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Alfred Hartmann aus Klötze ist Klauenpfleger / 45 Jahre Berufserfahrung am Fuß der Kuh Er macht Pediküre mit extra großer Schere

Von Anke Kohl 18.08.2012, 05:21

Was es in der DDR eher selten gab, war für Alfred Hartmann aus Klötze eine Selbstverständlichkeit. Er gehörte keinem volkseigenen Betrieb an. Als staatlich geprüfter Klauenpfleger war er immer selbständig.

Klötze l "Ich war immer freischaffender Künstler, wenn Sie so wollen", sagt Alfred Hartmann schmunzelnd. Und noch heute geht der 72-Jährige seinem Beruf nach. Nur, dass er es jetzt ruhiger angehen lassen kann. Alfred Hartmann fährt nur noch los, wenn er gerufen wird. "Ich verdiene mir zur Rente etwas dazu", erklärt er. Dabei schätzen die Landwirte, die sich auf den Mann mit der großen Schere und dem scharfen Messer verlassen, seine langjährige Erfahrung und seinen Blick für die Tiere.

Im November 1966 ging der gebürtige Klötzer, der bis dahin im landwirtschaftlichen Betrieb des Vaters gearbeitet hatte, für ein Jahr zur Ausbildung nach Leipzig. Das Examen zum staatlich geprüften Klauenpfleger legte er dort an der Karl-Marx-Universität ab. Nicht nur dieser Berufszweig wurde dort ausgebildet. "Es gab dort auch eine Hufbeschlag-Schule und auch die Tierärzte studierten in Leipzig", erinnert sich Alfred Hartmann.

Auf den Punkt gebracht, ist das Credo des Klauenpflegers kurz beschrieben jenes: "Wenn das Fahrgestell nicht in Ordnung ist, fühlt sich die Kuh nicht wohl", sagt Alfred Hartmann. Da gibt es keinen Unterschied zum Menschen. Ein gesteigertes Wohlbefinden bei der Milchkuh sorgt so eben auch für eine bessere Milchleistung. "Da gehört natürlich noch viel mehr dazu", betont der Fachmann in Sachen Rindvieh-Pediküre. Denn wenn das ganze Umfeld nicht stimmt, dann nützt auch die beste Klauenpflege nichts.

Seine Arbeit ist auch Prophylaxe. Wenn eine Kuh "erst grüßt", wie Alfred Hartmann es scherzhaft ausdrückt, dann ist es höchste Zeit, dass er ihrem Fahrgestell mit seinen Arbeitsgeräten näher rückt. Richtig ausgeschnitten besteht kaum mehr die Gefahr, dass die Kuh zu humpeln beginnt. Und da die verhornten Zehen der Wiederkäuer ebenso wie beim Menschen stetig nachwachsen, müssen sie auch regelmäßig geschnitten werden.

Außerdem gibt es da noch verschiedene Klauenkrankheiten, die aber bei entsprechender Behandlung nach einer Woche verheilt sind und die Kuh danach wieder schmerzfrei auftreten kann.

Natürlich ist es nicht ganz ungefährlich, sich so einem großen Tier von hinten zu nähern, gibt Alfred Hartmann zu. "Man muss eben aufpassen, das Bein gut fixieren und für genügend Abstand sorgen." Dabei erinnert er sich nur allzu gut an eine Situation, als er gemeinsam mit einer Tierärztin am Hinterteil einer Kuh stand. Plötzlich hustete das Tier kräftig und hatte den Schließmuskel nicht mehr unter Kontrolle. Zum Glück der Veterinärin gab es in der Stallanlage auch eine Dusche.

Bei der Frage, ob es bei seiner Berufsbezeichnung schon mal zu Missverständnissen kam, lächelt der Klauenpfleger spontan. "Ja, als ich mir vor Jahren ein Auto kaufen wollte, hat die Dame im Büro komisch geguckt und nachgefragt." Sie hatte sicher auch an Clownpfleger gedacht.