Handwerk Die Klötzerin Edelgard Jürgens würde den Beruf der Damenmaßschneiderin wieder erlernen
Edelgard Jürgens ist seit 50 Jahren Damenmaßschneidermeisterin und erhielt dafür von der Magdeburger Handwerkskammer einen goldenen Meisterbrief.

Klötze - Damenmaßschneiderin war der Traumberuf von Edelgard Jürgens. Den wollte sie unbedingt erlernen und trat 1958 auch eine Ausbildung bei der bekannten Salzwedeler Damenschneiderin Luise Booß an der Burgstraße an.
Jürgens war der letzte Lehrling der Unternehmerin. Lange ist das her, und auch ihre dreijährige Meisterausbildung in Magdeburg liegt in diesem Jahr schon 50 Jahre zurück. Am 13. Mai 1972 bekam sie die Urkunde überreicht und seit dieser Zeit hat die einen festen Platz in ihrem Wohnhaus unmittelbar an der Nähmaschine. „Wie die Zeit vergeht, sieht man dem Meisterbrief an. Mein Name ist in der roten Schrift nur noch sehr blass zu erkennen“, begründet die 80-Jährige und ergänzt, dass sie den mittlerweile selten gewordenen Beruf immer wieder erlernen würde. Seit einigen Tagen hängt neben dem Meisterbrief von 1972 auch der vergoldete Meisterbrief, den sie jüngst in Magdeburg während einer Festveranstaltung in den Räumen der Handwerkskammer erhielt. Das macht die gebürtige Tangelnerin stolz. Denn noch heute übt sie, wenn auch nur noch als Hobby, diesen Beruf aus. An ihrer Nähmaschine sitzt sie deshalb in der Woche noch das ein oder andere Mal und erfüllt früheren Stammkunden noch so manchen kleinen Änderungswunsch. „Der Beruf macht mir bis heute Spaß. Ein Grund dafür sind auch die zahlreichen treuen Stammkunden über die vielen Jahre“, blickt die 80-Jährige zurück.
Besonders mit der Maßanfertigung von Brautkleidern hat sich die Klötzerin einen Namen gemacht. Wieviel Exemplare sie nach Maß für die jungen Frauen in ihrem Berufsleben gefertigt hat? Diese Zahl bekommt die Damenschneidermeisterin nicht zusammen. Es waren aber mehrere Hundert, glaubt sie. Dabei ist sie bis heute noch einigen Bräuten in guter Erinnerung geblieben.
Ehemalige Braut gratuliert zum Geburtstag
Als Edelgard Jürgens im April ihren runden Geburtstag feierte, meldete sich eine 87-jährige Frau bei ihr zur Gratulation. Auch für sie hatte die Klötzerin zur Hochzeit das Brautkleid geschneidert.
Dabei war der Weg bis zur Unternehmerin etwas steinig. Nach der Lehre, die 1961 endete, war die Klötzerin bis 1966 zunächst in der Salzwedeler Firma von Luise Booß angestellt. Doch die Unternehmerin wollte die Rente genießen. Da musste sich Edelgard Jürgens Gedanken über ihre berufliche Zukunft machen und mit dem Weg in die Selbstständigkeit war eine Lösung gefunden.
Weg in die Selbstständigkeit war schwierig
„In der DDR wurden private Firmen nicht gefördert. Es sollte alles verstaatlicht werden“, erinnert sich die 80-Jährige. Doch ohne Meisterbrief in der Tasche war auch damals keine Selbstständigkeit möglich. So trat die Klötzerin 1966 ihren A-Teil der Meisterausbildung an, um die Zulassung zu erhalten. Das war nicht ganz einfach als junge Mutter. „Im allgemeinen Teil in Gardelegen war ich die einzige Frau unter 40 Männern“, blickt die rüstige Seniorin zurück. Wegen der Schwangerschaft setzte sie einige Jahr aus absolvierte von 1970 bis 1972 den B-Teil in Magdeburg. „Ich musste über drei Jahre immer an den Wochenenden nach Magdeburg fahren. Das war mit zwei kleinen Kindern nicht einfach“, erinnert sich die ehrgeizige Frau.
Doch Edelgard Jürgens ist nicht als Damenmaßschneiderin beruflich tätig gewesen. Nach der Wende und dem Tod ihres ersten Mannes führte sie auch das Fahrradgeschäft an der Neustädter Straße. Ihr Sohn und seine Frau führen es bereits in dritter Generation.
