Am 20. Dezember 1812 veröffentlichte ein Bruderpaar aus Kassel gesammelte Erzählungen Grimm: Eine endlose Märchen-Geschichte
Heute vor 200 Jahren erschien die erste Auflage der wohl berühmtesten Märchensammlung der Welt: "Grimms Märchen". Als Sammelband oder Minimärchenbuch, als Hörbuch oder verfilmt auf DVD - Grimms Märchen faszinieren seit Generationen.
Klötze l "Es geht doch immer um eindeutige Dinge. Um gut und böse, arm und reich, hässlich und schön, gerecht und ungerecht", stellt Ramona Metzing als plausible Erklärung für den schon 200 Jahre währenden Erfolg der Märchensammlung der Brüder Grimm fest. "Für Kinder ist das leicht zu verstehen und vor allem sind die Märchen zeitlos. Es beginnt immer mit \'Es war einmal\' und endet mit \'...so lebten Sie glücklich bis an ihr Ende\', das ist etwas Beständiges, mit dem Kinder gut zurechtkommen", erklärt die Klötzer Buchhändlerin.
Dabei war es keineswegs das Ziel von Jacob und Wilhelm Grimm ein Kinderbuch zusammenzustellen, als sie begannen sich von einfachen Leuten Geschichten erzählen zu lassen und diese aufschrieben. Im Gegenteil. "Aus heutiger Sicht würde man sie wohl als Germanisten bezeichnen", sagt Ramona Metzing. Das Anliegen des Bruderpaares aus Kassel war es nämlich, Geschichten von kulturhistorischem und philologischem Interesse für Erwachsene zu sammeln. Sie wollten die mündlich weitergegebenen Geschichten dokumentieren und für viele weitere Generationen bewahren.
So manche Grausamkeit in den Märchen war also von Beginn an nie für Kinderohren gedacht. Im Laufe der ersten Jahre kamen auch immer wieder neue Geschichten hinzu und die Brüder wandelten sie teilweise ab. Dabei sind Grimms Märchen heute stark entschärft. Rund 50 Jahre nach der ersten Veröffentlichung wurde die wohl kindgerechteste Form herausgegeben. Die sogenannten Urmärchen gibt es allerdings auch noch. Vielleicht lohnt sich ja ein Vergleich.
"Märchen werden immer ausgeliehen", versichert Klötzes Bibliotheksleiterin Iris Wienecke. Und ein Blick auf den aktuellen Bestand im Haus bestätigt das. 64 Mal sind die Brüder Grimm - in unterschiedlicher Form - vertreten. Am häufigsten natürlich als Buch. "Die bekanntesten gibt es mit schönen Illustrationen für kleine Kinder als Einzelmärchen. Und dann natürlich als Sammelband", sagt Iris Wienecke und greift zielgerichtet zu einem dicken Einband, auf dem eindeutig das Rotkäppchen zu sehen ist - dem beliebtesten der Sammelbände. "Märchenfilme gehen jetzt gerade sehr gut. Unsere DVDs sind aktuell immer unterwegs. Zu Weihnachten gehören Märchen einfach dazu", freut sie sich über die Resonanz.
Und auch sonst gibt es in punkto Märchen eigentlich immer etwas aus der Bibliothek zu berichten. Gerade in dieser Woche hatte Gabi Bock, Mitarbeiterin in der Kunrauer Bibliothek, die dritten und vierten Klassen der Grundschule zu Gast. Erst wurde gelesen und dann über das Gehörte gerätselt. "Das war schon ganz schön knifflig und den Kindern hat es Spaß gemacht", berichtet Gabi Bock.
"Kindern vorlesen ist eine Entspannung zum aktiven Spiel", weiß EFA-Mitarbeiterin Simone Behr. Es hilft bei der Sprachbildung und trainiert die Merkfähigkeit. Noch nicht ganz so gefragt sind die Märchen der Brüder Grimm beim jüngsten Nachwuchs in der Einheitsgemeinde. Das ergab eine Stippvisite beim Kleinkind-Spielkreis in der evangelischen Familienbildungsstätte (EFA). Zwar liegt hie und da schon mal ein dickes Pappbuch, doch auf denen sind altersgerecht noch keine Märchen zu finden. Dass Märchen auch in den Gute-Nacht-Geschichten vom Sandmännchen vorkommen, wusste Sandra Schiller aus Wustrow. Die richtigen Märchenbücher gibt es jedoch schon zuhause. Wenn es nicht noch die aus der eigenen Kinderzeit sind, wie bei Silvana Weggen aus Zichtau, dann ist es eben das Märchenbuch des großen Bruders. Daraus vorgelesen zu bekommen, darauf kann sich schon Leon Hartung aus Klötze freuen.