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Fitness-Studio Schwitzen mit Abstand in Klötze

Viele Branchen traf die Corona-Zwangspause hart. Auch im Klötzer Studio „Fitness 4 You“ blieben die Türen zu.

Von Tobias Roitsch 27.05.2020, 15:41

Klötze l Weiß-rotes Flatterband ist um das Fitness-Fahrrad gewickelt. Das Sportgerät darf nicht zum Trainieren genutzt werden. Es ist nicht das einzige im Klötzer Studio „Fitness 4 You“, das diesen besonderen Schmuck trägt. Knapp die Hälfte der Geräte im Obergeschoss des Studios, die Seite an Seite stehen, musste Inhaber Dirk Spaehn mit Flatterband versehen. Auf diese Weise sollen die Sportler auf Abstand gehalten werden, wenn das Fitness-Studio wieder seine Türen öffnet.

Das ist – nach einigen Lockerungen der Corona-Verordnung – in Sachsen-Anhalt ab Donnerstag, 28. Mai, möglich. Die Gelegenheit möchte Dirk Spaehn nutzen und ab morgen auch gleich wieder seine Mitglieder begrüßen. „Endlich dürfen wir wieder öffnen!!!“, ist auf der Internetseite zu lesen.

Den Mitgliedern sprach der Inhaber ein besonderes Lob aus und bedankte sich für ihre Loyalität. Viele von ihnen hatten während der coronabedingten Schließung in den vergangenen Wochen weiter ihre Beiträge gezahlt, erzählte Dirk Spaehn im Gespräch mit der Volksstimme. „Danke, dass du das Studio in dieser schwierigen Zeit durch deine fortlaufenden Beitragszahlungen unterstützt hast, ohne die es schlicht nicht mehr existieren würde“, werden die Mitglieder auf der Internetseite direkt angesprochen. Ewig hätte das Weiterzahlen aber wohl nicht funktioniert.

„Es ging nun um die Abbuchung von Beiträgen für den Juni“, sagte Dirk Spaehn. Was hätte er dann machen sollen?, fragte sich der Inhaber des Fitness-Studios. Schließlich hatten die Mitglieder bereits für die Monate April und Mai gezahlt – ohne, dass sie in dieser Zeit eine Gegenleistung erhalten haben. „Das ist mir auch irgendwann peinlich“, so Spaehn. Für die treuen Anhänger des Studios wolle er sich jetzt etwas einfallen lassen. Nur mit einem Danke sei es in diesem Fall nicht getan.

Bereits im Februar hätten die ersten Mitglieder angerufen und gesagt, dass sie wegen des Coronavirus’ erst einmal nicht mehr kommen würden. Mitte März folgte dann die Schließung der Fitness-Studios per Verordnung.

Mitarbeiter beschäftigt Dirk Spaehn in seinem Studio keine, er macht alles alleine. Eine Sorge weniger in der Krise. Während der ungeplanten freien Zeit legte Spaehn die Hände nicht in den Schoß. Er baute zu Hause einen neuen Zaun und arbeitete im Garten. „Nur rumsitzen, das würde mir auf den Keks gehen.“

Welche Auflagen und Regeln nach der Öffnung am Donnerstag im Fitness-Studio gelten sollen, wusste Spaehn noch nicht. Er habe sich bereits an den Altmarkkreis gewandt, doch da habe noch kein Hygiene-Konzept für die Sport-Betriebe vorgelegen. Genaueres solle heute, am Tag vor dem Neustart, bekannt sein. „Ich habe gar keine Regeln.“

Um die Wiedereröffnung nach der Zwangspause dennoch vorbereiten zu können, schaute Dirk Spaehn, welche Regelungen es in anderen Bundesländern gibt. Daraufhin beschloss er, die Umkleideräume und Duschen zu schließen. Von den Türen der Spinde hat er bereits die Schlüssel abgezogen. Von den Toiletten wird vorerst nur eine geöffnet sein. Zwischendurch müssen die Geräte desinfiziert werden, die Trainingszeit wolle er auf eine Stunde begrenzen.

Wer zum Trainieren kommt, sollte seine Sportkleidung schon anhaben, blickte der Inhaber voraus. Ein großes Handtuch und eine eigene Trinkflasche sollten in der Tasche stecken. „Ich möchte hier keine Gläser rausgeben“, begründete Spaehn mit Blick auf die Hygiene.

Im Vorraum an der Eingangstür wird ein Desinfektionsspender für die Hände aufgestellt. Desinfektionsmittel zu bekommen sei schwer gewesen, die Preise seien zwischenzeitlich explodiert. Hätten zehn Liter Flächendesinfektionsmittel vor der Krise um die 20 Euro gekostet, seien die Preise in den vergangenen Wochen teilweise auf mehr als 100 Euro geklettert. Mittlerweile sei der Kurs wieder etwas gefallen.

„Es gibt kein Umarmen und Händeschütteln mehr“, nannte er eine weitere Regel. Das dürfte ein Einschnitt werden, denn viele würden sich untereinander gut kennen.

Wie viele Nutzer es im Studio gibt, konnte Dirk Spaehn nicht genau sagen, er schätzte, dass es rund 300 Aktive gibt. Die meisten kämen aus Klötze und Umgebung, früher seien auch einige Gäste aus benachbarten Hotels gekommen. Außerdem gebe es noch Gruppen, etwa für den Reha-Sport. Wie viele von ihnen nach der Wiedereröffnung tatsächlich da sein werden, weiß Spaehn nicht. „Die Älteren werden wohl nicht mehr kommen“, schätzte er mit Blick auf die Generation 60 plus. „Eigentlich müssten auch immer wieder neue Mitglieder dazukommen.“