Ausbildung Die Ausbildung zum Forst- und Landwirt liegt in diesem Jahr voll im Trend. Es gibt mehr Bewerbungen als Stellen.
Deutlich weniger Bewerbungen für Handwerksberufe gibt es in diesem Jahr im Altkreis Klötze. Bei zahlreichen Unternehmen gingen überhaupt keine Anfragen ein. Die Ausnahme bilden die Berufe des Land- und des Forstwirts.

Klötze - Der Kuseyer Kreishandwerksmeister Norbert Nieder hat es in diesem Sommer in seiner Firma selbst gespürt: „Es hat sich bei mir auf eine Ausbildungsstelle als Metallbauer niemand beworben“, zieht der Unternehmer ein nüchternes Fazit. Nieders Unternehmen ist kein Einzelfall. Auch andere Handwerksbetriebe haben dasselbe Problem. So wie die Bäckerei Gieselberg in Jahrstedt. Inhaber Volker Gieselberg sucht schon seit Jahren einen Lehrling, doch es bewirbt sich keiner, heißt es aus dem Familienunternehmen. Dabei hat er schon bei der Agentur für Arbeit eine Stellenanzeige geschaltet. Doch auch die war erfolglos. Ein Grund, dass sich kein Schulabgänger für den Bäckerberuf interessiert, sind die Arbeitszeiten mit dem frühen Aufstehen. Auch Fleischermeister Ronny Bratke aus Jahrstedt konnte in diesem Sommer keinen Lehrling gewinnen, dafür aber eine Fleischfachverkäuferin.
Sowohl im Altmarkkreis Salzwedel als auch im Landkreis Stendal ist die Zahl der Auszubildenden in diesem Jahr gegenüber 2020 deutlich zurückgegangen. Wie Norbert Nieder informierte, wurden im Altmarkkreis bislang 101 Ausbildungsverträge abgeschlossen. 2020 waren es 120. In Stendal stehen 178 Verträge vom Vorjahr 111 in diesem Jahr gegenüber. Nieder fordert von der Politik, mehr Anreize für Handwerksberufe zu schaffen. Die Einführung des Azubi-Tickets während der Lehre sei ein kleiner Anfang. Ein weiterer Aspekt seien die Erhaltung der Berufsschulstandorte in Salzwedel und Stendal, um lange Fahrten der Azubis zu verhindern. Zudem müssen die Sekundarschulen und die Gymnasien attraktiver für Handwerksberufe werden sowie das Schulsystem damit verändert werden, fordert der Kreishandwerksmeister.
Ein weiterer Grund, weil die Betriebe in der Region keine Auszubildenden finden, sind die ungenügenden Schulabschlüsse. Der Hohenhenninger Tischler Rainer Tiebermann kann davon ein Lied singen. Er suchte einen Lehrling und war in einer 9. Klasse zu Gast. Es gab zu seiner Überraschung drei Bewerbungen.
Auszubildende werden weiter gesucht
Allerdings hatten die sich am selben Tag gleich zerschlagen, weil alle drei Interessenten die Note „Fünf“ in Mathematik hatten. „Mit einer Fünf kann man nicht Tischler werden“, stellte der Unternehmer klar.
So ähnlich erging es Andreas Meyer vom gleichnamigen Klötzer Autohaus. Er hatte auch einen neuen Lehrling gesucht und würde gerne noch in diesem Jahr einen KfZ-Mechatroniker ausbilden. Doch auch in diesem Fall waren die Zensuren nicht wie gewünscht. „Wenn ein Jugendlicher Interesse an einer Ausbildung hat und es auch zwischen beiden Seiten passt, würden wir gerne noch eine Person ausbilden“, betont Meyer. Insgesamt hat seine Firma aktuell fünf Auszubildende. Darunter befinden sich Dominik Jahnke (2. Lehrjahr) und Benjamin Matthias (3. Lehrjahr). Für beide war die KfZ-Mechatroniker-Ausbildung übrigens der Traumberuf.
Anders als bei den Handwerksberufen ist die Lage in der Forst- und Landwirtschaft. Über fehlende Bewerbungen kann sich der Leiter des Betreuungsforstamtes Westliche Altmark, Helmut Jachalke, nicht beklagen. „Seitdem ich im Amt bin, haben wir jährlich bis zu 30 Bewerbungen für die Ausbildung zum Forstwirt“, teilt er erfreut mit. Auch in diesem Jahr treten, so Jachalke, wieder, wie in den Vorjahren, vier Jugendliche eine Ausbildung zum Forstwirt an. Für 2022 liegen bei dem Forstamtsleiter schon über 20 Bewerbungen auf dem Tisch.
80 Unternehmen bilden Altmarkkreis aus
Dieses positive Bild verzeichnet auch die Landwirtschaft. Wie die Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes, Annegret Jacobs, auf Volksstimme-Anfrage mitteilte, haben zum 1. August 14 Schulabgänger die Lehre zum Landwirt und eine Person die Ausbildung zur Fachkraft für Agrarservice aufgenommen. „Das ist ein positiver Trend“, resümiert Jacobs und betont, dass der Land- und Tierwirt sowie die Fachkraft für Agrarservice immer mehr bei den Zehntklässlern in den Fokus rückt, weil die Ausbildung und der Beruf viel Innovation und moderne Technik beinhaltet. Im Altmarkkreis bilden 80 Unternehmen, darunter die Milcherzeugergenossenschaft Klötze, die Produktionsgenossenschaft Neuferchau sowie die LB Kunrau GmbH, in der Region aus.