Erfolgsgeschichte Mit einem 500-Mark-Bulli fing es an
Das Kuseyer Gewerbegebiet ist bekannt für seine erfolgreichen Unternehmen. Eine solche Erfolgsgeschichte schreibt auch das Fenster Center.
Kusey l Fenster und Türen aus Kusey haben in der Region längst einen guten Ruf. Darauf sind die Mitarbeiter des Kreativ Fenster Centers (KFC) stolz. Doch bis dahin war es ein weiter und nicht immer leichter Weg, wie Geschäftsführer Friedhard Mangrapp berichtet. Die eigentliche Wiege der heutigen Fensterproduktion in Kusey stand im DDR-Kombinat Elektronische Bauelemente Teltow in Klötze, kurz EBT. „Dort wurden Kondensatoren, Widerstände und Potenziometer gewickelt. Nach der Wende waren die Produkte plötzlich nicht mehr gefragt“, erinnert sich Friedhard Mangrapp. Wie geht es weiter? Das war die große existenzielle Frage.
Einige EBT-Mitarbeiter versuchten, eine Fensterproduktion aufzubauen. Franz Max und Udo Stiller waren zwei der drei ersten Geschäftsführer. Die Vorbereitungszeit überbrückten sie mit Abrissarbeiten und als Subunternehmen für Volkswagen. „Wir waren viel auf Montage unterwegs“, erzählt Friedhard Mangrapp. „Zum Teil haben wir auf Luftmatratzen geschlafen.“ Neue Maschinen wurden bestellt. 15 Mitarbeiter, alle aus dem EBT, sind ab 1991 in die Fensterproduktion eingearbeitet worden. In der alten Molkerei in Kusey stellten sie Fenster und Türen her und montierten diese auch. Doch schon 1992 ist die Fensterproduktion an einen Göttinger Privatmann verkauft worden. Das zweite Standbein, der Vertrieb von Häusern, erwies sich offenbar als rentabler.
Der neue Besitzer produzierte jetzt unter dem Firmennamen HVG in einer Halle im Kuseyer Gewerbegebiet Fenster und Wintergärten. Bis Dezember 1996 existierte das Unternehmen. Im Mai 1997 gründete sich der Kuseyer Fensterbau, den es bis 2003 gab. Dem Geburtsjahr des KFC, das im Juni in einer Halle am Köckter Weg aus der Taufe gehoben worden ist. Siegfried Schmidt und Friedhard Mangrapp waren die beiden Geschäftsführer.Die ersten Monate waren nicht leicht. „Angefangen haben wir damals mit einem Bulli für 500 D-Mark“, erzählt Mangrapp. „Eine Tür des Fahrzeugs schloss nicht richtig und musste immer zugebunden werden.“ Acht Mitarbeiter waren es zunächst. 2005 wurden die ersten Monteure eingestellt und eine Montage aufgebaut. 2011 gehörten schon 13 Mitarbeiter zur Firma. Seit 2012 ist Friedhard Mangrapp alleiniger Chef von KFC.
Die Firma wollte aus dem Mietobjekt raus. Andere Objekte wurden gesucht und geprüft, bevor sich Mangrapp dann zu einem Neubau auf der grünen Wiese entschied. Fördermittel wurden beantragt, Verhandlungen mit Banken geführt. April 2014 begann der Bau des neuen Firmensitzes, nur 100 Meter Luftlinie vom alten Standort entfernt. Im Dezember des vergangenen Jahres erfolgte der Umzug. Die Belegschaft wuchs auf 20 Mitarbeiter. „Heute haben wir 20 Vollbeschäftigte und vier Teilzeitkräfte“, informiert Friedhard Mangrapp. Der Umsatz kletterte von 1 Million Euro im Jahr 2004 auf heute rund 1,8 Millionen Euro. Waren die Montagen zu Beginn hauptsächlich an Fremdfirmen vergeben, sind das heute zu 90 Prozent Eigenleistungen.
„Wir haben die Fensterproduktion über die Jahre modernisiert“, berichtet der Geschäftsführer. 180?000 Euro flossen vergangenes Jahr in neue Maschinen, 1,8 Millionen Euro in den neuen Firmensitz. Mit den neuen Maschinen wuchs die Effektivität des Fensterbaus. Die Produktionszeit für eine Fenstereinheit sank von 70 auf 40 Minuten. 800 Fenstereinheiten verlassen monatlich die Kuseyer Produktionshalle. Zum Fuhrpark zählen inzwischen 5 Transporter, 1 Lkw, 2 Pkw und 2 Anhänger. „Wir sind auf gesunde Art gewachsen“, fasst Mangrapp zusammen, „ohne riesige Sprünge und Risiken, sind nie in die roten Zahlen gerutscht.“
Doch 2003, also gleich zu Beginn, hätte es das junge Unternehmen „fast ausgehebelt“, wie der 56-jährige Mangrapp es ausdrückt. „Wir sind damals einem Scheckbetrüger aufgesessen, der 30?000 Euro nicht bezahlte.“ Das ist vergessen. Kunden hat das KFC hauptsächlich im Breich um Klötze, Wolfsburg, Braunschweig, Hannover, aber auch im Nordwesten der Republik und in der Schweiz. „Beispielsweise haben wir eine Schule bei Lübeck mit unseren Produkten bestückt“, nennt Friedhard Mangrapp ein Beispiel. Der am weitesten entfernt Kunde lebt sogar in Südafrika. Ein Gifhorner hat dort Verwandtschaft und wollte eine Tür als Geschenk mitnehmen. „Die musste für den Flug extra leicht sein“, erinnert sich Mangrapp.
Seit dem Umzug der Firma sind die Auftragsbücher so voll wie nie zuvor. 2016 soll eine neue Lagerhalle gebaut werden. Vor einigen Tagen ging Mangrapp, verheiratet und Vater zweier Söhne, durch Köckte. „80 bis 90 Prozent der Fenster in einer Straße waren von uns. Da freut man sich schon.“