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Klärschlamm Schlammberg wächst weiter

Wohin mit dem Klärschlamm? Diese Frage beschäftigt den Wasserverband Klötze. Der Altmarkkreis soll helfen.

Von Tobias Roitsch 26.09.2018, 03:00

Klötze l Buchstäblich auf einem großen Berg von Klärschlamm bleibt der Wasserverband Klötze (WVK) derzeit sitzen. Schon bei der Sitzung des Verbandes Ende Juli musste Geschäftsführerin Birgit Lange berichten: „Unsere Platte in der Kläranlage Immekath ist voll.“ Heute, fast zwei Monate später, ist die Not noch immer groß. Um eine Lösung zu finden, hat sich jetzt der SPD-Landtagsabgeordnete Jürgen Barth eingeschaltet. Gemeinsam mit seiner Kollegin Silke Schindler, die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion und wie Barth Mitglied im Ausschuss für Umwelt und Energie ist, stattete er am Montag dem Wasserverband einen Besuch ab.

Die aktuelle Lage fasste bei dem Gespräch, an dem auch der Vorsitzende der Verbandsversammlung, Raimund Punke, teilnahm, WVK-Geschäftsführerin Birgit Lange zunächst zusammen. Gemäß der Klärschlammverordnung dürfe seit Oktober 2017 kein Klärschlamm mehr landwirtschaftlich entsorgt werden, wenn ein Betrieb aus der Kartoffelindustrie Abwässer ins Netz leitet. Eine solche Firma gibt es auf dem Gebiet des WVK.

Eine Regelung für die Problematik sei in Niedersachsen gefunden worden. In dem Nachbarbundesland habe es im April einen Erlass gegeben, der das Ausbringen von Klärschlamm auf Äckern unter bestimmten Voraussetzungen ermöglicht, wie es hieß. Man habe versucht, sich diese Regel als Beispiel zu nehmen, so Lange.

Landes-Umweltministerin Claudia Dalbert hätte sich bereits für Einzelfallentscheidungen ausgesprochen. Diese müssten in den unteren Behörden, also in den Abfallbehörden der Landkreise, erteilt werden. An diese hätte sich die WVK-Geschäftsführerin bereits gewandt und eine entsprechende Einzelfallentscheidung erbeten, damit der Klärschlamm landwirtschaftlich entsorgt werden kann, sagte Lange. Eine schriftliche Nachricht habe sie bislang aber noch nicht erhalten, sondern nur eine telefonische Antwort. Dabei habe es geheißen, dass der Wasserverband einen Nachweis erbringen solle, dass keine Kartoffel-Keime im Abwasser sind. Eine geradezu unmögliche Aufgabe, wie es scheint. „Ich habe bis hoch nach Emden verschiedene Betriebe angefragt“, schilderte Lange ihre Bemühungen, ein entsprechendes Labor zu finden. „Derzeit gibt es keinen gesicherten Entsorgungsweg“, musste sie berichten. Auch die Möglichkeit des Verbrennens, das bei der Sitzung des Verbandes Ende Juli noch im Gespräch war, sei mittlerweile gekippt. Der angefragte Betrieb nehme den Schlamm nicht ab. „Der Berg in Immekath wächst weiter“, nannte sie die Folge daraus. Doch selbst wenn der Schlamm schnell für das Ausbringen auf den Feldern freigegeben würde, wäre das Problem immer noch nicht vom Tisch. „Dann müssten wir landesweit Betriebe finden, die das ausbringen dürfen“, machte die Geschäftsführerin deutlich. Hier beiße sich die Katze in den Schwanz.

Auf der Landesebene sei das Problem schon länger bekannt, sagte Landtagsabgeordnete Silke Schindler. Zwar seien die Anforderungen an den Wasserschutz nachvollziehbar. Aber: Die Kapazitäten in den Verbrennungsanlagen liefen zu und könnten nicht schnell erweitert werden. Die Abwässerverbände hätten derzeit landesweit Probleme mit der Entsorgung, teils würden schon eigene Lösungen wie etwa der Bau eigener Verbrennungsanlagen in Betracht gezogen. In ihrem Wahlkreis im Bördekreis gebe es einen ähnlichen Fall wie in Klötze. „Die Leute vor Ort sollen entscheiden, sind aber höchst zögerlich, wenn kein grünes Licht von oben kommt“, so Schindler.

An diesem Punkt solle nun angesetzt werden. So kündigte Jürgen Barth an, sich mit dem Landrat des Altmarkkreises, Michael Ziche, sowie der zuständigen Behörde beraten zu wollen, um eine Lösung zu finden. Dem Landkreis solle die Entscheidung leichter fallen, nannte er ein Ziel.

Dass eine Lösung gefunden werden müsse, unterstrich auch Raimund Punke. Er sagte, dass die Verbrennung wahrscheinlich günstiger wird, wenn die Kapaziäten erst erweitert worden sind. Weiteren Lagerplatz in der Immekather Kläranlage zu schaffen, sei aber keine Dauerlösung. Von einer Erweiterung rückte auch Birgit Lange mit Blick auf die Geruchsbelästigung ab.

Bis Frühjahr, so hieß es abschließend in der Runde, sollte eine Lösung gefunden sein.