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Stadtrat Der Windpark soll schrumpfen

Weniger Windräder als bisher könnten sich in Zukunft im Windpark Neuendorf-Kakerbeck drehen. Solche Pläne wurden in Klötze präsentiert.

Von Tobias Roitsch 06.12.2018, 05:00

Klötze l Alte und kleine Windkraftanlagen abbauen, um sie durch neue, leistungsstärkere zu ersetzen – so einfach lässt sich das Prinzip beim sogenannten Repowering zusammenfassen. Eine solche Maßnahme könnte es auch im Windpark Neuendorf-Kakerbeck geben. Dieser liegt zwischen der Klötzer Ortschaft Neuendorf und Kakerbeck auf Kalbenser Seite. Erste Ideen, wie das ablaufen könnte, präsentierten Mitarbeiter des Windenergie-Unternehmens PNE aus Cuxhaven während der jüngsten Sitzung des Klötzer Stadtrates. Doch ganz so einfach – die alten Anlagen abbauen und die neuen aufstellen – funktioniert das Repowering in der Praxis offenbar nicht. Um das Projekt umsetzen zu können, wäre eine Änderung der bisherigen Pläne erforderlich. Zielabweichungsverfahren heißt das Zauberwort. Die Stadt Klötze könnte dabei Hilfestellung bieten, wie im Laufe der Präsentation anklang.

Doch der Reihe nach: Aktuell, so hieß es im Rathaus, würde der Windpark Neuendorf-Kakerbeck aus 27 Windrädern des Typs „Frisia F56“ aus dem Jahre 2000 bestehen. Jedes einzelne würde eine Leistung von 850 Kilowatt erbringen. Genehmigt worden sei der Windpark damals durch Bebauungspläne der Städte Klötze und Kalbe, wie es weiter hieß.

Heute könnte der Park nicht mehr in seinen bisherigen Ausmaßen errichtet werden, machte Simeon Ziegeler anhand einer Karte deutlich. Zu sehen ist dabei, wie das Eignungsgebiet im Vergleich zum bisherigen Windpark auf einen Bruchteil der Fläche zusammenschrumpfen würde. Das liegt an geänderten Kriterien und Vorschriften. Der Schutz von Mensch und Natur spiele eine größere Rolle. Seit dem Jahr 2000, so hieß es bei der Präsentation, liege das Planungsrecht bei der Regionalen Planungsgemeinschaft Altmark, die für die Raumplanung zuständig sei, wie es hieß. Das Eignungsgebiet für einen neuen Windpark zwischen Neuendorf und Kakerbeck würde im „Teilplan Wind“ aus dem Jahr 2013 ausgewiesen.

Doch das Gebiet ließe sich unter Berücksichtigung der Kriterien der Regionalplanung in Richtung Westen, also zum Ort Lockstedt hin, erweitern, haben die Mitarbeiter von PNE herausgefunden. Platz wäre auf beiden Flächen für neun größere Windkraftanlagen. Ohne die zusätzliche „Potenzial“-Fläche, wie sie genannt wurde, wären es vier. Neue Anlagen wolle das Unternehmen auf beiden Flächen platzieren. „Das Bauen ist gar nicht so einfach, wir müssen überprüfen, ob es Probleme gibt“, sagte Simeon Ziegeler. Seit 2017 sei man unterwegs und habe Gutachten in Auftrag gegeben. Entdeckt worden sei, dass sechs Rotmilanpärchen im Umkreis des bestehenden Windparks brüteten. Die Naturschutzbehörde des Altmarkkreises sehe das als problematisch an. Als Kriterium sei unter anderem festgelegt worden, dass im Umkreis von 1000 Metern um die Brutstellen herum keine Windanlagen mehr stehen dürfen, so Ziegeler. Somit wird der Platz für neue Windräder knapp – und die zusätzliche Fläche neben dem eigentlichen Eignungsgebiet gewinnt an Bedeutung.

Schützenhilfe bei der Umsetzung ihrer Pläne könnten die Cuxhavener von der Stadt Klötze bekommen. Denn die Gemeinde könnte bei der Regionalplanung einen Antrag darauf stellen, dass Windkraftanlagen auch außerhalb des vorgesehenen Bereichs errichtet werden können, wurde erklärt. Würden nach der Prüfung keine Einwände bestehen und das geplante Gebiet den Kriterien der Regionalplanung entsprechen, werde das Gebiet ausgewiesen. Ein Städtebaulicher Vertrag könnte mit dem Unternehmen PNE geschlossen werden, wurde als Angebot unterbreitet. Die Stadt Klötze müsste dabei keine Kosten tragen, sondern nur den entsprechenden Antrag bei der Regionalplanung stellen. Sollte es dafür grünes Licht geben, könnten übrigens auch Konkurrenten von PNE auf den Flächen planen.

Das wolle PNE aber selbst übernehmen und eine optimale Beplanung des Gebietes mit Rücksicht auf Menschen und Vögel vornehmen, war auf einer der Präsentationsfolien zu lesen. Erfolgen müsse zudem eine Abstimmung mit dem Betreiber des aktuellen Windparks.

Der Zeitplan, der dafür im Stadtrat präsentiert wurde, ist überschaubar: Bereits fertig seien nötige Gutachten. Im ersten Quartal 2019, so der Plan, könnte die Stadt Klötze den „Antrag auf Zielabweichungsverfahren“ stellen. Im zweiten Quartal des kommenden Jahres würde PNE die Projektentwicklung beginnen. Im dritten Quartal 2020 rechne man mit der Genehmigung aus Salzwedel. Und im vierten Quartal 2021 könnte die Inbetriebnahme erfolgen. Für die Region könnte sich der Bau lohnen, wie es hieß. Gewerbesteuereinnahmen würden fließen, regionale Unternehmen könnten Aufträge erhalten, Wege und Kabeltrassen verpachtet werden, wurden Beispiele genannt. Die regional erzeugte Energie würde von aktuell rund 32 Millionen auf knapp 108 Millionen Kilowattstunden steigen.