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Ernte Hitzesommer 2018 wirkt noch nach

Besser als 2018 fallen in diesem Sommer die Ernteerträge aus. Doch das führt zu keiner großen Entspannung auf dem Futtermittelmarkt.

Von Henning Lehmann 02.08.2019, 18:42

Klötze l Mit Blick auf die Niederschlagsmengen im Altmarkkreis sind die Zahlen 2019 zwar besser als im Vorjahr, dennoch nicht rosig. Diese Bilanz zog der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Raimund Punke während eines Pressegespräches. Gab es im Vorjahr von Januar bis Juli auf einem Quadratmeter durchschnittlich 210 Millimeter Regen, waren es im ersten Halbjahr 2019 im Durchschnitt 305 Millimeter, listete Punke, der auch Geschäftsführer der Milcherzeugergenossenschaft Klötze ist, auf.

Die niedrigen Wassermengen schlagen sich zum einen auf die Ernteerträge nieder, machen es den Landwirten aber auch schwer, Futterreserven anzulegen. Denn die sind nach dem Extremsommer 2018 schon lange aufgebraucht und die landwirtschaftlichen Unternehmen müssen schon das Futter aus diesem Sommer an die Tiere verfüttern. „Wir können mit der Ernte in diesem Jahr keine Futterreserven vom vergangenen Jahr auffüllen“, stellte der Geschäftsführer der Agrarprodukte Dambeck Philipp Fölsch klar. Die Firma betreibt auf insgesamt 2400 Hektar Ackerbau, davon etwa 350 Hektar Gerste, 400 Hektar Weizen, 550 Hektar Mais und 300 Hektar Roggen. Dabei liegen die Erträge bei den Getreidesorten in diesem Jahr im Durchschnitt um die sechs Tonnen pro Hektar. Das ist zwar mehr als 2018, aber längst noch nicht wie in den Jahren zuvor. Denn schließlich muss Philipp Fölsch Futter für die 500 Milchkühe bis zur Ernte 2020 vorhalten und das wird nicht einfach, weil das katastrophale Erntejahr 2018 noch bis nächstes Jahr nachwirkt.

Das Thema Futter und eine mittelmäßige Ernte sind zwei Sorgenkinder der Landwirte in der Region. Die niederschlagsfreien Tage mit den Temperaturen um und über 30 Grad schlagen sich auch auf die Leistung der Milchkühe nieder. Darin waren sich alle Vorstandsmitglieder des Kreisbauernverbandes einig. Stellvertretend betonte der Geschäftsführer der Agrargesellschaft Siedenlangebeck, Christian Schmidt, dass bei hohen Temperaturen eine Kuh pro Tag zwischen zwei bis drei Liter weniger als üblich abliefert. Und das fällt bei einem schon schwachen Literpreis zwischen 30 bis 33 Cent besonders stark ins Gewicht. Die Siedenlangenbecker haben etwa 700 Vierbeiner im Stall stehen.

In der Agrarerzeugergenossenschaft Pretzier sind es laut Margret Pieper 750 Milchkühe. Dabei haben die Pretzierer 2800 Hektar Ackerfläche auf neun Gemarkungen zu bewirtschaften. In diesem Sommer machten sich besonders die unterschiedlichen Niederschlagsmengen bemerkbar. Dennoch waren die Erträge mit durchschnittlich 5,5 Tonnen pro Hektar bei den Getreidesorten besser als im Vorjahr

Für den Jercheler Landwirt Friedrich Wilhelm Giggel war die Ernte hingegen bislang nicht so erfolgreich wie gewünscht. Bei den Getreidesorten konnte er pro Hektar nur 3,5 bis 3,8 Tonnen verzeichnen. Bei Hafer lohnte sich der Anbau mit unter einer Tonne auf den Hektar überhaupt nicht. Bei der Klötzer Milcherzeugergenossenschaft geht Raimund Punke mit dem Anbau der Braugerste Planet seit sechs Jahren neue Wege. Zwar wird die Ausbeute der gesäten 600.000 Quadratmetern nicht rosig ausfallen, aber für die Tonne gibt es 175 Euro. Bei normaler Gerste sind es nur 140 Euro pro Tonne. Generell sind die Landwirte mit der Europa-, Bundes- und Landespolitik unzufrieden. Wie Christian Schmidt und Philipp Fölsch betonten, sind die Rahmenbedingungen schlechter geworden und die Bürokratie hat zugenommen. „Die Globalisierung macht die Markt- und Landwirtschaft kaputt“, kritisierten sie.