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Klartext Die fetten Jahre sind vorbei

Ein bewegtes Jahr geht für Klötze zu Ende. Redaktionsleiter Siegmar Riedel sprach mit Bürgermeister Mann über Erreichtes und Probleme.

25.12.2015, 01:00

Volksstimme: Herr Mann, seit der Fusion zur Einheitsgemeinde Stadt Klötze haben Sie und der Stadtrat maßgeblichen Anteil daran, dass die Orte mehr und mehr eine Einheit bilden. Einerseits wurde viel geschafft, doch die Wunschliste der Vorhaben wird kaum kürzer. Andererseits muss die Stadt mit immer weniger Geld auskommen. Wie sehen Sie das?

Matthias Mann: Wir haben in den vergangenen Jahren nur auf Verzehr gelebt. Besonders in den Bereichen Schulen, Feuerwehren, Straßenbeleuchtung, Kindertagesstätten muss jetzt viel Geld in den Werterhalt gesteckt werden. Dabei werden auf den Stadtrat wichtige Entscheidungen zukommen. Ich habe kein Problem damit, dem Stadtrat Beschlüsse vorzulegen und ihn entscheiden zu lassen, welches Projekt wichtig ist und welches in die Schublade wandert.

Können Sie ein Beispiel dafür nennen?

Das Thema Tierpark ist so ein Beispiel. Der Stadtrat muss entscheiden, ob das Projekt weiter verfolgt wird und in welchem Umfang. Wir können nicht auf jeder Hochzeit tanzen, von einigen Dingen müssen wir uns einfach verabschieden.

Kommen wir aus aktuellem Anlass zu einem anderen Thema. Am vergangenen Wochenende fiel im Wohngebiet Wasserfahrt mehrfach die Straßenbeleuchtung aus. Ein Anwohner wollte sich kümmern, fand aber keine Hilfe bei der Polizei und keinen Ansprechpartner im Rathaus. Gibt es für solche Fälle keine Notrufnummer?

Nein, die gibt es nicht. Auch die Firmen haben dafür keine Notrufnummer. Die Stadt hat rund um die Uhr einen Bereitschaftsdienst, aber nur für echte Notfälle. Auch wenn wir im Rathaus von dem Ausfall der Beleuchtung gewusst hätten, müssten die Firmen am Wochenende erreichbar sein. Das ist meist nicht der Fall. Dann müssen Betroffene auch mal ein Wochenende aushalten.

Im Kunrauer Ortschaftsrat wird oft über eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Fahrzeuge auf der L 23 gesprochen, also in der Neuferchauer Straße vor der Grundschule und weiter in der Rimpaustraße. Vor den Klötzer Schulen sei die Geschwindigkeit ja auch auf 30 km/h begrenzt, heißt es dann. Was halten Sie von dem Vorschlag?

Zunächst einmal handelt es sich in Kunrau um eine Landesstraße und das Grundschulgebäude ist weiter entfernt von der Straße als in Klötze. Fast jede Woche stellt die Polizei dort einen Blitzer auf. Doch die Einstellung der Kraftfahrer ändert sich nicht, sie rasen weiter. Das ist ein Problem aller Ortsdurchfahrten, ob in Kunrau, Jahrstedt oder anderen Ortschaften. Wir können vor der Kunrauer Schule die Geschwindigkeit begrenzen, das muss aber kontrolliert werden. Mir fehlt allerdings der Glaube, dass das umsetzbar ist. Ich finde die Diskussion, ob die Autos langsamer oder schneller fahren dürfen, allgemein sehr subjektiv. Manche Experten sagen, der Verkehr muss fließen können. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h haben wir deshalb einen Kompromiss gefunden. Ampeln und Schikanen bremsen den fließenden Verkehr nur.

In den vergangenen Jahren sind viele Gebühren in der Stadt vereinheitlicht worden. Aber noch immer leuchten die Straßenlampen in den Orten zu unterschiedlichen Zeiten. Bietet sich da nicht auch Einsparpotenzial?

