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Beratung Behinderung fängt im Kopf an

In der neuen Hauptsatzung Klötzes ist ein Behindertenbeauftragter vorgesehen. Das möchte der Böckwitzer Ralf Düring übernehmen.

Von Tobias Roitsch 31.07.2019, 19:56

Klötze/Böckwitz l Ein Bordstein kann manchmal ein unüberwindbares Hindernis sein. Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, können nicht einfach hinübersteigen und ihren Weg fortsetzen. Bei der Beseitigung solcher Hürden könnte ein Behindertenbeauftragter helfen. Der Böckwitzer Ralf Düring möchte als ein solcher Ansprechpartner künftig in der Stadt Klötze zur Verfügung stehen. Schriftlich, in zwei Sätzen, hat Düring der Verwaltung vor einigen Tagen mitgeteilt, dass er bereit sei, die Funktion des Beauftragten zu übernehmen.

Der Posten des Behindertenbeauftragten ist neu. Vorsorglich sei er in die neue Hauptsatzung der Stadt aufgenommen worden, erklärte der Vertreter des Bürgermeisters, Matthias Reps, auf Nachfrage der Volksstimme. Dieser Schritt sei im Vorfeld mit den Fraktionen im Stadtrat besprochen worden. Ob tatsächlich der Böckwitzer Ralf Düring Behindertenbeauftragter wird oder ob es ein Auswahlverfahren geben wird, sei noch offen, so Reps. Vielleicht finden sich noch weitere Kandidaten, man wolle es auch anderen Leuten anbieten. Vor der nächsten Sitzung des städtischen Hauptausschusses solle mit den Fraktionen noch einmal über das Thema gesprochen werden. Die endgültige Entscheidung treffe der Stadtrat, blickte Matthias Reps voraus. Der Behindertenbeauftragte wäre ehrenamtlich tätig.

„Man muss dafür Leute rannehmen, die durch ihre eigene Lebenserfahrung etwas sagen können und nicht nur auf die Paragrafen schauen“, fasste Ralf Düring seinen Standpunkt im Gespräch mit der Volksstimme zusammen. In Zukunft, so sein Wunsch, sollte nicht mehr nach dem Motto „Das haben wir schon immer so gemacht“ gehandelt werden. Er könne schon mehr als 30 Jahre „Berufserfahrung“ vorweisen, so Düring. Nach einem Arbeitsunfall 1986 sei er mit dem Thema konfrontiert worden. Erfahrungen als Behindertenbeauftragter habe er schon gesammelt, er habe sich im Laufe der Jahre schlau gemacht und gebe etwa Ratsuchenden Tipps.

„Wenn Menschen wegen einer Behinderung nicht teilhaben können, ist das unzumutbar“, sagte Düring. Es sei an der Zeit, dass ein entsprechender Beauftragter in Klötze berufen werde. Sollte die Wahl auf ihn fallen, wolle er für jeden Menschen ein offenes Ohr haben. Als Beispiel nannte er diejenigen, die in ihrer Mobilität beeinträchtigt sind. „Dabei geht es um alle, nicht nur um die Rollstuhlfahrer“, so Düring. Dazu zählten ebenfalls der Mann mit Gipsbein, kleine Kinder und Ältere, die manchmal mit Hindernissen konfrontiert werden.

Wie solche Hindernisse aus dem Weg geschafft werden können, sollte gleich von vornherein bei den Bauprojekten mitgeplant werden, regte der Böckwitzer an. Denn Barrierefreiheit diene allen. Als Beauftragter würde er die Verwaltung „öfter mal unterstützen wollen“. Seiner Meinung nach fange eine Behinderung im Kopf an, viele Probleme würden nicht gesehen. Und was könnte geändert werden? Zum Beispiel könnte an der Klötzer Hegefeldhalle am Eingang eine Schräge gebaut werden. „In die Halle wird viel investiert, dann sollte sie auch für jedermann nutzbar sein“, so Düring. Schaukeln auf Spielplätzen, die von Rollstuhlfahrern genutzt werden können, sind ein anderes praktisches Beispiel, das er nannte.

Der Böckwitzer sprach sich weiterhin dafür aus, gewisse Redewendungen zu überdenken. Menschen seien etwa nicht an den Rollstuhl „gefesselt“, wie oft gesagt wird, sondern auf ihn angewiesen. Sie nutzten auch keine Rampen, diese würde es in Schlachthäusern geben, sondern Schrägen. Sprechstunden und Hausbesuche – für alle, die nicht selbst vorbeikommen können – würde er als Behindertenbeauftragter anbieten wollen. Und er möchte selbst gehört werden. „Ich will meine Meinung sagen können“, so Ralf Düring, der sich ein Rederecht für den Beauftragten in den Sitzungen der städtischen Gremien wünschen würde.