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Einstimmig Kunrauer Ortsgruppe gibt nicht auf

Die Kunrauer Ortsgruppe des BUND wird weiter gegen den Bau einer Schweinemastanlage vorgehen. Das ist das Ergebnis einer Informationsrunde.

Von Siegmar Riedel 23.11.2015, 02:00

Kunrau l Gewohnt groß war das Interesse an den Informationen der BUND-Ortsgruppe „Pro Bad - kontra industrielle Mast“. Schließlich geht es nicht nur darum, den Bau einer industriellen Mastanlage für Schweine am Ortsrand in Richtung Rappin von Bad Bentheimer Investoren zu verhindern, sondern im siebenten Jahr gerichtlicher Auseinandersetzungen auch um viel Geld. Spendengeld.

Großen Raum nahmen deshalb auch die bisherigen Kosten im Bericht der Ortsgruppe ein. Evelyn Predehl nannte Zahlen: „Als das Spendenkonto 2010 eröffnet wurde, kam die erste Spende aus den USA, dreistellig.“ Dem ersten Aufruf folgten 137 Spender, dem zweiten im März 2012 41 Spender. 2013 spendeten 162 Sympathisanten, bei zwei Aufrufen 2014 zusammen 101. „Die Spenden geben uns immer wieder Auftrieb“, sagte Evelyn Predehl. Mit Stand vom 20. Oktober sind insgesamt 38 622,93 Euro auf das Spendenkonto eingegangen.

Das meiste Geld davon, zusammen 38 129,59 Euro, bekamen die Anwälte. „6191 Euro kassierte der Staat an Mehrwertsteuer“, bedauerte Evelyn Predehl und dankte allen Unterstützern. „Das zeigt uns, dass unser Kampf richtig ist.“ Gut 900 Euro gab die Ortsgruppe zudem für den Kauf von Utensilien für das Freibad aus. Auf Eckpunkte der gerichtlichen Auseinandersetzung ging danach Wolfgang Lenz ein. Er erinnerte an die Anordnung des sofortigen Bauvollzugs durch das Landesverwaltungsamt (LVA). Nägel mit Köpfen sollten gemacht werden. „Der Widerspruch dagegen kostete uns 4723 Euro und war erfolgreich“, sagte er. Daraufhin klagte das LVA gegen den Widerspruch der Kunrauer.

Mit dem „Besten zuerst“ begann Günter Zogbau: „Die Schweinemast darf nicht gebaut werden“, betonte er den derzeitigen Stand. Aber: „Wenn es so bleiben soll, dürfen wir uns nicht zurücklehnen.“

Im Laufe der Jahre hätten sich laut Zogbaum ein halbes Dutzend Aktenordner gefüllt, viele CDs und USB-Sticks. Aktuell sehe es so aus, dass die Investoren Beschwerde gegen die Ortsgruppe eingereicht hätten.

Im folgenden ging Günter Zogbaum auf die Aktivitäten der Ortsgruppe seit 2009 ein. Dabei erinnerte er an die Anordnung des LVA zum sofortigen Vollzug 2014, das Eilverfahren des BUND dagegen. „Das Verwaltungsgericht hatte erhebliche Zweifel an dem Antrag und beschloss, dass der verwaltungsrechtliche Zustand davor wieder hergestellt werden muss“, nannte Günter Zogbaum das Ergebnis.

Die Bentheimer reichten deshalb eine Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht ein - der BUND beantragte die Abweisung dieser Beschwerde. Günter Zogbaum: „Das Hauptsacheverfahren, die Klage gegen die Genehmigung des Baus der Mastanlage, kommt erst danach.“ Doch an den Kritikpunkten, massenhafter Gülleanfall, Nähe des Freibads und anderes, habe sich nichts geändert. „1498 Bürger haben unterschrieben, dass sie diese Schweinemastanlage nicht wollen“, hob Zogbaum hervor.Er sei optimistisch, denn das LVA wiederhole in seiner aktuellen Begründung nur die Fakten, die bereits zur Genehmigung der Anlage dienten. „Doch diese Argumente sind vom Verwaltungsgericht schon einmal abgelehnt worden.“

Laut Günter Zogbaum spekuliere die Gegenseite damit, dass „uns finanziell die Puste ausgeht. Außerdem sind die Aktiven in der Ortsgruppe alle in einem Alter von 70+“, betonte er. „Darum brauchen wir dringend jüngere Mitstreiter.“

Burkhard Hartmann fühlte sich als ehemaliges Mitglied des Stadtrates indirekt kritisiert, als Günter Zogbaum an das vom Bürgermeister Matthias Mann erteilte zweite gemeinschaftliche Einvernehmen erinnerte, das ohne Wissen des Rates erfolgt sei. „Das ist nicht richtig. Es gab Diskussionen dazu im Stadtrat und eine Resolution aller Fraktionen gegen den Bau der Anlage“, sagte Hartmann. Und obwohl er ein Multifunktionär sei, biete er der Ortsgruppe perspektivisch seine Mitarbeit an.

Nachdem der Klötzer Imker Franz Uhl von seinen schlechten Erfahrungen mit Gülle und dem Tod seiner Bienen berichtete, erbat Wolfgang Lenz weitere Spenden für Anwaltskosten. „Wir sind knapp und sein Recht erkämpfen, ist teuer“, begründete er. „Wir sind ärmliche Kirchenmäuse.“ Keine Diskussion gab es bei der Frage, ob die Ortsgruppe weiter „gegen den Bau der Schweinemastanlage vorgehen oder den Kopf einziehen soll“: Das Votum für das Weitermachen fiel einstimmig aus.