1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Gegenwind in Neuferchau

Ortschaftsrat Gegenwind in Neuferchau

Ein Unternehmen möchte in der Neuferchauer Gemarkung alte Windenergieanlagen durch neue ersetzen. Dazu ist die Aufhebung des B-Planes nötig.

Von Markus Schulze 05.09.2017, 22:00

Neuferchau l Die Firma Energiequelle GmbH Zossen hat die Aufhebung des B-Planes „Windpark Neuferchau“ beantragt. Das wurde am Montagabend bei der Sitzung des Neuferchauer Ortschaftsrates bekannt. Wie den dazugehörigen Unterlagen zu entnehmen ist, gehe es um ein rund 208,8 Hektar großes Plangebiet, das sich vollständig in der Neuferchauer Gemarkung befände. Die Aufhebung des aktuellen B-Planes, der die Errichtung von acht Windenergieanlagen (WEA) regelte, sei erforderlich, weil die Errichtung weiterer WEA oder ein „Repowering“ ansonsten nicht genehmigungsfähig sei. Zur Erklärung: Das sogenannte Repowering bezeichnet gemeinhin den Austausch älterer WEA durch neue Modelle. Einwohner Henry Hartmann wusste, dass im vorliegenden Fall fünf WEA gekauft worden seien. Diese sollen zurückgebaut und an anderer Stelle neu errichtet werden. „Das ist aber alles noch in der Planungsphase“, beschwichtigte er. Klötzes Bürgermeister Uwe Bartels ergänzte, dass es sich bei der betreffenden Fläche, die in Richtung Kunrau gelegen sei, um ein Vorranggebiet für WEA handele.

Ziel der Planung, so heißt es in der Beschlussvorlage weiter, sei eine effiziente Nutzung der Windenergie am Standort. Einwohnerin Kathrin Wißwedel hatte jedoch gleich mehrere Einwände. „Für mich“, so sagte sie, „passt das nicht zusammen.“ Einerseits solle der nahe Drömling zu einem Biosphärenreservat werden, andererseits sollen neue und womöglich höhere Windräder aufgestellt werden, die Vögeln wie zum Beispiel dem Rotmilan gefährlich werden könnten. „Das ist für mich ein krasser Widerspruch“, betonte Kathrin Wißwedel, die zudem auf die nächtliche Beleuchtung der WEA zu sprechen kam. Schon bei den jetzigen Anlagen käme sie sich manchmal „wie in einem Science-Fiction-Film“ vor. Auch der Lärm, „dieses ständige Surren“, sei ziemlich nervig, vor allem bei ungünstiger Windrichtung.

Daran, abends in Ruhe auf der Terrasse zu sitzen, sei nicht zu denken, fügte ihr Mann Olaf hinzu und warnte vor einer weiteren „Verspargelung der Landschaft“, wie er sie kürzlich im Emsland gesehen habe. „Was da für riesige Dinger stehen, das ist abartig.“ Seine Frau äußerte weitere Bedenken in Bezug auf Eiswurf und Schattenbildung und bezweifelte, dass der erzeugte Strom tatsächlich vor Ort benötigt werde. Das Gegenteil sei der Fall und in Wirklichkeit gebe es schon jetzt eine 20-prozentige Überproduktion. Sie machte deutlich: „Nur weil die Region hier dünn besiedelt ist, müssen wir noch längst nicht alles tolerieren.“

Henry Hartmann entgegnete, dass die Behörden die negativen Faktoren im Blick behalten würden. Außerdem bliebe noch Zeit, da die Maßnahme frühestens 2018 begänne. Darüber hinaus arbeite die Forschung daran, dass Begleiterscheinungen wie Licht und Lärm künftig nicht mehr als störend empfunden werden. Er persönlich, so ließ Hartmann durchblicken, stehe dem Vorhaben entspannt gegenüber, zumal die neuen WEA mindestens 1000 Meter - und damit deutlich weiter als bisher - von der Ortslage entstehen würden. „Das reicht mir aber nicht“, widersprach Kathrin Wißwedel und verglich die Lage mit Bayern. Dort müsse der Abstand zwei Kilometer betragen.

Ordnungsamtsleiter Ulf Dittfach mahnte indirekt vor Panikmache. So sei bisher lediglich der Antrag gestellt worden, den alten B-Plan aufzuheben. Die Stadt sei gesetzlich dazu verpflichtet, sich damit zu beschäftigen. Für Details, wie Emissionen, sei es noch zu früh. Wie Klötzes Bürgermeister Uwe Bartels erinnerte, habe sich der Neuferchauer Ortschaftsrat dem Thema bereits im Juni nichtöffentlich zugewandt und Einverständnis signalisiert. Das war auch am Montagabend der Fall. Die Entscheidung, den alten B-Plan „Windpark Neuferchau“ aufzuheben, fiel einstimmig aus.