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Projekte in Nepal Hilfe aus Klötze sichert eigenes Einkommen

Lischa Himalaya heißt der Verein, den Daniela Jährig und Steffen Schöley aus Klötze gründeten. Sie leisten in Nepal Hilfe zur Selbsthilfe.

Von Siegmar Riedel 29.12.2018, 05:00

Klötze/Kathmandu l Mit einer Broschüre in der Hand kommen Daniela Jährig und Steffen Schöley in die Redaktion. „Das ist unser erster gedruckter Jahresrückblick“, freuen sie sich. Den bekommen alle Spender und Unterstützer des Vereins Lischa Himalaya. Für die Leser der Volksstimme berichten sie aktuell aus der Hilfsregion.

„Wir verfolgen mit unseren Projekten jetzt mehr den Gedanken der Hilfe zur Selbsthilfe. Damit sichern wir den Familien ein eigenes Einkommen“, berichtet Daniela Jährig und nennt Beispiele: „Eine Schneiderei, Berufsausbildung, kleine Gewächshäuser für den Gemüseanbau, Obstbäume, Bienenvölker.“

3000 Bäume sind in diesem Jahr in der Region gepflanzt worden. „Rund 15 Familien bilden jeweils eine Spargruppe, die jeweils 100 Bäume bekommt. Das variiert je nach Größe des verfügbaren Grundstücks“, erklärte Daniela Jährig. Das Pflanzen der hauptsächlich Obstbäume sichert ein Einkommen, wenn das Obst verkauft werden kann, und es wirkt der Bodenerosion entgegen. Nachteil: Bis zur ersten Ernte müssen die Bäume eine Zeit lang wachsen.

Schneller geht es mit Gemüse. Kohl, Gurken und anderes wird angebaut. „Wir von Lischa können den Gemüsebauern sogar schon einen Teil der Ernte für die Schulspeisung der Kinder abkaufen“, verwies Daniela Jährig auf den Erfolg.

Bei einem weiteren Hilfsprojekt kann Geld für den Kauf von Bienenstöcken gespendet werden. Diese können ebenfalls Familien ein Einkommen sichern. „2612 Bienenkörbe sind derzeit in Gebrauch“, informiert Steffen Schöley, „davon sind 400 von Lischa, die anderen Völker entstanden durch Vermehrung der Bienen.“

Ein großer Erfolg sind die Ausbildungen zur Schneiderin. „Wir bieten Grundkurse und solche für Fortgeschrittene an“, erzählt Daniela Jährig. Über ein Mikrokreditsystem können die Frauen dann eine Nähmaschine mit Fußantrieb kaufen. Weil das Projekt so gut einschlägt, probierten Jährig und Schöley in diesem Jahr etwas Neues. Sie meldeten Lischa mit einem Projekt auf der Internet-Plattform Better Place an. Gefällt Leuten das Projekt, können sie spenden. „Innerhalb von 27 Stunden hatten wir 5000 Euro gesammelt“, freute sich Steffen Schöley. „Das ging so schnell, dass sich selbst die Plattform meldete und sagte: So fix sei es noch nie gegangen. Die Stiftung verdoppelte die Summe dann auf 10 000 Euro. Mit dem Geld wird derzeit eine Schneiderei gebaut. Ein Grundstück dafür bekam Lischa von der Gemeinde. Zudem können 22 Nähmaschinen gekauft werden.

In einem anderen Raum konnten die Schneiderinnen schon die Bekleidung für Schüler von sechs der 16 Lischa-Schulen nähen. Der Verein kauft sie ab und sorgt so für das Einkommen der Frauen. Künftig sollen weitere Schneidereien entstehen. Daniela Jährig: „Das Tolle daran ist, die Frauen haben es geschafft, aus dem Tradionellen auszubrechen.“ Steffen Schöley: „Auch wenn das den Männern vielleicht nicht so gefällt.“

Bildung in Kitas und Schulen ist für Lischa ein Projekt der ersten Minute. Inzwischen betreiben sie 16 Schulen und 22 Kindergärten, die an Schulen verteilt sind. „99 Prozent aller Kinder in der Projekt-Region gehen heute zur Schule. Ihre Zahl hat sich in den acht Jahren mit Lischa verdoppelt“, berichtet Daniela Jährig. Für Mädchen war der Schulbesuch ungleich komplizierter als für Jungs. Sie hatten zuhause zu bleiben. Doch die Schulspeisung zieht: Jedes Kind in der Schule bekommt dank Lischa täglich eine warme Mahlzeit. Von den Jugendlichen, die der Verein schon eine Weile begleitet, haben 15 das Abitur abgelegt. Fast alle wollen Lehrerinnen werden, Krankenschwester oder Apotheker. Berufe, die bald in ihrer Heimat gebraucht werden. Neun Jugendliche absolvierten nach der Schule eine Berufsausbildung.

Nach dem verheerenden Erdbeben im April 2015 leisteten die Klötzer mit Lischa nicht nur Nothilfe, sie entwickelten ein Modellhaus. Das vereint lokale Erfordernisse mit einem besseren Schutz gegen Erdbeben. Seit April ist das Haus fertig und wurde seither schon vielfach kopiert. Rund 1,2 Millionen Euro sind nötig, um nach dem Beben alle Schulen wieder aufzubauen. Das geht nur in kleinen Schritten. Mit Privatspenden konnten bisher vier Schulen aufgebaut werden, drei weitere folgen 2019. Betroffen waren 15 Schulen.

Wichtigstes Projekt im nächsten Jahr wird der Bau einer Gesundheitsstation, ein Traum von Jährig und Schöley. Die Station wird einen Klinikteil haben, eine Pharmazie und ein Geburtshaus. Medizinischen Assistenten und Hebammen werden ständig vor Ort sein. 8500 Menschen können so versorgt werden.