1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. "Ich möchte etwas Sinnvolles machen"

Günter Chereck aus Klötze ist mit 72 Jahren der älteste "Bufdi" der Diakonie Mitteldeutschland "Ich möchte etwas Sinnvolles machen"

Von Anke Kohl 26.05.2012, 05:22

Seit knapp einem Jahr gibt es den Bundesfreiwilligendienst (BFD) in Deutschland. Sei der Abschaffung der Wehrpflicht und damit auch des Zivildienstes können sich nun auch Frauen und Senioren für freiwillige, anerkannt gemeinnützige Arbeiten einsetzen.

Klötze l Die Diakonie Mitteldeutschland ist in Sachsen-Anhalt einer der Träger des Bundesfreiwilligendienstes. "Dort hat man mir quasi bescheinigt, dass ich der älteste Bufdi bin, den sie beschäftigen", sagt Günter Chereck lachend. Der Klötzer arbeitet seit 1. Februar freiwillig in der evangelischen Familienbildungsstätte (EFA) in Klötze als Bundesfreiwilligendienstler (Bufdi oder BFD-ler). Danach gefragt, weshalb er sich als Ruheständler im Alter von 72 Jahren für diese Aufgabe gemeldet hat, sagt er: "Ja, wie soll ich das erklären? Mir wurde zu Hause langweilig."

Seit knapp vier Monaten arbeitet Günter Chereck in der EFA. "Ich mache alles, was so an kleinen handwerklichen Arbeiten anfällt. So ähnlich wie ein Hausmeister. Gartenarbeit, Straße fegen oder Stühle und Tische rücken", erzählt der gebürtige Danziger.

"Günter, kannst Du mir mal bitte helfen?"

Dass das noch lange nicht alles ist, zeigte sich gerade in dieser Woche. Beim Ferienprogramm war der älteste Bufdi der Diakonie Mitteldeutschlands ein gefragter Bastelpartner. "Günter, kannst Du mir mal bitte helfen", riefen die Kinder gern, wenn die Arbeit mit Schere, Stift oder Papier zu knifflig wurde. Schon die morgendliche Begrüßung durch die Mädchen und Jungen fiel immer so herzlich persönlich aus, wie EFA-Leiterin Thekla Putzke bestätigt.

Tische decken für den nächsten Seniorentreff, Blumen gießen oder Aufräumen nachdem die Krabbelgruppe einen Raum genutzt hat - für den 72-Jährigen ist das kaum ein Problem. "Mir ging es darum, etwas Sinnvolles zu machen", betont er.

Der entscheidende Anstoß, sich für den BFD zu melden, kam von Sohn Felix. "Mensch, Papa, das wäre doch auch was für Dich", sagte der, als die Regelungen für den BFD bekannt wurden. Schließlich gibt es, anders als beim Zivildienst zuvor, keine Alterbeschränkung für die Bewerbung zum BFD-ler. Felix Cherek selbst engagiert sich ebenfalls im BFD.

"Es macht mir Spaß, und ich bin unter Menschen"

Auf ein Jahr beschränkt ist die Beschäftigung. Die Möglichkeit zur Verlängerung auf 18 Monate gibt es auch. In Ausnahmefällen können bis zu 24 Monate BFD geleistet werden. Dabei ist die Vergütung in Höhe eines Taschengeldes sicher nicht der Anreiz Nummer 1, sich für den BFD zu melden.

Rund 25 Stunden in der Woche arbeitet Günter Cherek in der EFA. "Es macht mir Spaß, und ich bin unter Menschen", sagt er, und die Freude an seiner Arbeit ist ihm deutlich im Gesicht abzulesen. "Wenn ich gesund bleibe, könnte ich das, bis ich 99 bin, machen."