Anfang 2016 werden wir uns mit diesem Thema beschäftigen. Wir haben schon eine Analyse angefertigt, in der ersichtlich ist, wo welche Lampen wie lange leuchten. Ich sehe dabei auch ein Sparpotenzial. Wir müssen aber bedenken, dass oft unterschiedliche Technik in die Lampen eingebaut ist. Das ist aus der Historie heraus gewachsen. Jedes Dorf hatte einen Elektriker, der die Beleuchtung steuerte. Ziel muss deshalb eine einheitliche Steuerung sein. Dabei möchte ich aber Unterschiede machen nach Größe und Struktur der Orte. Wir können Orte wie Kusey und Kunrau nicht mit kleinen Dörfern wie Röwitz gleichsetzen. Ich möchte aber damit keine dunklen Dörfer schaffen. Das Sicherheitsgefühl der Menschen ist wichtig.

Mit dem Abriss des Hauses Gardelegener Straße 44 ist ein hässlicher Fleck in Klötze verschwunden, der Besucher gleich am Ortseingang abschreckte. Wie geht es weiter mit der freien Fläche?

Bis Mitte Januar wird ein Planungsentwurf für den grünen Bereich und die angrenzende Kita vorliegen. Darin enthalten sind infrastrukturelle Elemente wie Parkflächen sowie städtebauliche Elemente wie die Einbindung in das Stadtbild. Beides fließt in ein Projekt ein. Mit den 80 000 Euro Preisgeld aus dem Wettbewerb „Auf dem Weg zu einer barrierefreien Kommune“ und damit verbundenen Fördermittelzusagen haben wir jetzt auch mehr Möglichkeiten. Ich möchte den Eingangsbereich der Kita verändern. Beachtet werden muss auch, dass es sich um einen Blickfang handelt. Besucher der Stadt werden dort praktisch begrüßt. Eine Arbeitsgruppe wird den Plan verfeinern. Die Kosten werden ermittelt und Fördermittel beantragt. Wenn alles klappt, bauen wir noch 2016. Ich bin bei der Gestaltung für alle Vorschläge offen.

Welche Vorhaben stehen außerdem auf der Liste für 2016?

Im Frühjahr erfolgt der Abriss eines Hofes in der Salzwedeler Straße in Klötze. In den Haushalt haben wir zusätzlich 130 000 Euro eingeplant für das Aufrüsten der Computerkabinette in den Grundschulen. Außerdem soll es bei den Bodenordnungsverfahren Kunrau/Drömling und Klötze vorangehen, die wir mitfinanzieren. Keine Signale gibt es für den Lückenschluss am Radweg in Richtung Bandau. Dagegen geht es beim 4. Bauabschnitt in der Bahnhofstraße definitiv weiter. Die Ausschreibung der Arbeiten wird vorbereitet. Ich gehe davon aus, dass eine Kreuzungsvereinbarung mit der Bahn dafür zustande kommt.

Immer wieder wird der Wunsch geäußert, die Freibäder in Kunrau und Klötze zu beheizen. Hat dieser Wunsch eine Chance?

Wir werden dem Stadtrat eine Studie vorlegen für die Wärmeversorgung der Bäder in beiden Orten. Dann sehen wir die zu erwartenden jährlichen Kosten und nötigen Investitionen. Wir müssen dabei auch beachten, dass die Betriebserlaubnis für die Biogasanlage Kunrau nur bis 2026 läuft. Eine solche Investition muss man aber abschreiben können. Das Kunrauer Bad hat schon ohne die Wärmeversorgung ein jährliches Defizit von 60 000 Euro. Die Investition läge weit über 100 000 Euro. Hinzu kämen die Leitung für die Wärme, die automatische Chloranlage und anderes. Dann muss der Rat entscheiden: Ist es uns das wert? Können wir uns das leisten? Meint der Stadtrat ja, müssen wir sehen, ob es wirklich Synergieeffekte und Einsparpotenzial gibt. Man muss auch mal mit dem Vorhandenen zufrieden sein. Hohe Standards kosten Geld. Die fetten Jahre sind vorbei. Einiges ist einfach nicht notwendig.

Wie verbringt der Bürgermeister sein Weihnachtsfest?

Ganz konservativ in Familie. Die Kinder und Enkel kommen. Vorher und zwischendurch spiele ich Trompete und singe im Chor.