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Ärzteschaft Vor-Ort-Probleme direkt ansprechen

Seit wenigen Wochen ist der Klötzer Allgemeinmediziner Alexandru Cucu neuer Kreissprecher der Ärzteschaft im Altkreis Klötze.

Von Henning Lehmann 28.02.2021, 22:00

Klötze l Weil er mit seinen 37 Jahren der jüngste Mediziner im Altkreis Klötze ist, wurde Alexandru Cucu vor wenigen Wochen zum neuen Kreissprecher der Ärzteschaft im Altkreis Klötze bestimmt. „Ein langjähriger Kollege hat mich bei einer Zusammenkunft der Kassenärztlichen Vereinigung in Magdeburg vorgeschlagen. Und schon wurde ich zum Kreissprecher. Keiner der Anwesenden hatte etwas dagegen“, erinnert sich der Klötzer Allgemeinmediziner augenzwinkernd. Cucu tritt damit die Nachfolge des früheren Klötzer Orthopäden Bernd Hesse an, der sich vor geraumer Zeit schon in den Ruhestand verabschiedete.

Alexandru Cucu kam durch Zufall im Februar 2014 von Rumänien nach Deutschland und fand über die Kassenärztliche Vereinigung in Klötze eine Anstellung als Allgemeinmediziner. Nach vier Jahren im Angestellten-Verhältnis führt er seit 2018 seine eigenen Praxis an der Klötzer Schulstraße und kann sich über Patientenmangel nicht beklagen. Im Quartal behandelt er zwischen 1 300 und 1 500 Menschen.

Eigentlich wollte der gebürtige Rumäne, der in Bukarest Medizin studierte, gar nicht nach Deutschland. Länder, wie Frankreich, Spanien und England standen im Fokus des Mediziners. Auch weil er die Sprache der jeweiligen Länder beherrscht. „Deutschland war nicht mein Ziel. Ich bin durch Zufall in das Land gekommen“, blickt der 37-Jährige zurück. Den Schritt hat er bis heute nicht bereut, zumal er inzwischen auch mit einer Altmärkerin verheiratet ist.

Die Mentalität der Menschen im Osten Deutschlands vergleicht Alexandru Cucu gern mit seiner alten Heimat in Rumänien. Aus diesem Grund kommt er auch mit den Klötzern und seinen Patienten aus der Region Salzwedel und Gardelegen sehr gut klar. Denn die deutsche Sprache spricht er mittlerweile perfekt.

Ein Grund, seine Heimat vor sieben Jahren nach dem Medizinstudium zu verlassen, waren die finanziellen Anreize. Zwar habe sich auch für Ärzte die finanzielle Lage in Rumänien mittlerweile deutlich verbessert, so Cucu, doch an den deutschen Standard reicht sie noch nicht ganz heran.

Den neuen Ehrenamts-Job als Kreissprecher geht Alexandru Cucu mit viel Engagement an, auch, weil die Ärztesituation im Altkreis Klötze momentan noch recht gut sei. Doch das könnte sich in den kommenden Jahren ändern, da einige Mediziner ihren Ausstieg aus dem Berufsleben planen. „So fehlt seit Jahren ein Lungenarzt in Klötze“, erinnert Cucu. Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Dr. Wilhelm Kausche zum Jahresende gibt es in Klötze zudem einen weiteren Allgemeinmediziner weniger.

Zwar konnten die anderen Ärzte, wie Cucu auch selbst, bislang einige Patienten auffangen. Doch immer noch seien einige Menschen ohne Hausarzt, und wenn in zwei bis drei Jahren weitere Allgemeinmediziner in den Ruhestand wechseln und es keinen Nachfolger gibt, erwartet der Kreissprecher der Klötzer Ärzteschaft ernsthafte Probleme, die möglicherweise nicht zu kompensieren sind. Er nennt das Beispiel Beetzendorf. Dort praktiziert nach dem Ausscheiden von Dr. Christel Rosenbaum im März 2019 aktuell nur noch eine Medizinerin im Ort.

„Ich bin nun Ansprechpartner für die insgesamt 15 Ärzte und eine Psychologin in der Region und für die Kommunikation zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung und Medizinern vor Ort verantwortlich“, sieht Alexandru Cucu sein Aufgabengebiet.

Und für seine Kollegen will sich der Klötzer Arzt künftig auch engagiert einsetzen: „Ich bin kein schüchterner Mensch und spreche Vor-Ort-Probleme bei den Zusammenkünften der Kassenärztlichen Vereinigung direkt an“, versichert der junge Mann.

Allerdings könne er in seiner Funktion keine Entscheidungen treffen, sondern in Magdeburg nur auf die Probleme der Region Klötze und Beetzendorf aufmerksam machen.

Seine ersten ehrenamtlichen Aufgaben musste der neue Kreissprecher während der aktuellen Corona-Pandemie übrigens schon bewältigen und zieht nach einem Jahr eine erste Zwischenbilanz: „Wir sind in der Altmark trotz einiger Probleme und der steigenden Corona-Zahlen gut durch die Krise gekommen. Aus den strategischen Fehlern der Vergangenheit sollten wir aber lernen und es zukünftig besser machen“, rät Cucu – auch in Richtung der Politik.