Geschichte Kunrau: Namen der gefallenen Soldaten mahnen zum Frieden
Von der Vergangenheit in die Gegenwart: Inschriften auf Gedenktafeln und ein anonymes Grab auf dem Friedhof in Kunrau regen zum Nachdenken an.

KUNRAU. - 82 Namen stehen auf den Gedenktafeln am Kriegerdenkmal in Kunrau. 82 Namen mit Geburts- und Sterbetag. 82 ist dann auch der Multiplikator für Trauer, Tränen und Leid der Hinterbliebenen. Derjenigen, die ihre Männer, Väter, Söhne, Onkel, Brüder, Cousins und Freunde im Zweiten Weltkrieg verloren haben. Darüber in den Stein gemeißelt: „Wir mahnen zum Frieden!
Daten ermittelt
Etliche der Kriegstoten waren gerade mal 18 Jahre jung oder knapp darüber, viele zwischen Mitte 20 und Mitte 30/Anfang 40 – und damit in etwa so alt wie der Ortsbürgermeister Frank Bartels (39 Jahre), der am Volkstrauertag gemeinsam mit Vertretern des Gemeinderates, dem Männerchor, einer Abordnung der Feuerwehr und Einwohnern der Toten gedachte. Auch derer, die in aktuellen Konflikten weltweit ihr Leben gelassen haben, ermordet wurden.
Wie Bartels erklärte, allein 238.000 im Jahr 2022, was doppelt so viele seien, wie in den Jahren zuvor. Diese Zahl habe die UCDP ermittelt, das Uppsala Conflict Date Programm, das eine Sammlung von kriegsbezogenen Daten seit dem Jahr 1947 betreibt.

Ein Ende dieses sinnlosen Sterbens scheint nicht in Sicht. Als Beispiele für „aktuelle kriegerische Gräueltaten“ nannte Bartels die Demokratische Republik Kongo, Syrien, Jemen, Israel, Kolumbien und Bangladesch.
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„Das heißt, dass Afrika, Amerika, Asien und seit dem 7. Oktober auch massiv der Nahe Osten vom Krieg betroffen sind. Und auch in unserer unmittelbaren, europäischen Nachbarschaft eskaliert seit mittlerer Weile 21 Monaten der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine“, machte Bartels deutlich. Der Frieden sei ein privilegiertes Gut, das es zu bewahren und zu schützen gelte.
Dafür steht in Kunrau auch das anonyme Soldatengrab auf dem Friedhof, wo der Ortsbürgermeister zusammen mit dem Ortschaftsrat Christan Stottmeister (37) im stillen Gedenken ein Gesteck ablegte. Beide haben von ihren Großeltern Erlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg geschildert bekommen.
Neues Zuhause
Stottmeisters Oma ist aus ihrer Heimat vertrieben worden, fand zunächst in Steimke, dann in Kunrau ein neues Zuhause und erzählte ihrem Enkel auch von der Zeit, in der sie als Krankenschwester in einem Lazarett gearbeitet hat. Der Opa war in französischer Kriegsgefangenschaft ...
„Das Leid, was die Männer und deren Familien ertragen mussten, übersteigt meine Vorstellungskraft. Ich hoffe, für alle Menschen, dass sie so etwas nie erleben müssen“, so Bartels.