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Ortsumgehung Und ewig währt das Nadelöhr

Seite der politischen Wende gibt es die Diskussion über eine Ortsumgehung Brome. Jetzt wird eine neue Lösung geprüft.

Von Markus Schulze 24.10.2020, 10:56

Brome/Klötze l Zum 30. Mal hat sich am 3. Oktober der Tag der Deutschen Einheit gejährt. Dazu fanden in Ost und West diverse Festveranstaltungen statt. Wer sich unter die Leute mischte und den Gesprächen lauschte, konnte feststellen, dass sich hüben und drüben seit 1990 eine Menge getan hat. Anders ist das bei der geplanten Bromer Ortsumgehung. Hier hat sich seit der Wiedervereinigung noch nichts Sichtbares getan.

Dabei, das geht aus Veröffentlichungen der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr sowie des Zweckverbands Großraum Braunschweig hervor, soll die B 248 eine wichtige Verbindung zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sein. Als Achse für den Wirtschafts- und Berufsverkehr zwischen Wolfsburg und Salzwedel gilt diese Bundesstraße als unverzichtbar.

Doch in Brome kann die B 248 ihrer Funktion als Bundesfernstraße nicht gerecht werden. Schuld ist eine 90-Grad-Kurve am Junkerende, die für große Lkw unpassierbar ist. Dort wird der Verkehr über eine Ampel geregelt. Für Fahrzeuge, die länger als zehn Meter sind, wurde 1993 eine län­derübergreifende Umleitung eingerichtet. Das bekam man auch rings um Klötze zu spüren, wo sich Hauseigentümer über wackelnde Wände beklagte. Problematisch ist das Nadelöhr auch für Brome selbst, weil das Verkehrsaufkommen eine Belastung für die gesamte Ortslage darstellt.

Als unmittelbare Folge der Grenzöffnung hatte der Verkehr im Raum Brome zu Beginn der 1990er Jahre um mehr als 40 Prozent zugenommen. Weil von einer weiteren Verkehrszunahme auszugehen war, rückte eine Ortsumgehung für Brome im Jahr 1993 in den vorrangigen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes.

Dennoch dauerte es bis zum Jahr 2000, ehe unter Federführung des Landkreises Gifhorn mit der Untersuchung denkbarer Umgehungsstrecken begonnen wurde. 2007 wurde entschieden, ein Raumordnungsverfahren durchzuführen. Hierzu fand 2008 die Antragskonferenz statt. Unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten wurden mehrere Trassenvarianten sowohl nördlich als auch südlich von Brome entwickelt. Ein Ausbau der Bromer Ortsdurchfahrt wurde verworfen, weil damit erhebliche Beeinträchtigungen für den historischen Ortskern verbunden wären.

Als Ergebnis der Vorplanungen wurde 2009 eine südliche Umgehung landesplanerisch festgestellt. Diese Trasse schien auch aus umweltfachlicher Sicht die sinnvollste zu sein. Diese Ortsumgehung ist rund 4,9 Kilometer lang, beginnt etwa einen Kilometer westlich von Brome, verläuft südlich um den Ort herum, kreuzt dabei die alte Bahnstrecke Rühen-Wittingen, die B 244, die L 287 und dockt östlich von Brome wieder an die B 248 an.

Für diese südliche Umgehung sind die Linienplanung, das Raumordnungsverfahren mit landesplanerischer Feststellung sowie die Linien- abstimmung mit dem Bundesverkehrsministerium mittlerweile „erledigt“, wie Michael Peuke, Geschäftsbereichsleiter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Wolfenbüttel, auf Anfrage der Volksstimme erklärte.

Während der Genehmigungsplanung haben Untersuchungen und Gutachten allerdings ergeben, dass für das angestrebte Planfeststellungsverfahren „massive genehmigungsrechtliche Hindernisse“ zu erwarten sind. Demnach kann ein Fleder- mausvorkommen auf der landesplanerisch festgestellten Trasse nicht ausgeschlossen werden, so zum Beispiel im Bromer Busch. „Es sind somit Alternativen zur Umgehungsplanung in den Blick zu nehmen und ergebnisoffen zu prüfen“, wie Peuke mitteilt.

Genau hier kommt die nördliche Umleitung ins Spiel, die aufgrund des Engpasses in Brome im Jahr 2014 für Fahrzeuge mit einer Länge von mehr als zehn Metern eingerichtet wurde. Hierbei wird der Verkehr in nördliche Richtung über Gladdenstedt gelenkt und stößt danach wieder auf die B 248. Das Streckennetz rund um Klötze wurde dadurch entlastet. Diese nördliche Umleitung gilt als verkehrsgünstiger als die vormalige Führung.

Laut Michael Peuke wird nun geprüft, ob der vorhandene und prognostizierte Verkehr auch langfristig dort entlanggeführt werden kann. „Im Ergebnis würde damit die alternative Option eröffnet, den Verkehr auf der B 248 dauerhaft über die Umleitungsstrecke zu führen.“

Eine abschließende Entscheidung ist aber zu begründen und mit den betroffenen Kommunen, dem Land Sachsen-Anhalt und dem Bundesverkehrsministerium abzustimmen. Eine Entscheidung wird wohl 2021 erfolgen, wie Peuke vermutet. Zu berücksichtigen sind hier die „vielgestaltigen Anforderungen und die Komplexität naturschutzfachlicher Bestimmungen“.

Die südliche Ortsumgehung für Brome ist damit nicht vom Tisch. Ein Bau, so erklärt der Geschäftsbereichsleiter, ist aber erst möglich wenn das Baurecht (hier: Planfeststellungsbeschluss), der Grunderwerb und die Haushaltsmittel vorliegen.

Und Fledermäuse darf es auch nicht geben.