begegnen unseren Mitarbeitern mit einer Respektlosigkeit, sowas hätte ich mich früher nie getraut“, bekräftigt Nimmich. In Eggersdorf hätten sie einen Jugendlichen schon ausfindig gemacht und wollen jetzt Kontakt mit den Eltern aufnehmen.
Die Vergangenheit könnte in dem Zusammenhang als positives Beispiel dienen. Im vergangenen Sommer konnten sie mithilfe von Eggersdorfs Ortsbürgermeisterin Rosemarie Ziem Kontakt zu einer Jugendgruppe aufnehmen. Anschließend hätten sie die Gruppe sogar dazu bewegen können, den Platz aufzuräumen. Ein anderes positiv Beispiel kommt aus Eickendorf. „Letzten Herbst haben sich Jugendliche dort eine Kleingartenparzelle gemietet. Diese haben sie erstmal auf Vordermann gebracht und dann dort gegrillt“, berichtet Nimmich. Was der Bürgermeister ausdrücken möchte: Die Gemeinde hat überhaupt nichts einzuwenden gegen Treffen. Allerdings müssen sie sich dabei an Regeln halten. Aus dem Grund seien Jugendclubs keine Alternative, weil dort Vorschriften eingehalten werden müssen. „Die Jugendlichen wollen aus ihren Grenzen ausbrechen“, so Nimmich. Zurzeit müssten sie sich wie alle andern auch, an die Corona-Regeln halten. Fernab der Pandemie dürfen sie bei ihren Treffen auch keine anderen Bürger stören.