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Doktoranden der Universität Göttingen arbeiten im Klötzer Forst an wissenschaftlichem Projekt Buchen geben Aufschluss über das Klima

Von Markus Schulze 04.10.2012, 03:13

Reagiert die Rotbuche auf den Klimawandel? Dieser Frage gehen Hilmar Müller und Florian Knutzen, sie sind Doktoranden an der Universität Göttingen, im Klötzer Forst nach. Ihr Forschungsgelände befindet sich nahe des Eisernen Kreuzes.

Klötze l Kaum zu glauben, aber wahr: Ein kleines Areal unweit des Eisernen Kreuzes bei Klötze dient der Georg-August-Universität Göttingen als Freiluft-Labor. Bereits seit 2009 wird dort ermittelt, welchen Einfluss der Klimawandel auf das Wachstum der Rotbuche (Fagus sylvatica) hat. In dieser Woche schauten die beiden Doktoranden Hilmar Müller (36 Jahre alt) und Florian Knutzen (35) mal wieder in der Altmark nach dem Rechten. Gemeinsam gehen sie der Frage nach, ob die Rotbuche auch künftig ein Waldbaum sein wird, der für norddeutsche Gefilde geeignet ist?

Projekt ist für Forstwirtschaft von großer Bedeutung

Besonders für die forstwirtschaftliche Planung ist das von großer Bedeutung, betonen Hilmar Müller und Florian Knutzen. Denn anders als zum Beispiel die Agrarwirtschaft ist die Forstwirtschaft aufgrund der langen Bewirtschaftungszeiten von zum Teil mehr als 100 Jahren nicht in der Lage, spontan auf Veränderungen zu reagieren. Trotzdem müssen Förster und Waldbesitzer in ihrem Handeln schon heute den Grundstein für die Zukunft legen.

Und genau hier kommen Hilmar Müller und Florian Knutzen ins Spiel. Am botanischen Institut der Uni Göttingen sind sie wissenschaftliche Mitarbeiter der Abteilung Ökologie und Ökosystemforschung.

Die Rotbuche ist für sie gerade deshalb von besonderem Interesse, da sie ohne Eingriffe des Menschen wahrscheinlich weite Teile Deutschlands bedecken würde. An vier Standorten in Niedersachsen und zwei in Sachsen-Anhalt (Klötze und Calvörde) untersuchen Müller und Knutzen Buchenbestände, die etwa 100 bis 130 Jahre alt sind. Hilmar Müller erklärt: "Diese Standorte bilden einen Gradienten hinsichtlich des Niederschlags im langjährigen Mittel. Dabei stellt Klötze mit einem mittleren Jahresniederschlag von 590 Millilitern unseren zweittrockensten Standort dar."

Da Müller und Knutzen in ihre Untersuchungen auch den Wachstumsfaktor "Bodenqualität" in ihre Forschungen einfließen lassen, arbeiten sie an jedem Standort auf einer abgesteckten Fläche von 30 mal 30 Metern. Der Untergrund besteht entweder aus reinem Sandboden oder einem Sand-Lehm-Boden.

Blätter und Stämme der Buchen werden genau untersucht

Jedes Detail wird von den jungen Männern genau betrachtet: Anzahl, Größe und Gestalt der Blätter, die Dicke der Stämme und vieles andere mehr. Auch die Feuchtigkeit des Standortes wird erfasst. Aus all diesen Erkenntnissen ergibt sich dann, wie sich das Klima auf die Buchen auswirkt.

Ein Teil-Fazit können Müller und Knutzen schon ziehen. Demnach haben die Klötzer Buchen auf die trockener werdenden Sommer mit mehr Frucht-, sprich Samenbildung reagiert, um sich stärker vermehren zu können. "Früher", so berichtet Knutzen, "hat es diese sogenannten Mastjahre nur alle sieben Jahre gegeben. Aber in den drei Jahren, die wir nun hier sind, gab es schon zwei dieser Mastjahre."

Das soll heißen: Die Buchen passen sich den gestiegenen Temperaturen an, stemmen sich den Unbilden entgegen und sorgen gewissermaßen mehr denn je für den Arterhalt. Das wiederum lässt sich sowohl positiv als auch negativ beurteilen, meinen Knutzen und Müller. Denn das heißt auch, dass die Buchen aufgrund ihrer anhaltenden Quantität forstpolitisch weiter eine Rolle spielen werden, wenn vielleicht auch nur als Brennholz, da die Qualität des Holzes im gleichen Maße abnimmt.

Studie wird vom Land Niedersachsen gefördert

Übrigens beteiligen sich Müller und Knutzen mit ihrem Projekt an der "KLIFF"-Studie, an der sich unter anderem auch Genetiker und Zoologen beteiligen und das voraussichtlich noch bis nächstes Jahr vom Land Niedersachsen gefördert wird.

Bis dahin wartet auf Müller und Knutzen aber noch eine Menge Arbeit. Nicht nur, dass sie noch unzählige Daten auswerten müssen, nein, außerdem wollen sie noch ein ganz spezielles Experiment in Angriff nehmen. Im Mittelpunkt dessen sollen 600 Jungpflanzen stehen und die These, ob sie von ihren "Eltern" hinsichtlich des Klimawandels genetische Informationen vererbt bekommen haben?