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Motor-Fans Ein Herz für alte Diesel-Herzen

Alte Traktoren haben viele Fans. Zwei Schrauber aus Kunrau und Salzwedel hauchen den alten Dieselmotoren neues Leben ein.

Von Tobias Roitsch 20.06.2019, 06:00

Neuferchau/Kunrau l Sie sind laut, langsam und launisch, aber auch irgendwie liebenswürdig: Alte Traktoren, Mähdrescher und andere Landmaschinen erobern die Herzen vieler Sammler und Bastler. Und die zeigen ihre Schmuckstücke gern, wie etwa jüngst bei der landesweiten Eröffnung zum Tag des offenen Hofes, die auf dem Gelände der Produktivgenossenschaft „Altmark“ in Neuferchau stattfand. Auf einem Acker standen dort Seite an Seite zahlreiche alte Trecker verschiedener Marken aus verschiedenen Jahrzehnten, die die Blicke der interessierten Besucher auf sich zogen.

Doch mitten in der langen Reihe der grünen, roten und blauen Fahrzeuge stand auf einem der Stellplätze kein Traktor, sondern ein Anhänger. Auf dessen Ladefläche tuckerten zwei Dieselmotoren gemächlich vor sich hin. Der eine ist grün lackiert und Baujahr 1958, der weiße Motor ist etwas jünger, er stammt aus dem Jahr 1966. Zum Einsatz kamen die Motoren aus DDR-Produktion früher unter anderem in der Landwirtschaft. Gefertigt wurden sie einst vom VEB Motorenwerk Cunewalde. Nach vielen Jahren der Arbeit, in denen sie ihren Dienst verrichteten, wurden die Maschinen nun liebevoll von Bastlern restauriert. Als Motoren in Melkmaschinen, als Antrieb für Boote, aber auch in Eigenbau-Traktoren seien die kompakten Maschinen einst verwendet worden, wusste der Kunrauer Lars Krebs zu berichten. Gemeinsam mit dem Salzwedeler Heiko Drewlo schraubt er an solch alten Motoren, wenn es die Zeit erlaubt.

 „Der Grüne ist erst letzte Woche fertig geworden“, sagte Lars Krebs und meinte damit eines der beiden mitgebrachten Exemplare, die montiert auf Holzbalken auf dem Hänger standen. Der Motor hatte an dem Tag seinen Probelauf, so Krebs. Nach langem Überlegen sagte er, dass die alten Motoren wohl schon seit 15 Jahren sein Hobby sind. „Die meisten Leute kennen die Motoren noch von der Arbeit“, sagte der Kunrauer. So kommt man untereinander ins Gespräch.

Eigenhändig habe er die Motoren restauriert. Bei dem einen habe das insgesamt drei Monate gedauert, bei dem anderen ein gutes halbes Jahr, schätzte Lars Krebs den zeitlichen Aufwand ein. Ein Motor habe zuvor 30 Jahre lang in einer Ecke gestanden und sei für eine Gartenfräse genutzt worden. Zum Schrauben blieben dem Kunrauer die Wintermonate, denn als Landwirt habe er sonst oft keine Zeit, wie er sagte.

Der weiße „Cunewalder“ bringt es auf eine Leistung von siebeneinhalb Pferdestärken, verrät das Typenschild. Mehr als 40.000 Stück seien davon gebaut worden. Mehr als eine halbe Million waren es von allen Modellen zusammen. Profis könnten die verschiedenen Modelle mit wenigen Blicken auseinanderhalten. Etwa anhand der Größe des Wasserkastens, durch die Maße der Kurbelwelle oder durch den Guss des Motorblocks.

In den Tank kommt gewöhnlicher Dieselkraftstoff. Nur das Starten ist etwas umständlich, wie Lars Krebs demonstrierte. Er steckte eine Lunte an und griff dann zur großen Kurbel, die er am noch größeren seitlichen Schwungrad ansetzte. Dann tuckerte der Motor langsam los. Es sei simple und zuverlässige Technik, schwärmte der Kunrauer und scherzte: „Groß kann jeder.“ Komplette Trecker habe aber auch er in seinem Besitz. „Bei den Motoren bin ich irgendwie hängengeblieben“, so Krebs.

Nach und nach habe er sich im Laufe der Jahre in die Materie hineingefuchst. „Ich bin kein Mechaniker, sondern komme aus der Landwirtschaft“, sagte Krebs. Doch die Technik sei so einfach aufgebaut, dass früher jeder die Motoren hätte reparieren können.