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Bauarbeiten am Bahnstreckenabschnitt zwischen Mieste und Solpke Auf Zeit von der Schiene auf die Straße: Marode Schwellen in 48 Stunden ersetzt

Von Kristin Schröder 22.11.2011, 04:23

Am Wochenende wurden schadhafte Schwellen auf der Bahnstrecke zwischen Solpke und Mieste ausgetauscht. Die Reisenden der Regionalbahn mussten auf den Schienenersatzverkehr umsteigen und erreichten nur mit Verspätung ihr Ziel.

Solpke/Mieste l Auch auf der Bahnstrecke Stendal-Wolfsburg hat die Deutsche Bahn mit einem altbekannten Problem zu kämpfen: den sogenannten Rethwisch-Schwellen. Sie zerbröseln und können den Beanspruchungen der bremsenden und beschleunigenden Züge nicht mehr standhalten. Deshalb müssen sie im gesamten Bundesgebiet ausgetauscht werden.

Schon in den Jahren 1992 bis 1999 wurden die Schwellen der Firma Rethwisch aus Möllenhagen auf Teilabschnitten im gesamten Schienennetz der Bahn verbaut. Insgesamt sollen in ganz Deutschland rund eine Million dieser Schwellen verbaut sein, das entspricht rund einem Prozent aller verbauten Betonschwellen. Schon wenige Jahre nach dem Einbau traten die ersten Probleme auf und es bildeten sich Risse im Beton.

Chemische Reaktion führte zu Rissen im Beton

Dass das Material schon nach gut zehn Jahren zerbröselt, statt die üblichen drei Jahrzehnte zu halten, wurde mit zwei möglichen Ursachen erklärt. Zum einen vertragen sich offenbar der Sand und der Zement nicht, aus dem die Schwellen gegossen wurden. Es kommt zu einer chemischen Reaktion, die wiederum zu feinen Rissen führt. Feuchtigkeit dringt dann in den Beton ein. Wenn das Wasser im Winter gefriert, platzen ganze Betonbrocken ab.

Möglicherweise gab es aber auch Probleme, die gegossenen Schwellen aus ihrer Form zu bekommen. Die Oberflächen waren nicht so glatt, wie sie hätten sein sollen und deshalb bildeten sich Risse. Warum genau die Schwellen zwischen Mieste und Solpke schadhaft sind, wusste am Wochenende auch ein Mitarbeiter der Bahn nicht genau. Aber dass der Zersetzungsprozess so schnell verlaufen ist, habe auch unabhängige Gutachter überrascht. Immerhin erneuert die Bahn schon seit dem Jahr 2002 die maroden Schwellen aus dem Hause Rethwisch.

Rethwisch-Schwellen auch zwischen Mieste und Solpke

Die Bahnstrecke zwischen Mieste und Solpke wurde also am Sonnabend und Sonntag für die Regionalbahnen voll gesperrt. Die benachbarte ICE-Trasse war von der Sperrung nicht betroffen. Hunderte Schwellen lagen entlang der Strecke neben den Gleisen. Sie wurden mit der technischen Hilfe großer Bauzüge aus dem Gleisbett gewuchtet.

Mehrere hintereinander auf den Schienen fahrende Bagger hoben die Schwellen aus und legten sie beiseite. Erst nachdem ein Abschnitt geräumt war, nahm ein Spezialzug, die Gleisstopfmaschine, seine Arbeit auf und verdichtete den Schotter im Gleisbett, um einen ebenen und festen Untergrund zu schaffen.

Erst danach setzte eine riesige Maschine die neuen Schwellen quer zur Fahrtrichtung in das Gleisbett ein. Die Arbeiter vor Ort mussten diese dann nur noch per Hand mit den Schienen verbinden.

Die Schwellen halten im Gleisbett die Schienen im vorgesehenen Abstand, der Spurweite, zueinander. Zu hoffen bleibt nun, dass die neuen Schwellen keine Probleme verursachen und vorzeitig entfernt werden müssen. Allerdings kann es laut Aussage des Bahnmitarbeiters immer wieder auftreten, dass einzelne Chargen von Schwellen schadhaft sind. Die Mängel lassen sich leider erst nach mehreren Jahren feststellen.

Ersatzverkehrsbusse pendelten zwischen den Ortschaften

Die Bahn stellte ihre Fahrpläne rechtzeitig um und kündigte die Baumaßnahmen an. Für die kurze Strecke zwischen den beiden Dörfern wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, der die Fahrgäste über die Landstraße in zwölf Minuten von Solpke nach Mieste und umgekehrt brachte. Die Verzögerungen hielten sich für die vielen Fahrgäste auf der Strecke größtenteils in Grenzen, denn sie mussten rund eine halbe Stunde längere Fahrtzeit einplanen. Zumindest konnten die Fahrgäste so ihre planmäßigen Anschlusszüge problemlos erreichen.

Lediglich die Reisenden aus Richtung Stendal, die ab Wolfsburg weiterfahren wollten, mussten mehr Geduld aufbringen, denn sie verpassten durch die Sperrung ihre Anschlusszüge und mussten auf die folgenden warten. Das befürchtete Chaos zwischen Mieste und Letzlingen blieb aber aus, die Vorbereitungen der Bahn schienen sich auszuzahlen.